In den vergangenen 30 Jahren war die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, von fast zwei Milliarden auf 698 Millionen gesunken. Das ist umso bemerkenswerter, weil die Weltbevölkerung in diesem Zeitraum von 5,32 Milliarden auf 7,38 Milliarden gestiegen ist, also um fast 40 Prozent.
Es ist damit zu rechnen, dass die meisten Medien im Jahr 2021 massiv über das Steigen der weltweiten Armut berichten werden. Das ist auch gut so, aber leider hat der viel stärkere Rückgang der Armut in den Jahrzehnten zuvor weitaus weniger Aufmerksamkeit gefunden. Die meisten Menschen haben sogar, wie Umfragen zeigen, den Eindruck, dass Hunger und Armut auf der Welt ständig zunehmen, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. Der Harvard-Wissenschaftler Steven Pinker hat immer wieder nachgewiesen, dass die objektiven Daten und die subjektive Wahrnehmung der Menschen zu Themen wie Hunger und Armut weit auseinandergehen. Ein Grund dafür ist: Für viele Medien gilt immer noch der alte Grundsatz „Only bad news are good news“. Und „bad news“ sind besonders dann gut, wenn man dem „Kapitalismus“ die Schuld geben kann.
Insbesondere kann man fast wöchentlich in den Medien lesen, dass die „Schere zwischen Arm und Reich“ immer weiter auseinandergehe, obwohl das im Weltmaßstab nicht stimmt. Viel wichtiger als die Frage nach dem Abstand zwischen Arm und Reich ist, wie stark die Zahl der Armen zurückgeht. Der linke französische Ökonom Thomas Piketty meint, die letzten drei Jahrzehnte seien besonders schlimm gewesen, weil in dieser Zeit der Abstand zwischen Armen und Reichen besonders stark gestiegen sei. Das ist geradezu zynisch. Denn genau die Jahrzehnte, die laut Piketty die Schlimmsten waren, waren ja für die Armen auf der Welt die besten, denn niemals in der Weltgeschichte ist die Zahl der Armen so schnell und so stark gesunken wie in diesem Zeitraum!
China und Vietnam
Dies ist vor allem der Einführung von Privateigentum und Marktwirtschaft in dem mit 1,4 Milliarden Menschen bevölkerungsreichsten Land der Welt zu verdanken, in China: Hier sank die Zahl der Menschen in extremer Armut von 88 Prozent im Jahr 1981 auf heute unter ein Prozent. Übrigens stieg die Zahl der Milliardäre in diesem Zeitraum in China so stark wie nirgendwo sonst auf der Welt und heute gibt es in China mehr Milliardäre als in jedem anderen Land der Welt, mit Ausnahme der USA. Das zeigt, dass steigender Reichtum der Reichen und starker Rückgang der Armut keineswegs ein Widerspruch sind. Ähnliches gilt für Vietnam, ein Land, das sich zwar – so wie China – sozialistisch nennt, aber tatsächlich zunehmend kapitalistischer wird. Auch dort ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, stark zurückgegangen und liegt heute bei unter zwei Prozent. Auch Vietnam beweist: Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung, vor allem im Kampf gegen Hunger und Armut.
USA und Venezuela
Viele Medien berichteten in den letzten Wochen in großer Aufmachung darüber, dass in den USA 50 Millionen Menschen hungern – dies sei ein Ergebnis der Corona-Krise und von Trumps Politik sowie natürlich des Kapitalismus. Doch die Behauptung, dass Dutzende Millionen US-Amerikaner angeblich hungern, ist keineswegs neu. Schon vor 12 Jahren wurde aus gleicher Quelle behauptet, dass 35 Millionen US-Amerikaner hungern – die Zahl hat schon damals nicht gestimmt (siehe dazu diese Quelle).
Sehr viel weniger berichten die Medien dagegen über den Hunger im sozialistischen Venezuela. Venezuela hat eine Bevölkerung von 32 Millionen. Nach Angaben der Vereinten Nationen leiden 4,4 Millionen davon unter Wassermangel, 3,7 Millionen haben zu wenig zu essen, 2,8 Millionen fehlen notwendige Medikamente.
Und 3,4 Millionen, also mehr als zehn Prozent der Menschen, sind bereits vor dem Sozialismus geflohen, viele aus Hunger.