Tichys Einblick
blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 9 – Von linken Vögeln und rechten Vögeln

Mit dem Goldregenpfeifer findet endlich auch die Ornithologie ihren politisch korrekten Platz. Außerdem: Verdacht gegen eine diebische Corona-Elster. Der komischste Vogel der Woche aber ist Jens Spahn.

Die Wahlkampf-Saison hat begonnen, und vor allem die Spezialdemokraten tun alles, um den steilen Aufstieg der letzten Jahre halten zu können. TV-Wanderprediger Karl Lauterbach fährt Doppel-Schichten, so dass jedes Kind, das Corona hört, als Gegenmittel sogleich auch die SPD nennen kann. Parteichefin Saskia Antifa Esken verspricht eine zukünftig noch bessere Lebensqualität durch Verzicht auf Fliegen, Fahren, Fleisch – da will die SPD gerne ihren Teil dazu beitragen. Und wenn es durch höhere Steuern ist, die Genosse Scholz bereits in Aussicht stellt.

♦ Um rechtzeitig Broschüren und Papierfähnchen unters Wahlvolk bringen zu können, soll ab dem 1. März die Große Öffnung kommen. Kosmetiker, Fußpfleger, Nagelstudios und Zoos dürfen öffnen, auf dass eine gute Stimmung herrsche. Und weil der Frühling vor der Tür steht und der Garten nach neuen Blumen und Büschen ruft, lässt sogar Stahlhans Söder die Gartencenter aufsperren. Schön zu sehen, dass Söders Gattin auch noch ein Wörtchen mitzureden hat in Bayern!

♦ Trotzdem kommt die Obrigkeit ihrer Aufsichtspflicht in gebotener Strenge nach. Ordnungshüter jagen im Streifenwagen nicht maskierte Spaziergänger im Park (und fahren dabei fast ihre Kollegen über den Haufen), Hubschrauber kreisen drohend über unvermummten Joggern. In Berlin darf man zwar auf Bänken sitzen, nicht jedoch auf Wiesen. Im Bereich der Düsseldorfer Altstadt darf man stumm gehen, aber sich nicht hinsetzen.

♦ Nur gut, dass die Polizei sonst nicht viel zu tun hat. In Hamburg wurde der größte Schneefall aller Zeiten rechtzeitig vom Zoll verhindert, so dass die örtlichen Dealer eh keine Ware haben, und in Berlin sind zwar die Geschäfte zu, der Fachhandel im Görli (Psst… Wolle schöne Droge kaufen?) hat eine Sondergenehmigung. So bleibt genug Zeit, das schöne Bild vom Freund und Helfer aufzupolieren: Ick werd dir helfen, Freundchen.

♦ Das war vielleicht etwas zugespitzt, denn natürlich hat die Polizei vor allem in Berlin noch einiges zu „verfolgen und auszumerzen“, bevor die Rote Barbara, die Polizeipräsidentin Slowik, wieder ruhig schlafen kann. Denn oberste Priorität hat, trotz Corona, das „Verfolgen und Ausmerzen“ von „rechtsextremem Gedankengut in der Polizei Berlin“. Eine spezielle Ermittlergruppe soll „Verdachtsmomenten“ nachgehen und „Kennbeziehungen“ (also, ich kenne einen, der einen kennt) aufspüren. Dienstbeginn ist der 1. April. Das ist kein Scherz. Die Rote Barbara scherzt nicht.

♦ Gut, dass nun endlich auch der Vogel einer politisch korrekten Betrachtung zugeführt wird. Rechtzeitig warnt der Naturschutzbund Deutschland e.V., der wie die SPD seit 120 Jahren gegen den Faschismus kämpft, davor, den Goldregenpfeifer zum „Vogel des Jahres“ zu wählen. Denn der hässliche Vogel (‘ne wahre Schönheit ist er jedenfalls nicht) gelte den „Neuen Rechten“ als Wappenvogel. Wie perfide die Rechten einen aber auch täuschen können! Von wegen der (Reichs-)Adler gehört zu den Rechten wie Kuckuck und (Pleite-)Geier zu den Linken.

♦ Wo wir schon bei komischen Vögeln sind, ist dies der richtige Platz für Jens Spahn. Der fühlt sich offenbar so sicher in seiner Höhe wie ein Singvogel auf dem Südflug über Italien, nur weil die EU den Vogelfang verboten hat. Morgens singt er fröhlich sein Corona-Lied im Frühstücksfernsehen („Wir bleiben zu Hause“), begründet die Schließung der Gastronomie und warnt vor dem „Geselligsein“, abends wird er selbst beim Spendendinner mit Rinderfilet und Rotwein, dafür ohne Maske, zutraulich. Die Teilnehmer der fröhlichen Runde waren schließlich aufgefordert worden, 9.999 Euro für Spahns Bundestagswahlkampf zu spenden (10.000 wären meldepflichtig!). Hat BummBumm Jens bei Merkel die Wild Card? (P.S.: Sogleich fing sich der Jens übrigens Corona ein. Aber Corona ist halt – häufig, anders als im Frühstücksfernsehen immer behauptet – meist doch bloß eine bessere Grippe.)

♦ Was für Jupiter gilt, gilt auch für die Ochsen (oder war‘s umgekehrt?), dachten sich die Rindviecher der CDU in Sachsen-Anhalt und saßen mit 100 Mann (alte Schreibweise) ohne Masken und Abstand parteilich beisammen. Na und?, sagte der Generalsekretär, die Genossen von der SPD haben doch auch gemütlich zusammen gesessen.

♦ In dieser verdrostelten und vermerkelten Lage muss ein jeder mithelfen, gleich an welchen Platze ihn ein parteipolitisches Schicksal gestellt hat. Das dachte sich auch ein gewisser Nüßlein, Banker und Doktor der Rechte und außerdem das, was man in Berlin einen „Gesundheitspolitiker“ nennt. Als Vize-Chef der Unionsfraktion im Bundestag trägt der CSU-Mann zu Recht das Bundesverdienstkreuz am Bande, und bei Corona wirkte er tatkräfig wie im Verbogenen bei der Volksmaskenbeschaffung mit.

Nun möchte die Münchner Staatsanwaltschaft gerne wissen, was es mit einer Zahlung von mehreren Hunderttausend Euro eines Maskenherstellers als „Beraterhonorare“ an Nüßlein auf sich haben könnte.

Das Volk, der große Lümmel, spekuliert schon wieder. Ein Einzelfall, wie er aus der Kriminalistik seit 2015 bekannt ist?

♦ Einzelfall oder Symptom – noch mehr Sorgen sollte sich der gebeutelte Bundesbürger machen, dass an Hilfe dieses Mal nicht zu denken ist. Im Gegenteil kann er dankbar sein, dass unsere Regierung, dank Ursel und Annegret, über keine nennenswerten Kampftruppen verfügt, um auch andere Völker an ihrem Wesen genesen zu lassen. Das ist in Amiland, vom selben Irrsinn befallen, schon anders. GI Joe, gerade vier Wochen im Amt, lässt schon wieder herumbomben, wohl weil er sich davon den Friedensnobelpreis verspricht.

♦ Nachdem bei uns schon das Schreiben nach Gehör zu einer wahren Bildungsexplosion geführt hat, liefern progressive Pädagogen im Staate Oregon eine prima Idee, wie sich auch die Zahl der Ingenieure, Architekten und Raketenwissenschaftler leicht erhöhen lässt: die Ethnomathematik. Die dortige Erkenntnis: Die Vorstellung, dass Mathematik rein objektiv ist, ist eindeutig falsch und außerdem rassistisch, was man schon an der geringen Zahl der Colorierten in dem Fachbereich sehen kann. Deshalb gelten in Oregon auf die Frage „Was ist 2 + 2?“ mehrere Antworten, je nach ethnischer Herkunft. Das ist doch wenigstens gutgemeinter Rassismus.

♦ Auch Coca-Cola will ganz im Trend der Neuen Zeit „weniger weiß“ sein, was auf den ersten Blick schwer nachzuvollziehen ist, schließlich ist das Kaltgetränk, oberflächlich gesehen, schon so schwarz, schwärzer geht’s nicht. Aber gut, wir waren auch nicht bei der Schulungsveranstaltung.

♦ Verzeihen Sie uns die Wahlkampfhilfe, aber das wichtigste Argument, in Bund und Ländern SPD zu wählen, dürfen wir nicht unterschlagen! Um nach den etwas mageren Schulz-Jahren endlich den Großen Sprung nach vorn zu machen, will die SPD „die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland deutlich erleichtern“. Der Berliner Senat ist schon mal begeistert und ruft „Wir haben Platz!“. Schließlich hat sich durch den „Mietendeckel“ das Angebot an freien Wohnungen gerade halbiert. O, warten Sie …


Lesen Sie Stephan Paetow auch auf
https://www.spaet-nachrichten.de/

Die mobile Version verlassen