Tichys Einblick
Wird Twitter vor den Senat geladen?

Korruptionsvorwürfe gegen Biden: Dazu keine einzige Frage im Ersatz-TV-Duell

Während Präsident Trump von der Moderatorin Savannah Guthrie immer wieder unterbrochen wurde, ließ im zweiten Fernsehinterview George Stephanopoulos, ehemaliger Kommunikationschef von Präsident Clinton, Gegenkandidat Joe Biden unbehelligt von unangenehmen Fragen.

imago Images/Zuma Wire

Nachdem Trump sich mit Corona infiziert hatte, wurde das zweite TV-Duell abgesagt – die Möglichkeit, das Ganze per Videoschalte durchzuführen, winkte der Präsident ab. Daraus ergab sich eine skurrile Situation: Die beiden Kandidaten traten einzeln und parallel auf zwei verschiedenen Fernsehsendern an. Die SüZ schreibt: “Vielleicht hätte US-Präsident Donald Trump doch einem echten TV-Duell zustimmen sollen. Einem Format, wo der Moderator wieder alle Hände voll zu tun gehabt hätte, Trump davon abzuhalten, seinem Kontrahenten Joe Biden ins Wort zu fallen.“ Biden habe “ungestört die Pläne für seine Präsidentschaft ausbreiten” können, während Trump praktisch verhört worden wäre.

Und da ist etwas dran. Tatsächlich ist es so, dass es Präsident Trump war, der von der Moderatorin Savannah Guthrie immer wieder unterbrochen wurde, während George Stephanopoulos, ehemaliger Kommunikationschef von Präsident Clinton und nun Moderator, Kandidat Biden fast immer ausreden ließ. Während Trump in die Mangel genommen wurde und sich permanent rechtfertigen musste, war der Moderator bei Biden eher damit beschäftigt, ihm den Ball auf den Elfmeterpunkt zu legen. Lang und breit konnte der seine Agenda vortragen – ohne lästige kritische Fragen.

Was in den Fragen an Biden dann schlicht gar nicht vorkam, waren die jüngsten Korruptionsvorwürfe gegen den demokratischen Kandidaten und das fragwürdige Vorgehen der sozialen Netzwerke (TE berichtete) um deren Verbreitung zu verhindern. Twitter ging dabei so weit, Nutzer daran zu hindern, den Link zum Enthüllungsartikel zu teilen und sperrte die Accounts derer, die es bereits getan hatten, auch den der New York Post, zeitweise den der Pressesprecherin des Weißen Hauses und der offiziellen Wiederwahlkampagne des Präsidenten. Und als die New York Post einen weiteren Artikel dazu veröffentlichte, wurde auch dieser auf der Plattform geblockt.

Republikaner reagierten wütend. Senator Ted Cruz, flankiert von Senator Lindsey Graham, dem Vorsitzenden des Justizkomitees des Senats, erklärte auf Fox News: “Dies ist eine Wahlbeeinträchtigung, und wir sind 19 Tage von einer Wahl entfernt. Es gibt dafür kein Beispiel in der Geschichte der Demokratie.” Das Justizkomitee wolle wissen, “was zur Hölle los ist” und werde darüber abstimmen, Geschäftsführer Jack Dorsey von Twitter nächste Woche vorzuladen.

Der erklärte inzwischen auf Twitter: “Das direkte Blockieren von Links war falsch, und wir haben unsere Richtlinien und die Durchsetzung aktualisiert, um dies zu beheben. Unser Ziel ist es, den Kontext hinzuzufügen, und jetzt haben wir die Möglichkeit, dies zu tun.” Das hat aber wohl vielen Republikaner nicht beruhigt, Senator Josh Hawley erwiderte nur knapp: “Ich freue mich darauf, Sie danach zu fragen. Unter Eid.”

Derweil äußerte sich die Biden-Kampagne zu den Vorwürfen aus dem Artikel in einem Statement. Es hieß, ein in den geleakten E-Mails genanntes Treffen mit einem ukrainischen Geschäftsmann, der mit Badens Sohn bekannt war, hätte nicht im Terminkalender des damaligen Vizepräsidenten Biden gestanden. Die Möglichkeit eines informellen Treffens wurde hingegen nicht dementiert, ebenso wurde die Echtheit der E-Mails nicht bestritten. Joe Biden hätte sich allerdings an das Gesetz gehalten.

Der Vorwurf, Bidens Sohn Hunter habe sich dabei mithilfe seines Namen und der Verbindung zu seinem Vater bereichert, ohne dass dieser eingeschritten sei, bleibt dabei offen. Die Presse sowohl in den USA als auch hierzulande erheitert sich lieber darüber, dass Trump mit dem Retweet eines Artikels der Seite Babylon Bee auf Satire hereingefallen sei – wobei Trump den Medien wieder einmal einen Honeypot ausgelegt hat. Die Medien versuchen nicht einmal mehr zu verschleiern, dass sie an Bidens Wahl zum Präsidenten arbeiten.

Anzeige
Die mobile Version verlassen