Tichys Einblick
Von der EU-Kommission toleriert

„Goldene Pässe“ und Visa für Afrikas Reiche

Mit Staatsbürgerschaften lassen sich große Geschäfte machen - eine wachsende Zielgruppe sind reiche Afrikaner.

imago images / ZUMA Wire

Für zahlreiche Staaten ist der Verkauf von Staatsbürgerschaften ein einträgliches Geschäft. Nicht nur EU-Staaten wie Zypern, Malta, Portugal, Griechenland und Bulgarien verkaufen „Goldene Pässe“ an Personen gegen festgelegte Zahlungen oder Investitionen, ohne dass eine Bindung an den Staat besteht.

Wie die meist gut informierte Zeitschrift „Jeune Afrique“ in ihrer Dezember-Ausgabe 2020 berichtet, vermittelt der Staatsbürgerschaftsmakler Henley & Partners in London auch Pässe an vermögende Nigerianer, Südafrikaner, Kenianer, Senegalesen und Bürger aus der Côte d’Ivoire.

Apex Capital Partners – mit Niederlassungen unter anderem in Russland, Montenegro, St. Kitts and Nevis, St. Lucia, Dominica und Zypern – plant in den nächsten Monaten auch in Afrika ein Büro zu eröffnen. Der Gründer von Apex, Nuri Katz, begründet dies mit dem großen Anstieg von Dollar-Millionären auf dem Kontinent und der schlechten Infrastruktur in den Bereichen Gesundheit und Bildung.

EU-Eintrittskarten über die Karibik

Zu den beliebtesten Zielen zählen zum Beispiel auch Antigua, Dominica, Grenada, St. Lucia sowie die Inselstaaten im Pazifischen Ozean Tuvalu und Vanuatu. Die Regierung von St. Lucia hat seit September 2020 sechzig Pässe an reiche Nigerianer ausgestellt. Pässe von Vanuatu gäbe es für 130.000 Dollar und diese Pässe böten das beste „Kosten-Nutzen-Verhältnis“. Der Pass werde innerhalb eines Monats frei Haus geliefert. Der Inhaber des Passes darf in 130 Länder ohne Visum einreisen. Pässe der karibischen Inseln Dominica und Grenada böten gegen 100.000 bzw. 200.000 Dollar eine zweite Nationalität für die ganze Familie mit Reisefreiheit nach 140 Destinationen, darunter auch EU-Staaten.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Das sei günstiger als der Kauf eines europäischen Passes bzw. einer Aufenthaltsgenehmigung in der EU. In Portugal sei das Mindestgebot 350.000 Dollar (seit 2012 soll Portugal nach einem Bericht der Anti-Korruptions-NGO „Global Witness“ in Brüssel mehr als 22.000 Aufenthaltsgenehmigungen – eine Vorstufe zur Staatsbürgerschaft – verkauft und fünf Milliarden Euro damit eingenommen haben) und in Malta sowie Zypern müsse der Antragsteller mehr als eine Million Dollar investieren. (In Malta musste die Journalistin Daphne Caruana Galizia ihre Recherchen um die Korruption beim Verkauf von Staatsbürgerschaften 2017 mit dem Leben bezahlen. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt.)

Diese Destinationen ersetzen Großbritannien, das den Reichen als Gegenleistung für Investitionen in Höhe von mehreren Millionen Pfund einen Wohnsitz, aber keinen Pass anbietet.

Auch Griechenland bietet seit sieben Jahren „Goldene Visa“ an, wenn für mindestens 250.000 Euro Immobilien gekauft werden. Mit dem Visum ist Reisefreiheit in 26 Länder des Schengenraums verbunden. Damit könnten nach dem Brexit auch vermögende Briten frei im Schengenraum reisen.

Neben Henley & Partners und Apex Capital Partners bietet die Anwaltskanzlei „La Vida Golden Visa“ mit Niederlassungen in London, Dubai und Hongkong zahlungskräftigen EU-Ausländern ihre Dienste zur Erlangung von Aufenthaltstiteln und Pässen an. Offenbar wird die zwielichtige Visa-Passvergabe an EU-Neubürger von der EU-Kommission immer noch toleriert.


Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018. Drei Nachauflagen folgten 2019 und 2020. Gesamtauflage : über 30.000 Exemplare. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

Die mobile Version verlassen