Weiteres Aus eines Betriebes aus der Metallindustrie in Nordrhein-Westfalen: Am 30. September 2021 soll Schluss sein mit der Produktion von Grobblechen bei Thyssen-Stahl in Duisburg-Hüttenheim. Das 1963 gegründete Werk, das Stahlbleche für Bauindustrie, Schiffbau und Pipelines produziert und 1970 vom Thyssen-Konzern gekauft wurde, wird stillgelegt. 800 Mitarbeiter sind betroffen, 90 Prozent von ihnen sollen in anderen Thyssen-Standorten untergebracht, der Rest über Altersteilzeitregelungen abgefunden werden.
Der Vorstand von Thyssen-Krupp beginnt jetzt mit den Planungen, um das Werk stillzulegen. Es bewege sich seit langem in einem äusserst schwierigen Marktumfeld, heisst es, und schreibe seit Jahren rote Zahlen.
Auch die Oberbürgermeister von Bochum, Essen, Duisburg und Dortmund forderten im Herbst Staatshilfen. Doch die, so Thyssen-Finanzvorstand Klaus Keysberg in einem Interview mit der Rheinischen Post, seien kein geeignetes Mittel, den Stahlbereich zu unterstützen. Darauf habe man sich »nach intensiver Prüfung mit der Bundes- und Landesregierung« verständigt. Die Kosten sollten vielmehr gesenkt werden.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund wirft Thyssen-Stahl schwere Managementfehler vor. In Duisburg werde Stahl unter ökologisch besseren Bedingungen als woanders produziert. Der DGB vergisst allerdings, die deutlich höheren Kosten dazu zu nennen, die die Produktion ausserhalb jeder Konkurrenzfähigkeit stellen.
Damit geht die Zerstörung des traditionsreichen Stahlherstellers weiter. Im Frühjahr noch hat die Konzernspitze versucht, einen Käufer für das Grobblech-Werk zu finden. Doch dieser Versuch scheiterte, als die Saarstahl AG absprang. Die WAZ berichtet aus einem Schreiben des Stahlvorstandes an die Mitarbeiter: »In den letzten Monaten konnte trotz intensiver Suche kein Käufer gefunden werden, der den Geschäftsbereich fortführen würde.«
Thyssen-Stahl wird bereits seit Jahren in einer Zangenbewegung zerrieben. Die Produktion werde zunehmend nach Indien und China verlagert, berichten Fachleute, dort wachse auch der Bedarf. Gleichzeitig verteuere die Bundesregierung die Kosten für Energie in einem solch exorbitanten Ausmass, dass sich kaum ein Werk mehr lohne. Es gebe zwar Ausnahmen des Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG), die aber reichten bei weitem nicht aus, damit sich der Betrieb lohnt. Zusätzlich steigen die Kosten der vielen Auflagen, mit denen die schwarz-grüne Bundesregierung die Unternehmen drangsaliert. Letztlich wirke die Coronakrise wie ein Brandbeschleuniger; die Nachfrage nach den Produkten aufgrund sei dramatisch eingebrochen.