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Schauspieler Laurence Fox wird Politiker

RECLAIM: Großbritannien bekommt eine Partei gegen die Political Correctness

Der Schauspieler Laurence Fox gründet in Großbritannien eine Partei gegen die Politische Korrektheit. Als einer der wenigen Konservativen in seinem Business steht er im Fadenkreuz des dominanten Milieus. Aber anders als in Deutschland, haben solche Initiativen dort Aussicht auf Erfolg. Von Ramin Peymani.

Laurence Fox

imago images / ZUMA Press

Britische Krimi-Serien erfreuen sich beim deutschen Publikum großer Beliebtheit. Und so dürfte vielen auch die inzwischen eingestellte Serie „Lewis“ bekannt sein, in der ein smarter Detective Sergeant an der Seite eines schrulligen, verwitweten Chief Inspectors ermittelte. Es war die Unterschiedlichkeit der Hauptfiguren, die dem Spin-Off des britischen Serienhits „Inspector Morse“ den Charme verlieh. Laurence Fox verkörperte dabei den distinguierten Oxford-Absolventen James Hathaway als Gegenentwurf zu seinem Vorgesetzten aus dem Norden Englands, der dem akademischen Milieu eher mit Argwohn begegnete. Seit dem Serienende im Jahr 2015 hat sich Fox anderen Projekten zugewandt.

Der britische Schauspieler verfügt über viele Talente: So tritt er neben seinen TV-Rollen nicht nur am Theater oder als Singer/Songwriter und Gitarrist in Erscheinung, sondern engagiert sich auch politisch. Nun hat er die Politik vollends für sich entdeckt. Immer wieder ließ Fox in der Vergangenheit mit klaren konservativen Positionen aufhorchen, in denen er unter anderem die zunehmende Vereinnahmung der Gesellschaft durch die Political Correctness beklagte und das radikale Auftreten lautstarker Minderheiten kritisierte. So konterkarierte er den „Black Lives Matter“-Slogan mit wiederholten „All Lives Matter“-Tweets. Dies hat ihn ins Fadenkreuz der Linken rücken lassen. Dass ihm aufgrund seiner öffentlich geäußerten Ansichten so manche Rollen verwehrt und einige Türen verschlossen blieben, schien den 42-Jährigen indes nie zu stören.

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Anfang des Jahres sah sich Fox erheblicher Kritik des linken Milieus ausgesetzt, nachdem er sich über den Missbrauch des Rassismus-Begriffs mokiert und geklagt hatte, er fühle sich seinerseits rassistisch diskriminiert, wenn man ihn als „weißen, privilegierten Mann“ bezeichne. Einmal in Fahrt, ließ er die Briten gleich auch noch wissen, dass er Frauen unter 35 nichts abgewinnen könne, da er ihre politisch überkorrekten Ansichten nicht ertrage. Die Schauspielervereinigung Equity kritisierte ihn dafür scharf, entschuldigte sich aber wenige Wochen später dafür, ihn „eine Schande für unsere Branche“ genannt zu haben. Die Mitglieder des Race Equality Committee der Vereinigung traten daraufhin geschlossen zurück.

Nun gründet Fox seine eigene Partei, und ähnlich, wie seinerzeit den EU-Skeptikern um Nigel Farage, könnte auch „Reclaim“, so der geplante Parteiname, durchschlagender Erfolg beschieden sein. In Anspielung an die erfolgreichen Brexit-Befürworter adeln konservative Medien das neue Projekt bereits als „Ukip for culture“. Die andere Seite, die es traditionell weniger gut mit dem Spross einer bekannten englischen Schauspielerfamilie meint, fährt derweil schwere Geschütze auf. Doch nicht nur das: Eine Wohltätigkeitsorganisation läuft Sturm, weil Fox es wagt, einen Allerweltsbegriff für sich zu reklamieren. Die 2010 gegründete karitative Einrichtung Reclaim, die sich um junge Menschen aus Arbeiterfamilien kümmert, fürchtet, künftig namentlich mit einer Partei verwechselt zu werden, deren Ziel es ist, „britische Werte von Politikern zurückzuerobern, die den Bezug zu ihren Wählern verloren haben“.

Nicht nur für deutsche Ohren klingt die Klage von einer abgehobenen politischen Kaste, die die eigenen Werte verrät, allzu vertraut. Doch anders als in Deutschland, tut sich etwas auf der Insel. Und anders als in Deutschland, haben Parteigründungen wie diese dort durchaus Aussicht auf Erfolg. Keine einseitig berichtende Medienblase, die nur linke und grüne Projekte beklatscht, kein lähmender Formalismus, keine Fesseln, wie sie das Parteiengesetz in Deutschland Neugründungen anlegt. In Großbritannien gibt es kein Parteiengesetz. Der Staat hält sich heraus und finanziert Parteien auch nicht mit Steuermitteln. Das macht es um ein Vielfaches leichter, sich unliebsame Mitstreiter vom Hals zu halten, die man in Deutschland nur unter größten Anstrengungen als Mitglieder wieder los wird. Verrückte, Egomanen und Unruhestifter, wie sie Parteineugründungen nun einmal anziehen, können da kaum dauerhaft Schaden anrichten.

Es ist kein Zufall, dass Londons „Woke Community“ zürnt. Die „Erwachten“, wie die Übersetzung des Begriffes suggerieren will, wissen um die Stärke, die hinter der neuen Initiative steckt. Gerade hatten sie gehofft, mit ihren „Black Lives Matter“-Aufmärschen und dem Niederreißen historischer Denkmäler ihrem endgültigen Sieg über das bürgerliche Lager ein großes Stück näher gekommen zu sein, da müssen sie erleben, wie sich Fox anschickt, ihnen mit potenten Geldgebern im Rücken die Stirn zu bieten und den scheinbar unaufhaltsamen Zug der Political Correctness vom Gleis zu stoßen. Mehr als fünf Millionen Pfund hat der britische Serienstar nach eigenen Angaben bereits eingesammelt, genug Finanzkraft, um sich der linksextremistischen „Cancel Culture“ erfolgreich entgegenzustellen, deren Hauptziel darin besteht, Andersdenkende aus dem öffentlichen Raum zu verbannen.

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Die Parteigründung ist die logische Antwort auf immer radikaler agierende Organisationen, die nicht nur in der angelsächsischen Welt einen Kulturkampf angezettelt haben, der am Ende keine Sieger kennen wird. Sowohl die BLM-Bewegung, als auch neuere Gruppierungen wie „Extinction Rebellion“ oder „Fridays for Future“ verfolgen marxistisch-leninistische Ziele und wollen nicht weniger als den Totalumbau der Gesellschaften der westlichen Hemisphäre. Zerstörung ist für sie die notwendige Basis zur Erschaffung einer völlig neuen Welt. Dass ihnen nun zumindest in Großbritannien eine Kraft entgegentritt, die hinsichtlich Finanzausstattung und prominenter Unterstützung mithalten kann, ist ein Hoffnungsschimmer, der vielleicht irgendwann bis nach Mitteleuropa abstrahlt.

Zwei Monate eher als gedacht ist die „Reclaim“-Gründung nun öffentlich geworden. Es muss aber durchaus kein Nachteil sein, dass Fox dadurch gezwungen ist, rascher zu handeln, als er ursprünglich wollte. Für den Kampf gegen linksanarchistische Demokratiefeinde, die ihre Zerstörungswut hinter der Fassade des Antirassismus verstecken, ist es niemals zu früh. Und hoffentlich noch nicht zu spät.


Ramin Peymani.

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