Tichys Einblick
Rassismus in der Polizei:

Warum der Rassismus-Check für eine ganze Berufsgruppe absurd ist

Wer für einen generellen Rassismus-Check für die Polizei ist, müsste ähnliche Überprüfungen auch für alle Ärzte, Priester, Erzieher und Lehrkräfte verlangen. Das zeigt nur, wie abwegig die Forderung eigentlich ist.

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Die Polizei in unserem Lande ist unter Dauerbeschuss. Fast täglich gibt es neue Erkenntnisse über neonazistische, rassistische und ähnlich menschenverachtende Erscheinungen und Unmöglichkeiten. Es ist klar, dass solche Irrläufer weder das Recht haben, die Uniform als Hoheitsmerkmal unserer Demokratie zu tragen, sondern vielmehr umgehend aus dem Staatsdienst entfernt werden müssen. Dies umso mehr als sie Waffenträger sind und durch die Ausübung des Gewaltmonopols das volle Vertrauen der Gesellschaft haben müssen. Sonst kommt das ganze System ins Schleudern und bricht zusammen. Bislang hat die Politik doch schnell und konsequent reagiert.

Dennoch hat Bundesinnenminister Horst Seehofer Recht, wenn er einer generellen Überprüfung der Polizei nach derartigen Gesinnungen ablehnend gegenübersteht. Er lehnt jede Art von Gesamtverdacht ab. Ganz davon abgesehen, dass er für die Polizei der Länder eine solche Studie gar nicht veranlassen kann – mangels Zuständigkeit. Seehofers Zuständigkeit bezieht sich nur auf die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt.

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Auch die Polizei besteht aus Menschen mit Selbstwertgefühlen, Sensibilitäten und Selbstachtung. Man stelle sich vor, alle Frauenärzte oder Psychiater, müssten sich wegen einzelner Fälle sexueller Übergriffe von Kollegen im Rahmen der Behandlung von Patientinnen dem Verdacht eines Missbrauchs ihrer Position und sexueller Straftaten stellen und entsprechende Befragungen über sich ergehen lassen. Der Protest der versammelten Ärzteschaft wäre laut und berechtigt!

Das Gleiche gilt mit Sicherheit auch für die vielen Geistlichen im Dienste ihrer Kirchen. Dort hat es auch schreckliche Missbräuche an Heranwachsenden gegeben. Eine generelle Überprüfung aller männlichen Funktionsträger der Kirchen hat bisher niemand gefordert. Zu Recht!

Oder was ist mit Lehrpersonal, welches Grundschülern die Notwendigkeit des Maskentragens damit begründet, dass sie bei Nichtbefolgung des Maskenzwangs die Verantwortung für den möglichen Tod ihrer Großeltern tragen würden. So werden Kinder seelisch gebrochen. Ähnlich verhält es sich, wenn Lehrkräfte Schülern, die keinen Sinn darin sehen, statt zu lernen an einer Fridays-For-Future-Demo teilzunehmen, diese vor versammelter Mannschaft beschuldigen, durch ihre Gleichgültigkeit zur Klimakatastrophe beizutragen. Was hat das mit pädagogischer Verantwortung zu tun? Soll man jetzt die ganze Lehrerschaft Deutschlands vorladen und befragen? Aberwitzig!

Noch ein Beispiel: Sind alle deutschen Manager und Unternehmer Steuerhinterzieher und korrupt, weil es immer wieder solche Fälle gibt? Kein vernünftiger Mensch würde so einen Vorwurf konstruieren.

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Und schließlich: Wer bestimmt eigentlich bei einer derartigen Untersuchung die Kriterien für Rassismus oder generelle Ausländerfeindlichkeit? Was ist mit einem Vater, der – knapp über fünfzig Jahre alt und tadelloser Kriminalkommissar über Jahrzehnte – seinen Dienst ohne Fehl und Tadel versehen hat und seine volljährige Tochter, die sich während des Studiums in einen streng gläubigen Muslim verliebt hat, mit dem sie alsbald in den Iran ziehen möchte, um dort die Eheschließung zu vollziehen, diese also zur Seite nimmt und ihr in ruhigen Worten die Rolle der Frau im Islam erläutert mit der Bitte, ihre Entscheidung doch zu überdenken. Müsste der aus dem Dienst entfernt werden wegen des Verdachts der Islamophobie? Who knows?

All diese Gruppen einschließlich der Polizei haben es nicht verdient unter Generalverdacht gestellt zu werden. Und ganz besonders der demokratische Staat hat kein Recht dazu.

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