Haben Sie Karl Lauterbach schon mal lächeln oder gar lachen sehen? So eine Gemütsregung ist beim durch die Talkshows tingelnden Sozialdemokraten eher so selten wie eine Mondfinsternis. Und doch haben sich die Wolken am Nachthimmel zur Seite geschoben und ist es geschehen: Das E-Mail-Portal gmx.de zitiert aus der Augsburger Allgemeinen, die am Montag samt Lauterbach Interview erscheint, und bebildert seinen Artikel mit einen lächelnden Lauterbach.
Einnehmend freilich ist dieses Lächeln ganz und gar nicht. Lauterbachs hochgezogene Mundwinkel haben etwas Gespenstisches. Aber warum grinst er überhaupt so angetaut? Gegenüber der Zeitung hat er es erzählt: Er möchte sich von der Corona-Pandemie seinen Humor nicht vermiesen lassen: „Auch in einer Pandemie hilft Humorlosigkeit nicht weiter. (…) Ohne Selbstironie oder Sarkasmus an der einen oder anderen Stelle übersteht man das nicht.“
Er wünscht sich aus seinem Gefrierbeutel heraus, einmal in einer Satire-Show als Gast aufzutreten. „Ich will damit zwar nicht meine Arbeit auf die Schippe nehmen, aber es wäre ein dramatischer Verlust an Lebensqualität, wenn man seinen Humor verlieren würde.“ Und er sagt auch gleich, wer ihn am liebsten einladen solle: die heute-Show oder Jan Böhmermann.
Böhmermann schickte er seine Bewerbung im Vorfeld schon einmal per Twitter aus der Kältekammer: „Die Querdenker-Oma: Ganz grosse Klasse. Harter, tiefschwarzer Humor, intelligent. Der Song des WDR Kinderchors bei @janboehm(…)“
Aber denken wir diese Bewerbung direkt von der Stempeluhr der Leichenhalle weg einmal zu Ende: Der Trauerkloß der SPD möchte die Menschen bei Böhmermann also mit Späßchen auftauen. Am liebsten mit hartem, tiefschwarzem Humor. Wie wäre es, er würde im Chor mitsingen? Beispielsweise diese Textzeile aus dem von Lauterbach per Twitter so gefeierten Oma-Video: „Meine Oma liegt seit vorgestern im Koma, im Koma, im Koma.“
Mal von dem gruseligen Porträt eines lächelnden Lauterbachs abgesehen, bringt Lauterbach für die Zeitung tatsächlich eine Humoreinlage der ganz besonderen Art, er bemüht sich also redlich: Er sei ja häufig und seit „20 Jahren“ in Talkshows unterwegs. In diesem Jahr hätte er in Sendungen mit seiner Teilnahme „die Diskussion über das Virus in Deutschland als qualitativ sehr hochwertig erlebt. Durch die vielen Talskhows, Sondersendungen und in den Qualitätszeitungen haben wir meist eine hervorragende Berichterstattung. Das hat uns sicher geholfen, die Pandemie in der ersten Welle so gut zu bewältigen.“
Jetzt könnte man denken, das alles wäre der Versuch von Karl Lauterbach, seinen Ruf als größter Miesepeter der Nation irgendwie kosmetisch zu bereinigen. Aber was Lauterbach da macht, ist absolut stringent: Dieser Sozialdemokrat hat einfach nur die nächste Stufe seiner apokalyptischen Erzählung eingereicht, das nächste Tor hat sich geöffnet: Es wird schriller. Ein hysterischer Humor wie zu Hoch-Zeiten der Pest, die nächste Stufe wäre hemmungsloser öffentlicher Sex mit Jedermann und Böhmermann.
Textlich orientieren wird er sich möglicherweise an den Oma-Umweltsau-Liedern und kurzerhand auf die Klänge dieser eingängigen Melodie frostig umdichten:
Wir spielten mit Merkel Canasta
Und hatten Corona an Bord
Bei Maischberger, Will, Plasberg und Illner
War Lauterbach immer an Bord
Ahoi! Covidioten, Ahoi, ahoi