Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 7 – Merkel „auf einem Ast, der absteigt“

Unter des Winters eisiger Faust sind die Klimakinder froh, dass es Dieselaggregate gibt. Die Corona-Front bröckelt und selbst die Mafia bewundert wohl schon Berlins Stadtregierung ...

‘Ohne Fastnachtstanz und Mummenspiel, ist am Februar auch nicht viel‘, dichtete kurz und knapp der geheime Staatsrat Goethe und wartete lieber ‘auf des Frühlings holden, belebenden Blick‘. Ja, der kannte unsere Merkel noch nicht, mit der ist immer viel, im Sommer, Herbst, Frühling oder Winter. Selbst eine Februar-Woche mit Merkel geht auf keine Kuhhaut und passt kaum in ein Gedicht. Trotzdem ein Versuch: Zwei Drittel haben inzwischen die Nase voll, finden Schul- und Geschäftsschließungen nicht mehr toll. Aber mit Blick auf kommende Wahlen, ignoriert Merkel sogar optimistische WHO-Zahlen. Denn selbst in Bayern finden ihren Söder die Wähler inzwischen immer … weniger gut (laut Welt-Umfrage verlor Söder 20% Zustimmung).

♦ Im großen Corona-Theater betraten vor der Pandemie völlig unbekannte Darsteller (außer Karl Lauterbach) die politische Bühne, etwa Tierarzt Wieler vom RKI. Nun stellt sich heraus, dass in Wahrheit unser Horst Seehofer die Strippen zog und apokalyptische Studien in Auftrag gab, um Regierungshandeln zu rechtfertigen. Damit dürfte es sich bei der Panikaufführung der letzten Monate wohl eher um ein Marionettentheater gehandelt haben.

♦ Freie Geister der Wissenschaft werden auf altbewährte Weise aus dem Weg geräumt, was gemeinhin klugerweise geräuschlos geschieht, aber Söder kann nicht leise, der kann nur laut. Weshalb die Süddeutsche den verehrten Herrn Ministerpräsident auch tadelte, als er einen Professor „aus seinem Pandemie-Gremium“ feuerte. Denn „jetzt haben die Corona-Leugner ihren Märtyrer“. Wenn Sie sich nun wundern, was mit „seinem Pandemie-Gremium“ gemeint sein könnte: Dr. Söder hat seinen eigenen, bayerischen Ethikrat gegründet, der „Dr. Markus Söder und die gesamte Staatsregierung in den entscheidenden Zukunftsfragen unserer Gesellschaft berät“. Aber eben nur so, wie es Dr. Söder gefällt.

♦ Jens Spahn bringt Widerwortler charmanter ins Glied zurück. So gab er dem Ehemann des Virologen Hendrik Streeck einen feinen Posten im Gesundheitsministerium, dass der Gatte fürderhin seine maßnahmenkritischen Kommentare einstellen möge.

♦ Mit klammheimlicher Freude berichtet die Integrationspostille „Zeit“, der schon der Handball wegen „100 Prozent kartoffeldeutscher Leistungsbereitschaft“ übel aufstößt, über einen empfindlichen Schlag gegen die verdammungswürdige deutsche Lebensart. So wurden in Delmenhorst acht Geschäftsleute, „alle angesehen und in der Stadt wohlbekannt“, von der Polizei beim Grünkohlessen aufgegriffen. Ohne Masken und Abstand. Die Zeit notiert stattdessen akribisch „Hinterzimmer“, „Geselligkeit“, „Alkohol“, „und auf einem großen Fernseher lief ein Fußballspiel“. Schlimmer geht nimmer.

♦ In Nürnberg und Jena fielen Teile der Fernwärmeversorgung aus, in Berlin blieben die Elektrobusse liegen, die Bahn ließ die Loks besser gleich im Schuppen. Unsere Klimakinder in Politik und Verwaltung waren offenbar völlig überrascht, dass es trotz der Prophezeiungen der Jünger Gretas im Winter kalt werden und schneien könnte. Die Klimajugendgruppe „FFF“ (– mit Spaß dabei) aus Graz ließ sich vom Wetter jedoch nicht davon abhalten, ihre frohe Botschaft zu vermitteln, derzufolge die Menschheit auf fossile Brennstoffe gefälligst zu verzichten habe. Weil Ökostrom aber nur zu „unvertretbar hohen Preisen“ verfügbar war, griffen die pfiffigen Buben und Mädels zum Betreiben ihrer Lautsprecheranlage einfach auf ein Dieselaggregat zurück.

♦ Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht (aufrechter Kämpfer gegen Rechts und Klima) stört, dass in China Verbrenner-Motoren gebaut werden sollen, während in deutschen Werken der Daimler AG massiver Stellenabbau droht. Durch den Umstieg zur E-Mobilität. Nun ist der Mann auch schon 55 Jahre alt und hat immer noch nicht kapiert, dass es „ein bisschen schwanger“ nicht gibt. Greta oder Auto, das ist und bleibt hier die Frage.

♦ Die linksradikalen Studentenverbände (AStA) der TU und HU Berlin sichern einem 19-jährigen Juso-Bengel namens Bengt volle Unterstützung im Kampf gegen eine „Rufmordkampagne“ rechter Kreise zu. Bengt hatte öffentlich über das Erschießen von Jungen Liberalen im Allgemeinen und Vermietern im Besonderen fühlosophiert. Das war doch ein Scherz! Wie damals in Kassel bei der Linkspartei. Da hatte man sich am Ende doch auch geeinigt, die Reichen nicht zu erschießen, sondern ins Gulag zu stecken.

♦ Überhaupt ist unsere Hauptstadt ein wenig wie Sizilien, nur kälter. So braucht der Berliner Flughafen weitere drei Milliarden Euro, für die man andernorts einen ganz neuen Flughafen bauen könnte, in Berlin wenigstens einen halben. Da staunt sogar die sizilianische Mafia, denn bei der ehrenwerten Gesellschaft kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass alleine Dämlichkeit zu solch einer Geldverschiebung von der öffentlichen Hand in viele private Taschen führen kann. Sollten wir die ehrenwerte Berliner Polit-Gesellschaft unterschätzt haben?

♦ Joe Biden ist bereits auf dem besten Weg zum Friedensnobelpreis. Er will, wie sein ehemaliger Chef und Vorgänger Obama, Guantanamo schließen.

♦ Ein Satz mit X, das war wohl nix. Der US-Senat sprach Donald J. Trump im Impeachment-Verfahren der Spezialdemokraten frei (57 zu 43 war zu wenig für eine Zweidrittelmehrheit). Ein Amtsenthebungsverfahren gegen einen sich nicht mehr im Amt befindlichen Präsidenten war denn doch genügend Republikanern zu dumm. Donald ist wieder oben auf und wird wohl seine Never-Ending-Wahlkampftour durch Sportstadien nahtlos fortsetzen.

♦ So weit ist es schon gekommen, dass Dr. Angela Merkel ganz ans Ende rutscht, dabei hat sie mit einem einzigen Satz die ganze Corona-Lage wie keine Zweite erfasst: „Wir sind auf einem Ast, der absteigt“, verriet sie ihrer liebsten ZDF-Stichwortgeberin Marietta Slomka. Hm. Eigentlich heißt es doch nichts Gutes, auf einem absteigenden Ast zu sitzen. Vor allem, wenn man den selber angesägt hat. Aber was verstehen wir schon.


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