Ebersberg bei München gehört zu den wohlhabendsten Orten in Deutschland: Hohe Einkommen, kaum Arbeitslosigkeit, hohe Immobilienpreise. Seit der vergangenen Woche gibt es in der Stadt mit ihren gut 13 000 Einwohnern ein bevorzugtes Gesprächsthema: Der Landkreis mietete eine Stadtvilla mit 250 Quadratmeter Wohnfläche und einem 1700 Quadratmeter großem Garten in der Ignaz-Perner-Straße an – um dort ab 2021 zwölf bis 14 jugendliche Asylbewerber unterzubringen.
Die Kosten der Immobilie im so genannten Millionärsviertel liegen bei 2.800 Euro monatlich, der Vertrag läuft bis Oktober 2023. Der Landkreis ist verpflichtet, die ihm zugewiesenen Asylbewerber unterzubringen.
Wohnraum in Ebersberg ist knapp, die Behörde fand offenbar keine andere Unterbringungsmöglichkeit. Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) ist offenbar konsterniert, dass das Landratsamt ihn erst auf Nachfrage informierte. „In der Bevölkerung gibt es schon sehr viel Murren darüber“, sagt Toni Ried, Kreisrat der freien Wähler und stellvertretender Landrat in Ebersberg: „Wir müssen darauf achten, dass wir ein richtiges Maß finden.“ Die Anmietung der Villa in Bestlage findet er „überzogen“. Allerdings könne er den Landrat auch verstehen: „Er ist bedrängt worden, eine Unterkunft zu finden.“
Die Frage ist, welche Signale davon ausgehen, wenn jugendliche Asylbewerber steuerfinanziert Wohnverhältnisse angeboten bekommen, die sonst nur für Angehörige der Oberschicht zugänglich sind. Der marktübliche Preis für eine Villa mit Grundstück in dieser Gegend liegt im siebenstelligen Bereich.
Allerdings machen die Mietkosten bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen nur einen Teil der gesamten Betreuungskosten aus. Sie belaufen sich manchmal auf einen hohen vierstelligen Euro-Betrag pro Person und Monat.