Tante Anneliese empfahl ihren um Trinken bettelnden Nichten und Neffen bei ausgedehnten Wanderschaften immer einen Stein in den Mund zu nehmen um darauf herumzulutschen, das würde den Durst schon stillen. Sigg-Flaschen oder ähnliches gab es damals noch nicht und eine Feldflasche mitzuschleppen wäre der Tante auf einem nur zweistündigen Spaziergang nun wirklich zuviel „tamtam“ gewesen.
Gute Ratschläge sind das eine – den Nichten und Neffen der kinderlosen Tante hat es auch nicht geschadet – aber so ein Tipp irgendwo herübergeweht aus dem Pfadfinderabenteuer ist noch einmal etwas anderes, als das, was die Bundeskanzlerin gerade den zugewanderten Kindern in Deutschland und denen, die hier schon länger leben, wärmstens empfohlen hat:
Angela Merkel hat leicht reden, ihr Kanzleramt nämlich verfügt sogar outdoor unter den Auffahrtrampen über eine Bodenheizung von Döring Heiztechnik GmbH, wie man einem neugierigen Bild-Artikel entnehmen konnte. So etwas gibt es selbstredend nicht an den maroden deutschen Schulen. Es gibt im Gegenteil heute kaum Eltern, die nicht mindestens einmal während der Schulzeit ihrer Sprösslinge mehr oder weniger in Gruppenzwang dazu aufgefordert wurden, irgendwelche Schulräume zu streichen, Mobiliar zu renovieren oder sonst wie Aufgaben zu übernehmen, für die von Staatswegen kein Geld mehr vorhanden wäre.
Frieren im Winter? Merkel hat eine rentier-weihnachtlich anmutende Superidee: „Man muss sich vielleicht wirklich noch etwas Wärmeres zum Anziehen mitbringen“, rät sie auf deutsch ihren türkischen und türkischstämmigen Berliner Zuhörern. Und wer immer noch frieren würde, bekommt noch eine weitere prima Trümmerhausfrauenweisheit mit auf den Weg: „Vielleicht macht man auch mal‘ ne kleine Kniebeuge oder so oder klatscht in die Hände, damit man ein bisschen warm wird.“
Diese neuerliche Posse rund um Kniebeugen wie aus einer kargen Heilanstalt und Pullovern wie auf der Flucht erinnert ein stückweit auch an Thilo Sarrazin, der für ähnliche Tipps vor zwölf Jahren von den etablierten Medien richtig die Hucke voll bekommen hat. Was hatte der damalige Berliner Finanzsenator in Nachkriegslyrik zum Besten gegeben? Sarrazin empfahl den Berlinern angesichts steigender Energiepreise es doch so zu machen: Temperatur runterdrosseln und warm anziehen. Pulloverfront gegen astronomische Heizkosten. Er selbst hätte die 16 Grad zu Hause gut überlebt, hieß es damals unterkühlt vom kälteresistenten Thilo Sarrazin.
Ob Angela Merkel im FDJ-Ferienheim oder anderswo nur dank Kniebeugen Frostbeulen vermieden hat, ist nicht überliefert. Sehr wohl aber die Empfehlung eines anderen großen Ratgebers: Fidel Castro, der verstorbene „Maximo Lider“ Cubas empfahl seinem Volk zu Lebzeiten live im Fernsehen irgendeinen energiesparenden Schnellkochtopf oder etwas ähnliches, den er höchst selbst vorführte. Wäre das Wasser knapp geworden, hätte er ganz sicher auch Annelieses Steine gelutscht oder mit der Kanzlerin Pullover gestrickt gegen Corona. Venceremos!