Hurra, Corona ist wieder vorbei. Jedenfalls für einen Abend bei Hart aber Fair, denn dieses Mal ist der andere Weltuntergang Thema, gegen den sofort etwas getan werden muss. Nein, nicht Rechtsextremismus. Nein, nicht fehlendes Gendern. Ja, genau, Klimawandel.
Es fängt wenigstens mit jemandem an, der sich in dem Thema auskennt: Antje Boetius, Meeresbiologin und verantwortlich für die Koordination einer einjährigen Arktisexpedition des Forschungsschiffs „Polarstern“ in die Arktis. Sie gibt den Tenor für den Abend vor: Wir könnten die letzte Generationen sein, die ein Sommer-Eis in der Arktis erleben. 10 Prozent aller Menschen leben an der Küste. Ein Ansteigen des Meeresspiegels – möglicherweise sogar schneller als gedacht – wäre für sie katastrophal.
So weit so bekannt, so betroffen, so abgedroschen. Wir haben mittlerweile alle mitbekommen, das das Abschmelzen des Eises ein Problem ist. Viel wichtiger ist: Was machen „Wir”?
Auf eine Nachfrage von Plasberg hin wird Brinkhaus dann sagen, auch Vegetarier und Fahrradfahrer seien das Rückgrat des Landes. Praktisch wenn man zwei Rückgrate hat, da kann man eines verbiegen und trotzdem seinen Stolz bewahren. Eine wichtige Eigenschaft in der Politik unserer Zeit.
In seinem Versuch, für den kleinen Bürger und seine kleinen Sorgen nach Arbeit, was zum Fressen und einem fahrbaren Untersatz Verständnis aufzubringen, wirkt er noch viel überheblicher, als es die „Klimaaktivisten” Carla Reemtsma (Zigaretten) schaffen kann, wenn sie wieder einmal von „institutionellen Rahmenbedingungen“ spricht, die es zu verändern gilt. Denn ja, auch sie ist von der Partie an diesem Abend der Diskussionsmüdigkeit. Besonders gerne diskutiert sie mit Brinkhaus: Sie wirft der Union vor, nichts für den „Klimaschutz” getan zu haben, er antwortet, man habe tolle Programme ins Leben gerufen. Sie antwortet, es sei nicht genug. Die Diskussion ist schwergängig: Alles was es jemals zum Thema Klimawandel zu sagen geben könnte, wurde schon anderswo gesagt, und für eine Diskussion über die richtigen Wege die „Klimaschutzziele” zu erreichen, scheint niemand vorbereitet zu sein. Reemtsma legt ein bürokratisches Subventionsprogramm vor, um die genutzte Wohnfläche zu halbieren. Die Wohnungen der anderen halbieren, so stellen sich reicher Leute Kinder Klimapolitik vor und man darf nicht lachen, weil Brinkhaus mit zwei Hybriden pro Haushalt das selbe will.
Da stört einzig der Unternehmer Dirk Spenner ein wenig. Er ist Chef des Unternehmens Spenner Zement. Er ist der designierte Sündenbock des Abends, der sich rechtfertigen muss, dass seine Industrie im Besonderen und die deutsche Industrie im Allgemeinen zu viel CO2 produziert. Denn weltweit werden 8,5 Prozent des emittierten CO2 durch den Verkehr verursacht, aber satte 6,8 Prozent des CO2 werden durch die Zementindustrie verursacht. Was würde es bringen die Produktion in Deutschland ein kleines bisschen effizienter zu machen, wenn die Hälfte allen Zements in China produziert und verbraucht wird? Spenner will klimafreundlicher produzieren, merkt aber an, dass er dafür große Mengen Strom und Wasserstoff braucht. Brinkhaus prahlt mit Förderprogrammen der Regierung für das Bauen mit Holz. So als wäre ein Holzgebäude eine tolle neue Innovation.
Um es zusammen zu fassen: Alle sind sich einig bei Hart aber Fair, es muss mehr fürs Klima gemacht werden und es muss mehr Strom aus der Windkraft her. Nur ein wenig gestritten wird darüber, ob die Windkraftanlagen in die Vorgärten oder Wälder kommen.
Eine neue Idee zeigt niemand auf, niemand schlägt etwas vor, dass wirklich „transformativ“ wäre. Wieso auch? Klimawandel sells. Brinkhaus will jetzt in Deutschland nachhaltigen Wasserstoff herstellen und auch damit die unvermeidlichen Jobverluste bei den Autoherstellern kompensieren. Wow, eine Idee die wirklich niemand hatte.
Doch ein böses Wort haben sie alle vermieden wie der Teufel das Weihwasser: Atomkraft. Damit ließen sich die Stromprobleme fast genauso leicht lösen wie die CO2-Probleme. Aber dann wäre man sich ja nicht mehr einig , könnte nicht mehr nur noch motzen, sondern müsste diskutieren. Aber dass wollen die „Diskusionsteilnehmer“ bei Frank Plasbergs Hart aber Fair heute nicht.