Was für ein langweiliger Wahlabend! Winfried Kretschmann bleibt grüner Ministerpräsident in Baden-Württemberg und kann sich seine(n) Koalitionspartner aussuchen – Marie Luise Dreyer bleibt roter Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und kann sich ihre(n) Koalitionspartner aussuchen. Die Bürger haben sich mehrheitlich für das Bekannte entschieden. Das Spitzenpersonal der CDU tat das seine, um die Amtsinhaber zu stabilisieren. Warum sollte jemand den mit dem Gestus des Landespatriarchen auftretenden Kretschmann durch eine Susanne Eisenmann ersetzen wollen, die sich vor allem durch abgrundschlechte Imageberater ausgezeichnet hat? Warum sollte jemand Dreyer durch Christian Baldauf ersetzen wollen, der linkisch-unsicher auftritt und jegliches Charisma vermissen lässt?
Beides war absehbar. Gleichwohl gibt es dennoch Signale, die nicht übersehen werden sollten.
Definitiv am Boden liegt die CDU – in beiden Bundesländern. Noch unter Teufel und Vogel quasi auf Regierung abonniert, hat es das drittklassige Personal der Parteikarrieristen und Sprechblasenproduzenten nun geschafft, den Stab dauerhaft abzutreten. 27,1 Prozent in Rheinland-Pfalz, 24,0 in Baden-Württemberg. Das sind Verluste in Höhe von bis zu fünf Prozentpunkten, nachdem die Union bereits in den Vorjahren kräftige Verluste hinnehmen musste. Merkel – Masken – müde Kandidaten. Es ist ein selbstverursachter Niedergang, der auch nicht dadurch aufzuhalten ist, dass ein Schmalspur-Generalsekretär in der Berliner Runde nur noch „Spalter, Spalter“ kräht, als Bernd Baumann von der AfD feststellt, dass die schwarze Koalition mit den Grünen nur die Grünen gestärkt hat. Rund 70.000 waren es allein in Baden-Württemberg.
Wenig zu sagen ist zur FDP. Als Trittbrettfahrer der rotgrünen Koalition in Rheinland-Pfalz hat sie weder gewonnen noch verloren. Bedeutet: Regiert die FDP mit, können ein paar wenige Parteimitglieder ihre Einkünfte als Minister aufbessern. Anders im richtigen Südwesten. Dort partizipierte die FDP am Niedergang der Union. Eine liberale Opposition war immerhin 10,5 Prozent wert. Aber eben auch nur eine liberale Opposition. Sollte die FDP in Stuttgart ampeln, wird sie schnell wieder bei den sechs Prozenten der 2016er Wahl landen.
Kein Bein an den Boden bekommen in Südwesten die Kommunisten. 3,6 bzw. 2,5 Prozent für die SED-PdL. Die frisch installierte, linksradikale Damenspitze wird daran nichts ändern. Dennoch durfte auch der Vertreter der Bedeutungslosen an der Berliner Runde teilhaben. Dort bekannten die Verlierer das Unübersehbare, verschönten sich die Nicht-ganz-so-heftig Verlierer und strahlten die Gewinner. Zuhören lohnt sich da kaum – das Niveau des Leierkastens wurde in 70 Jahren Bundesrepublik nicht besser. Immerhin allerdings konnten selbst die Verlierer ein Restquantum Trost vermelden: Die böse AfD hat verloren! Fast konnte man den Eindruck bekommen, dass die Wahl nur stattfand, um die AfD kleinzukriegen.
Bleibt zum Schluss dieser kurzen Betrachtung nur noch eines zu erwähnen: Der krampfhafte Versuch einer in Rot gekleideten Tina Hassel, über die öffentlich-rechtlichen Framing-Medien die Zukunft zu bestimmen. Beharrlich und wiederholt beschrieb sie die sogenannte Ampel-Koalition aus Sozialisten, klimagläubigen Kollektivisten und angegrünten Gelben als „bürgerliche Mehrheit gegen die Union“. Bürgerlich? Das ist an diesem Bündnis nicht einmal mehr der gelbe Klecks. Aber als Framing, um die dann ausgebürgerlichte Union nach ihrer angestrebten Verdrängung aus den Bundesministerien gleich der AfD zur radikalen Rechtspartei stempeln zu können, durchaus zielführend.