Laut der französischen Tageszeitung Le Figaro gibt es ein Umdenken bei britischen und französischen Verlagen. In den Texten der beliebten „Fünf Freunde“-Reihe („Le Club des Cinq“ auf Französisch, „Famous Five“ auf Englisch) waren in den 2000er-Jahren zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden, die – so glaubte man damals – dem Zeitgeist geschuldet seien.
Kirchenbesuch aus Buch entfernt
So habe man in den französischen Ausgaben etwa das „passé simple“, die Vergangenheitsform der gehobenen Schriftsprache, durch das Präsens ersetzt, Metaphern vereinfacht und den Fünf Freunden Mobiltelefone hinzuerfunden. „Mutter und Vater“ wurden bei den „sensitiven Textkorrekturen“ durch „Mama und Papa“ ersetzt (The Guardian). Vor allem aber, so der Figaro weiter, habe man die Texte „von all dem gründlich gereinigt, was dem ‚homo moralisator‘ des 21. Jahrhunderts politisch unkorrekt erschien“.
Verkürzte Fassungen ohne jegliche Substanz
Doch dieses „Marketing 2.0 der Marke Cancel Culture“, das den Verkauf der Bücher Blytons eigentlich ankurbeln sollte, sei dem Figaro zufolge nicht aufgegangen. Nun habe sich Jahre nach diesen „popularisierenden“ Entscheidungen der französische Verlag „Hachette“ entschlossen, die „verkürzten und jegliche Substanz vermissenden Fassungen zu stoppen“.
Schon kurz zuvor habe dieser monetäre Grund durch Umsatzrückgänge in Großbritannien zu den gleichen Ergebnissen geführt. Noch Anfang der 2010er-Jahre hatte die Leiterin der Sektion Kinderbücher des englischen Verlages Hodder, Anne McNeil,– „ganz Feuer und Flamme“ – erklärt, dass „eine Vereinfachung der Sprache den Kindern ermöglichte, sich besser in die Ermittlungen der Famous Five einbringen zu können“. Nach sechs Jahren enttäuschender Erfahrungen musste sie aber „schmerzlich feststellen, dass die grammatikalische Nivellierung und die vereinfachte Rechtschreibung ‚nicht funktioniert hatten‘“. Hodder verkauft jährlich mehr als eine halbe Million Exemplare der „Famous Five“-Bücher.
Dieser Beitrag erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.