Klar geht es auch bei Hangar-7 auf Servus TV um Trump und Biden und das Duell ums Weiße Haus. Eingeladen sind beim österreichischen Nachbarn in der Red-Bull-Flugzeughalle Eric Frey, Redakteur bei der Wiener Tageszeitung Der Standard. Ebenso der deutsch-amerikanische Entertainer und Schauspieler Ron Williams. Aus der Schweiz stößt der Weltwoche-Publizist und SVP-Politiker Roger Köppel dazu, und die Dame in der Runde kommt von der Nordsee – Autorin und Journalistin Bettina Röhl komplettiert die Runde.
Köppel erinnert gleich mal daran, dass der von den etablierten Medien und Umfrageinstituten weltweit angesagte Tsunami, der in Form von Biden über Trump hinwegwehen sollte, enfach nicht stattgefunden hat. Und klar ist das ein Skandal insofern, als eben solche falschen Prognosen zweifelsfrei Einfluss auf das Wahlverhalten der Menschen gehabt haben müssen, möglicherweise zum Nachteil Trumps.
Denn wer keine Hoffnung mehr hat, dass der eigene Kandidat gewinnt, ist auch weniger motiviert, überhaupt noch zur Wahl zu gehen. Köppel würde Trump vermissen: „Er ist so eine Art Fixpunkt im Leben eines Journalisten geworden, zum unerschöpflichen Schlagzeilenlieferanten.“ Köppel findet, Trump hätte eine „überraschend sehr gute Politik gemacht“ und ohne Corona wäre er sicher wiedergewählt worden. Köppel weist ebenfalls auf etwas hin, das in den Medien viel zu kurz kommt: Trump hat seine Wählerschaft ausbauen können, er hätte noch mehr Bürger von sich überzeugen können als im ersten Durchgang.
Röhl fürchtet angesichts solcher Exzesse wie bei Arte um die politisch Unbedarften und die Kinder. Was allerdings Trump auch ohne diese Sendungen für ein Bild abgibt, scheint für Röhl zunächst nebensächlich. Kein Wort über seine frauenverachtenden Verhaltensweisen, über die abstoßende Großkotzigkeit des Multimillionärs auf dem Niveau eines Lametta-Gangster-Rappers.
Röhl weist noch ganz zurecht darauf hin, dass in Trump viel mehr Obama stecke als in Biden. Trumps „Make America great again“ sei im Prinzip das Pendant zu Obamas „Yes we can“. Joe Biden sei immer besonders ideenlos gewesen, erinnert sich die Journalistin.
Der sympathische Ron Williams kann das ganz gut: Mit einem Lächeln Spitzen austeilen, wo er Bettina Röhl mal eben attestiert, eine Taktik zu benutzen wie Trump, Dinge zu äußern, die nicht wahr seien. Das mag Röhl möglicherweise wenigstens dem Vergleich nach gefallen. Angemessen war es sicher nicht – mal schauen, ob es die Debatte im Hangar trotzdem beleben kann.
Williams weist weiter darauf hin, dass es einmal „Teil der Firmenphilosphie“ von Trump war, Wohnungen nicht an Schwarze zu vermieten. Trump sei ein Rassist gewesen. „Der Mann ist bekannt als ein moralisches Loch“, legt Williams noch eine Schippe drauf. Der Vater von Trump, erzählt der Entertainer noch, hätte seinem Sohn beigebracht: „Habe nie Empathie, das ist eine Schwäche, that’s for losers.“ Williams legt sich fest über Trump: „Dieser Mann hat eine Karriere aufgebaut auf Lügen.“
Davon unberührt weist Röhl daraufhin, dass die Arbeitslosigkeit noch nie so niedrig war seit den 1950er Jahren, wie jetzt unter Trump, das hätte ihm sogar die New York Times attestiert, die alles andere sei als ein Trumpblatt.
„Es gelingt ihnen ganz genau, immer einzelne kleine Fakten herauszureißen“, stänkert gleich mal Eric Frey vom Standard Richtung Röhl. Die muss übrigens ein Geschenk sein für Talkshow-Macher, dass sie gleich mal mit ein paar wenigen Sätzen die Talkshow so an einen ersten Siedepunkt treiben kann. Für die deutschen öffentlich-rechtlichen Talkshows hat sich Röhl damit aber wahrscheinlich die Türen vernagelt. Da dürfte sie als unkontrollierbar durchgehen, was die Einhaltung der Mainstream-Meinungen angeht.
Roger Köppel wagt mal die Zäsur: Wir müssten uns verabschieden davon, dass Staatsmänner charakterliche Heilige sind. Nun zeigt Köppel politisch Sympathien für Trump, da mag das leichter fallen. „Trump ist gewählt worden, weil sehr viele Amrikaner die Nase voll hatten von einer bestimmten Art der Politik, die ihnen in Washington quasi alternativlos verkauft wurde.“ Das ist deshalb interessant, weil man hier die Frage stellen könnte, ob Köppel hier die europäischen Verhältnisse irgendwie auf Amerika zu übertragen versucht oder ob es sich hier um ein weltweites Phänomen handelt.
Michael Fleischhacker macht seine Sache wieder einmal sehr gut. Ja, man ahnt, das seine Sympatien eher bei Röhl und Köppel liegen, dass spüren an der einen oder anderen Stelle auch mal die beiden Gäste aus dem anderen Lager. Aber die werden es sich gefallen lassen müssen, ist das doch mal eine gegensätzliche Erfahrung als sie es sonst in den etablierten öffentlich-rechtlichen deutschen Talkshows erleben dürften bzw. würden.
Eric Frey, Autor vom „Schwarzbuch USA“, spricht den USA gleich mal ab, eine moderne Demokratie zu sein und er begründet es damit, dass sowohl Hillary Clinton als auch Joe Biden jeweils Millionen mehr Stimmen gegenüber Trump gehabt hätten. Das allerdings zeugt davon, dass der Wiener Frey leider keine Idee davon hat, was sich die Gründungsväter der USA dabei gedacht haben, das föderale Element auf besondere Weise wertzuschätzen und entsprechend einzubringen. Für Frey ist Trump einfach nur ein Demagoge. Und er gefällt sich mit dieser Haltung sichtbar.
Entertainer Ron Williams glaubt, das Trump keinen Plan hat, er würde immer nur reagieren. Wer allerdings so angegriffen wird, wie Trump seit er vor vier Jahren die Wahl gewonnen hat, der findet sich womöglich zwangsläufig in so einer defensiven Rolle wieder.
Nun ist dieser Frey auch ein Sofa-Ideologe. Da ist schon auf langeweilige Weise erwartbar, dass er Trumps „America first“ zum Auslaufmodell erklärt angesichts der globalen Herausforderungen der Corona-Epedemie. Das die USA weiterhin der Führer der freien Welt sein sollen und nur unter Trump etwas weniger wollten, scheint dem Standard-Journalisten entgangen. Trump lehne jede Art von Mulitaralismus ab, schimpft Frey, dass allerdings sollte jeden Deutschen aufhorchen lassen angesichts dessen, was Angela Merkel mit diesem Kampfbegriff in Deutschland an Verwerfungen angerichtet hat.
Dieser Roger Köppel scheint ja ein vornehmer kultivierter Mann zu sein, seine Sympathie für Trump ist deshalb noch einmal interessanter, weil er den Umgangston von Trump durchaus kritisert, aber eben in der Analyse auch feststellt, das Donald Trump der erste Präsident nach Jimmy Carter ist, der in seiner Amtszeit keinen Krieg angefangen hat. Außenpolitisch ist das sicher wahr. Aber die USA standen zeitweilig am Rande eines Bürgerkriegs oder stehen es noch. Das allerdings nur Trump anzulasten wäre sicher falsch.
Köppel eskaliert nun auch und wirft Frey vor, er würde mit seiner überheblichen Art alle Wähler von Trump verachten.
„Mir reicht es jetzt langsam! Ich habe nicht gesagt, sie sollen dazwischen schreien“, erregt sich der Moderator, nachdem der Entertainer meinte, der Moderator hätte vorher gesagt, man dürfe dazwischenrufen, wenn man ein Argument hätte. Herrlich ist das. Durchaus eine Erfrischung der Zuschauer.
Ron Williams erinnert dann noch daran, wie viele hochprofessionelle Mitarbeiter aus Trumps Team nicht mehr an seiner Seite sind und was diese anschließend über den Präsidenten zu sagen haben, über einen Mann, „der bei Kabinettssitzungen nur Blödsinn redet“. Aber am meisten erregt sich der deutsch-amerikanische Entertainer über Trumps „inkompetentes“ Verhalten in Zeiten von Corona.
Bettina Röhl erinnert die Runde in dem Zusammenhang daran, dass sich auch Merkel, Spahn und beispielsweise der englische Regierungschef in Sachen Corona zunächst geirrt hätten.
Insgesamt war das ein auch für Hangar-7-Verhältnisse besonders aufgeregte Runde. Aber diese Runden unter Michael Fleischhacker sind für die deutschen Pendants nach wie vor eine Blamage sondergleichen. Ein echte Freude nach Salzburg in den Hangar zu schauen und vor dem TV-Gerät mitzudiskutieren, ggf. Positionen einzunehmen, möglicherweise sogar Positionskorrekturen vorzunehmen. Ja, so geht gutes Fernsehen. Und es kommt aus dem vergleichsweise kleinen Österreich mit seinem vergleichsweise großen Bundeskanzler.