Nun also auch Peter Hahne. Der Bannstrahl der selbsternannten Tugend- und Demokratie-Wächter trifft nicht nur Arnold Vaatz. Parallel zum „Skandal von Dresden“ gab es am Tag der Deutschen Einheit den „Eklat von Freiberg“. Jedenfalls, wenn man den Schlagzeilen der Presse glaubt. Splitterparteien, die geifernd zum Boykott der Redner aufriefen. Und Medien, die das groß aufbliesen.
Die traditionsreiche Universitätsstadt Freiberg hatte den populären Publizisten Peter Hahne, in den Moderatoren-Rankings zum Leidwesen der Linken immer oben, als Redner des offiziellen Festakts eingeladen. Den TE-Kollegen, der, wie Oberbürgermeister Sven Krüger (parteilos) in seiner Begrüßung betonte, große Verdienste um die Wiedervereinigung hat: „Zusammen mit Bundespräsident Roman Herzog und dem Liedermacher Wolf Biermann ist er Träger der traditionsreichen Hoffmann-von-Fallersleben-Medaille für Verdienste um Deutschland.“ Krüger erinnerte auch an den Rosa-Luxemburg-Satz, dass „Freiheit immer die Freiheit des Andersdenkenden ist.“ Doch Rot-rot-grün wusste es besser.
Wie bei Arnold Vaatz trommelte die Vereinigte Linke gegen den Redner, unterstützt von der Freien (!) Presse Chemnitz. „Parasitäre Publizität“ nennt das der um Wortschöpfungen und Klartext nie verlegene Hahne: „Da träumt der Brunnenfrosch vom großen Ozean.“ SPD und Grüne, Splitterparteien in Freiberg, waren endlich in den Schlagzeilen. Den Oberbürgermeister haben sie ja schon aus der SPD getrieben. Hatte der es doch gewagt, einen fünfjährigen Aufnahmestop für Flüchtlinge zu fordern: „2.000 sind in einer solch kleinen Stadt mehr als genug.“ Und jetzt auch noch Hahne als Festredner!
Auf ihrer Facebook-Seite ereiferten sich die Grünen, dass Hahne „dem rechten Rand des politischen Spektrums“ angehöre und sich einer Polemik bediene, „die der AfD in nichts nachsteht.“ Die SPD wusste sogar zu berichten, dass Hahne mit seinen „theatralischen Auftritten Buchauflage macht“. Doch der würde dazu sagen: „Neid ist die Mehrwertsteuer des Erfolges.“
Klar und unmissverständlich stellte sich die einladende Stadt hinter den Gast. Der stellvertretende OB Holger Reuter (CDU) konterte in der Regionalzeitung Kritiker, offensichtlich hätten sie ein Problem mit Artikel 5 des Grundgesetzes. „Demokratie lebt auch davon, dass man seine Meinung im Rahmen des rechtlich zulässigen frei äußern kann.“ Hahne auf Grund seiner „gesellschaftskritischen Bücher im rechten Spektrum zu verorten ist ein starkes Stück.“ Demokratie sehe anders aus. Dafür habe auch Reuter nicht nur in den Jahren 1989/90 gestritten: „Auch ich sehe bestimmte Entwicklungen der heutigen Zeit kritisch. Wir müssen wachsam bleiben, denn wer in einer Demokratie schläft, kann unter Umständen in einer Diktatur erwachen.“
Hahne solle Persönliches erzählen, so der OB in der Begrüßung. Und das tat er: seine Begleitung von Helmut Kohl zu wichtigen Terminen 1989, seine Tränen, als er in Hof die Flüchtlingszüge aus Prag einfahren sah, seine Bewunderung für den sächsischen Jugendpfarrer Dr. Theo Lehmann, der in den 1980ern das Lied dichtete: „Die Mächtigen kommen und gehen und auch jedes Denkmal einst fällt“ … Doch seine Hauptbotschaft: Warnung vor einer fatalen Ostalgie und einer folgenschweren Verwestlichung des Ostens. „Das müsste doch Wasser auf ihre Mühlen sein,“ meinte er im Blick auf seine Kritiker. Doch deren Hahne-Bild blieb das verhasste — nach dem Motto: Fakten stören nur …..
Wer Peter Hahne kennt weiß: Er redet frei und temperamentvoll. Die Hallen sind meist überfüllt. Das mag manchen nicht gefallen. Faktor Neid! Die Alternative wäre eine Rede im Stile Steinmeiers, über die selbst der links-liberale Tagesspiegel kommentierte: „Kein Richard von Weizsäcker, kein Johannes Rau hätte eine solche Rede gehalten wie der Bundespräsident ….. Kein Bundespräsident hatte je so viele Redenschreiber wie der amtierende. Und doch war seine Rede missglückt; denn sie war groß nur in der Enttäuschung, die sie hinterließ.“ Kein Feuer, keine Empathie. Hahne gegenüber TE: „Ein Mitglied der Mittelsächsischen Philharmonie meinte hinterher: ‘Ich habe schon bei x solcher Veranstaltungen gespielt und mir vom Blatt abgelesene, langweilige, nichtssagende Allgemeinplätze anhören müssen. Ihre Rede war die erste, von der ich sagte: Schade, dass sie schon zuende ist‘“. Der Internet-Blog der Freien Presse verzeichnet ähnliche Echos.
Fazit nach Hahne (Freiberg) und Vaatz (Dresden): Der Korridor für freie Meinungsäußerung wird immer schmaler. Denn es kommt längst nicht mehr darauf an, was gesagt wird — entscheidend ist, wer was sagt. Und wer sich angegriffen, ja diskriminiert fühlt, und sei es durch die normale deutsche Sprache jenseits des Gender-Gagas. Peter Hahne zu Beginn seiner Rede: „Ich halte es mit Franz Josef Strauß: Everybodys darling is everybodys Rindvieh.“