Tichys Einblick
Hoffnung trotz Politik

Corona-Front: Söder, Merkel, EU und das autonome Virus

Söder kann an seiner Süd- und Ostfront nichts ausrichten, Merkel in ihrer grenzenlosen Rundumverteidigung auch nicht. Was die beiden natürlich von nichts abhalten wird, denn es geht ihnen ja nicht um Corona, sondern ihre persönliche politische Macht.

imago Images/MiS

Die 14-Tage-Inzidenz in Madrid wird bei 800 verortet. Restaurants und Geschäfte sind bis 21 Uhr offen, lediglich Stadtviertel mit noch höherer Inzidenz sind zu. So voll wie in Madrid, vor allem mit jungen Leuten, sind auch die Restaurants in Rom, wo die offiziellen Infektionszahlen pro 100.000 Einwohner auch höher sind als in Deutschland. Und das ist nur ein kleines Schlaglicht auf die Corona-Politik in der EU. Hartgesottene EU-Mandarine beklagen, dass es keine EU-Corona-Politik gibt. Na Gottseidank. Sonst liefe alles einheitlich so schlecht, wie es dem von Deutschland finanzierten französischen Fehlerprofil entspräche.

Merkel und der immer hektisch um noch mehr „Härte“ eifernde Söder drohen mit immer neuen Grenzschließungen, wo Nachbarstaaten ihrer Meinung nach zu „weich“ sind. Im Moment sind Tschechien und Tirol dran. An der Tiroler Corona-Front bringt Söder seine verbalen Truppen gegen die südafrikanische Mutante in Stellung, an der tschechischen Corona-Front gegen die britische. Wo wird er gegen die brasilianische aufmarschieren?

Dass Bayern an Napoleons Seite gegen Habsburg-Österreich gezogen war, brachte dem Herzogtum das Upgrade zum Königreich. Ganz in dieser Tradition soll Söders Übertrumpfen der Merkel’schen „Härte“ seinem Upgrade zum Kanzlerkandidaten dienen.

Die EU hatte sich unter Merkels Vorsitz im Herbst auf einen Ein-Wochen-Inzidenz-Wert von 50 „geeinigt“. Nun prescht Merkel – nach ihrem Maßstab im „nationalistischen“ Alleingang – wie Ziethen aus dem Busch mit dem Inzidenzwert 35 hervor.

Hätte es noch eines Beweises bedurft, welche Sackgasse die EU der Ever-Closer-Union ist, Corona hätte ihn erneut geliefert. Das Impfstoffdesaster spricht für sich. Was die Mitgliedsstaaten an Corona-Politiken betreiben, ähnelt sich in gleichen Fehlern, Paradebeispiele, die besser wären, fehlen. Vor allem in Westeuropa braucht es keine EU-Mandarine und EU-Eunuchen, die vereinheitlichen, der Druck der Einheitsmeinungsmedien bewirkt Politiker-Konformität.

Nun sagt der aktuelle Lagebericht der Weltgesundheitsorganisation WHO nach ntv: Die vierte Woche in Folge ist die Zahl der weltweit neu gemeldeten Fälle gesunken.

Und das obwohl: »… die WHO beobachtet eine „geografische Ausdehnung“ der Varianten. So sei B.1.1.7 mittlerweile in 86 Ländern nachgewiesen worden. Die zuerst in Südafrika entdeckte Variante 501Y.V2 sei schon in 44, und die Variante P.1 aus Brasilien bereits in 15 Ländern aufgetaucht.«

Da kann Söder an seiner Süd- und Ostfront nichts ausrichten, Merkel in ihrer grenzenlosen Rundumverteidigung auch nicht. Was die beiden natürlich von nichts abhalten wird, denn es geht ihnen ja nicht um Corona, sondern ihre persönliche politische Macht.

Eine Erklärung für das weltweite Corona-Abebben scheinen die Experten weltweit nicht zu haben. Was mich in meinem Empfinden von Anfang an bestärkt, dass solche neuen Krankheitserreger alles andere sind als durch den Menschen „besiegbar“. Im Umgang mit ihnen kann die Menschheit allerdings besser werden, in der Behandlung der Erkrankten vor allem. Die Hygiene in Krankeneinrichtungen, die schon seit Jahrzehnten fast überall grob vernachlässigt wird, weil dafür und für alles andere nicht nur im britischen System Public Health, sondern auch in den halb staatlichen, halb privaten Krankensystemen in anderen Ländern und Gesellschaften die Prioritäten fehlen.

Meine Internet-Bekanntschaft, der Ex-Grüne Chris Veber aus Innsbruck, schrieb gestern: Unmögliches ist nicht zu erreichen.

Folgende Dinge sind unmöglich: einen Virus ausrotten, der weltweit in menschlicher und tierischer Population vorkommt. Die menschliche Gesellschaft in konsequenter Abschottung überleben lassen. Krankenhäuser als bankrotter Staat betreiben.
Logische Konsequenz muss daher sein zu akzeptieren, mit dem Virus zu leben. Altenheime und deren Personal (auch die Reinigungskräfte) konsequent testen. Luftfilter in Schulen einbauen. Gratis Taxifahrten für Senioren. Sofortige Beendigung des lockdowns und aller Einschränkungen des Zusammenlebens. Zur Erinnerung, nur 400 Menschen, die an/mit Covid gestorben sind, waren unter 65.
Die Alternative: Erstarren in Angst vor unausweichlichen Mutationen. Eine verlorene Generation Kinder und Jugendlicher. Soziale Unruhen aufgrund Massenarbeitslosigkeit. Zehntausende Tote durch unterlassene medizinische Vorsorge und Behandlung. Dauerausnahmezustand und Demokratieverlust.

Nicht zum ersten Mal stimme ich ihm zu.

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