Es ist ein Schock – ein Schock, mit dem Deutschland nicht gerechnet hätte. Nachdem die Erhöhung des Rundfunkbeitrags an Sachsen-Anhalt gescheitert ist, droht der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Buhrow mit Programmkürzungen. Auf der Straße irren verwirrte Menschen umher und fragen sich, ob das die 86 Cent wirklich wert waren. Was ist, wenn die Fernsehmacher das Programm abends abschalten? Was machen wir denn dann, wenn wir nur noch 20 andere Sender, Amazon Prime, Netflix und YouTube zur Verfügung haben? Was ist, wenn der Tatort gekürzt wird – was sollen die ganzen Zeitungen machen, die darüber jede Woche je drei Rezensionen schreiben. Oder – Gott bewahre – die Nachrichten werden gekürzt? In unserer Zeit ist es doch beinahe unmöglich, sich anderweitig zu informieren, geschweige denn so qualitativ hochwertig.
Was nun? Erst kündigt der Spiegel an, die Bento einzustellen. Jetzt wollen die Öffentlich-Rechtlichen das Programm kürzen, was kommt als nächstes – „Merkel droht Rücktritt an“?
Aber Buhrow ist nicht der einzige Rundfunkmann, der so abscheuliche Dinge androht. Der ZDF-Intendant Thomas Bellut ließ ähnliches verlauten: „Das ZDF könnte seine Wirkung als größter Auftraggeber auf diesem Markt nicht mehr wie bisher entfalten“, da das Scheitern der Beitragsanpassung „die ohnehin von der Pandemie gebeutelte Branche massiv und nachhaltig“ treffe. Und jetzt ist der Punkt erreicht, wo ich es wirklich endgültig mit der Angst zu tun bekomme – denn Illner wird vom ZDF produziert. Und nicht nur sie. Was würden wir tun, wenn Markus Lanz sich nicht mehr bei den Politikern für uns einschleimen würde? Und dann auch noch Logo!, die Kindernachrichten des ZDF.
Dabei verbinde ich so zahlreiche Erinnerungen von Kindesbeinen an mit dem ZDF. Als ich endlich alt genug war, länger als für das Sandmännchen nötig aufzubleiben, da durfte ich endlich Logo! gucken. Nach langem Quengeln wurde es mir endlich erlaubt und ich hatte keine Ahnung worum es ging. Denn Logo! fördert ja schließlich die Kinder, darum werden dort auch anspruchsvolle Themen wie der Israelkonflikt und der Schattenkrieg zwischen Russland und der Ukraine erklärt. Ich wusste weder so wirklich, wo die Länder sind, noch was diese Konflikte in der Realtität genau bedeuten. Aber als Kind hat man noch diese ausgeprägte Vorstellung von Gut und Böse, schwarz und weiß.
Ich habe noch so viel mehr zu verdan-, nein, eigentlich war es das schon … Nachdem ich aus dem Logo!-Alter raus war, gab es keinen Grund mehr, ÖRR-Fernsehen zu schauen.
Meine Eltern haben ab und zu mal die Abendnachrichten geschaut, aber auch nur höchst selten. Ansonsten war mein Papa vor seiner Zeit. Wir haben nämlich zig Lautsprecher und Bässe im Wohnzimmer verteilt und dafür eignen sich nur gekaufte Filme und Serien. Und nachdem die GEZ für alle eingeführt wurde, hat mein Papa eh alle Kabel getrennt, mit denen wir Fernseh-Signale empfangen könnten. Die Zukunft der Unterhaltung und Informierung findet im Internet statt – auch für die, die den ÖRR tatsächlich noch schauen. Auf den Tatort und die Abendnachrichten kann man nach etwas umgewöhnen auch verzichten, den Ersatz dafür findet man auch woanders. Die Jüngeren schalten aufs Internet um, die Älteren auf den nächsten Sender. Also seien wir ehrlich: die einzigen, denen so eine leere Drohung Angst macht, sind die Politiker, die befürchten ihren Wahlkampf in Zukunft wieder selbst organisieren und finanzieren zu müssen.