Tichys Einblick
Fukushima

10 Jahre nach dem Tsunami – die deutschen Medien haben nichts dazu gelernt

Viele Medien legen noch immer nahe, dass die 20.000 Tsunami-Opfer 20.000 Atom-Tote waren. Medienanalysen ergeben, dass die deutschen Medien im Gegensatz zu anderen seit Jahrzehnten systematisch Stimmung gegen Atomkraft gemacht haben.

Gedenkstein für die Opfer der Tsunami-Katastrophe in Kesennuma (Miyagi-Präfektur)

IMAGO / Kyodo News

In den Tagen der Katastrophe in Fukushima, im März 2011, war ich in Indonesien und betrachtete fassungslos die extrem unterschiedliche Berichterstattung der internationalen und der deutschen Medien. 

Die internationale Presse berichtete über den Tsunami, der rund 20.000 Menschen das Leben kostete, 120.000 Häuser zerstörte und eine halbe Million Menschen obdachlos machte. Das menschliche Leid, geschaffen durch eine Naturkatastrophe stand im Vordergrund.

Fukushima-Hysterie in deutschen Medien

Die deutschen Medien dagegen schufen eine Hysterie ohnegleichen, indem sie im Minutentakt über die Reaktor-Havarie berichteten und apokalyptische Untergangsszenarien aller Art nach Deutschland verbreiteten. 

Diese Medien haben es bis heute geschafft, dass den Menschen beim Stichwort Fukushima nicht der Tsunami, sondern die Havarie eines Atomkraftwerks einfällt. Auch bei der jetzigen Berichterstattung zum zehnten Jahrestag kamen die meisten Menschen aufgrund der medialen Manipulationen wohl nicht auf den Gedanken, dass die wirkliche Katastrophe ein Tsunami war, der 20 000 Menschenleben forderte. 

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Der Begriff Manipulation ist hier fast zu tief gegriffen. Man könnte auch noch das Wort menschenverachtend hinzufügen. Sie sind sich offensichtlich nicht zu schade im angeblichen Dienst für die Menschen, die Todesursache zu verfälschen, indem sie falsche Zusammenhänge herstellen.

Diese Einheitsberichterstattung war dann wohl auch die Blaupause für die Positiv-Hysterie bei der illegalen Einwanderung 2015. 

Die wirklichen Folgen des Reaktorunfalls

Nun, 10 Jahre nach dem AKW-Unfall, stellt sich heraus, dass alle Schreckensszenarien unberechtigt waren. Weder gab es nachweisbar viele Krebstote durch den Atomunfall, noch massenweise Fehlgeburten oder Missbildungen. Dies aber hatte die deutsche Medienlandschaft prognostiziert, indem sie die „Fachleute“ einlud, die genau das bestätigten, was die Medienmacher hören wollten. Mit betretenem Gesicht lauschten die Interviewer, den von ihnen bestellten Aussagen. Seit dieser Zeit sind in den Deutschen Medien kaum noch Pro-Atomkraft-Beiträge zu lesen. Währenddessen werden zum fassungslosen Staunen der deutschen Presse in der Welt unzählige neue Atomkraftwerke gebaut, weiter an sicherer Atomkraft geforscht. Auch mit dem Argument, dass nur dadurch Klimaschutz möglich sei. 

Deutschen Atomkraftwerken drohen keine Tsunamis. Trotzdem stieg Deutschland mit Verweis auf Fukushima aus der Atomkraft aus. Gleichzeitig will Deutschland die Kohlekraft loswerden.

Wie kam es zum deutschen Sonderweg?

Untersuchungen von Medienforschern zeigen, dass Journalisten überall in der Welt ein positives Bild von der Atomkraft hatten. Wegen der Ölkrise zu Beginn der 70er-Jahre betonten deutsche und amerikanische Medien die Sicherheit der Energieversorgung durch die Atomenergie. 

Wie Untersuchungen von Andre Modigliani von der University of Michigan dokumentieren, betonten deutsche und US-amerikanische Medien wegen der Ölkrise Anfang der 1970er-Jahre eine höhere Sicherheit der Energieversorgung durch die Nutzung der Atomenergie.

Bis Mitte der 70er Jahre war das auch in Deutschland so, das zeigen Untersuchungen von Hans Mathias Kepplinger von der Universität Mainz. Kepplinger wertet seit den 60er-Jahren internationale Medienberichte aus.

In Deutschland änderte sich das Verhältnis der Journalisten zur Kernenergie ab Mitte der 70er Jahre, bis die Stimmung durch den Atomunfall 2011 in Fukushima in eine mediale Hysterie umschlug, die allerdings nur in Deutschland stattfand.

Nachdem die Bevölkerung in den 70er Jahren noch pro Kernkraft war, änderte sich nach ein paar Jahren uniformer Negativ-Berichterstattung auch die Meinung der Deutschen. Die Einheits-Negativ-Berichterstattung, wie man sie sonst nur in autoritären Staaten kennt, zeigte ihre Wirkung.

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Dass dies nur in Deutschland so war, wird in den Medien bis heute entweder verschwiegen, oder die Außenseiterposition wird als reine Wahrheit, die Anderen leider nicht zugänglich ist, bewertet. Dabei wird die Vorstellung der Gehirnwäsche umgedreht: Nicht Deutschland wurde einer einheitliche medialen Gehirnwäsche unterzogen, sondern die ganze Welt unterliegt dieser Gehirnwäsche, außer natürlich Deutschland.
Wie kam es zu der Meinungswende?

Wie kam es zu der Meinungswende unter den Journalisten? Neue Fakten oder neue sachliche Erkenntnissen kamen ja nicht dazu, das legt ein Vergleich mit den Medien anderer Ländern nahe.

Was sich aber geändert hat ist, dass eine neue Journalistengeneration an die Schreibtische kam, nämlich die Generation der 68er, die sich bald der aufkeimenden Ökobewegung anschloss. Deren romantische Sichtweise der Technikkritik führte bald zu einer unisono Ablehnung der Kernkraft als zuverlässigen Energieträger. Kernkraftgegner wurden zum Motor der Ökologiebewegung, die medialen Herolde waren die jungen Journalisten, die in die Redaktionsstuben strömten und die Altredakteure ablösten.

Sie ließen immer seltener Wissenschaftler zu Wort kamen, die sich positiv über Atomkraft äußerten, immer mehr wurden die Risiken betont. An Experten, die die Risiken und Nachteile betonten, war kein Mangel.

Internationale versus deutsche Berichterstattung

Als es in den USA 1979 einen Unfall im Kernkraftwerk Three Mile Island gab, nahmen dies US-Medien nicht weiter tragisch. Als 1986 in Tschernobyl der Reaktor verunfallte, stand für die bundesdeutschen Medien der Weltuntergang bevor. Wie in Coronazeiten kam es zu Hamsterkäufen, in der großen Furcht vor dem Zusammenbruch der Welten.

US-amerikanische und französische Medien reagierten gelassen, insofern breitete sich in den Gesellschaften dort auch keine Panik aus. Wie immer zum Erstaunen der Deutschen, die ihre Hysterie für normal und alles Andere für sehr seltsam halten.

In Deutschland dagegen dominierten in den Medien Bilder von Protesten gegen Kernkraftwerke und gegen das geplante Endlager für AKW-Brennstäbe in Gorleben. Das Ergebnis war eine aufkeimende Angst in der Bevölkerung, die wiederum für die Medien Anlass war, noch intensiver über die von ihnen geschaffene Angst und die daraus resultierenden Proteste zu berichten.

Dieses Muster wurde bei der Explosion des Reaktors in Fukushima beibehalten. 

Nun in der Berichterstattung 10 Jahre später: Nichts dazugelernt. 

2011 in Endlosschleife. Es wiederholte sich das bekannte Muster: Im Gegensatz zum Ausland hätten deutsche Medien die Katastrophe nahezu unisono auf Deutschland übertragen, berichtet Kepplinger.

Die Intensität der erzeugten Hysterie und die Gleichförmigkeit der Berichterstattung und ihre Intensität machten es fast unmöglich, sich dem Deutungsanspruch der immer gleichen Medienmeinung zu entziehen.

Kepplinger schreibt, dass deutsche Medien nach Fukushima zwischen 9 und 18-mal so viele Forderungen nach einem Atomausstieg erhoben hätten wie Medien in Großbritannien und Frankreich.

Merkel folgt den Medien

Alsbald verlautete die Kanzlerin Merkel: „Die Nutzung der Kernenergie in Deutschland wird bis 2022 beendet.“ Sie sprach von Zerstörungen „apokalyptischen Ausmaßes“. Und folgte den Vorgaben der Medien, die nun des Volkes Willen endgültig weich geklopft hatten.

Ähnlich wie vier Jahre später bei der illegalen Einwanderungswelle hatten Merkel und die Medien die Vorstellung, bald würden alle anderen Länder folgen. Zu ihrem Erstaunen war das Gegenteil der Fall.

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Dass die Reaktorkommission der Bundesregierung in einem Gutachten festgestellte, dass deutsche AKWs sicherer sind als das japanische Kraftwerk und naturgemäß hier kein Tsunami stattfinden, störte schon keinen mehr.

Ein Untersuchungsbericht der UN 2013 stellte mittlerweile fest, dass aller Wahrscheinlichkeit nach keine Mensch aufgrund der Strahlung des Reaktors starb oder noch sterben wird. Dieser fundamental wichtige Bericht wurde damals laut Kepplinger von fast allen Medien totgeschwiegen.

Manchmal, lohnt es sich alte Artikel wieder zu lesen. Folgenden habe ich genau vor 5 Jahren geschrieben:

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