Katrin Göring-Eckardt auf Lesbos – aber nicht, um sich umzusehen und ggf. ein paar ihrer ideologischen Verdrehungen doch noch in letzter Sekunde und mit Hilfe von Eindrücken aus der echten Welt zu entwirren. Nein, ihr Blick ist ideologisch schon dermaßen auf unscharf gestellt, dass auch die Anwesenheit an Ort und Stelle nur einen Zweck erfüllen kann und soll: Göring-Eckardt-mittendrin-Fotos für Twitter, Facebook und Presse zu generieren. Kampagnenfotos zu machen, also Wahlkampf für eine grüne Ideologie zu betreiben.
Fotos im Kasten, Abreise sofort
Dass Katrin Göring-Eckardt dabei zufällig in der Hitze von Lesbos von einer Journalistin mit unbequemen Fragen konfrontiert wird: Da ergreift sie lieber die Flucht, die Bilder für zu Hause sind ja im Kasten. So schnell und durchorganisiert, wie sie für ein paar Fotos über Lesbos hinweggefegt ist mit ihrer Entourage, so zuverlässig in ihrem Sinne reagieren anschließend die Kollegen und die deutschen Medien.
Wer bis heute noch leise Zweifel daran hatte, dass Medien von Spiegel über ARDZDF bis Tagesspiegel Kampagnen-Journalismus der übelsten Art betreiben in Sachen Massenzuwanderung, der darf jetzt Gewissheit haben:
Beispielsweise der Tagesspiegel rechtfertigt – nein, er feiert es sogar – aktuell in einem Kommentar die Brandstiftungen der Campbewohner quasi als eine Art Notwehr: „Recht so, zerstört eure Camps!“ Ein Gewaltaufruf, der in seiner Formulierung obendrauf in die Zukunft zielt, weniger als Rückblick auf das Geschehene, denn als Aufforderung für Morgen und übermorgen, diesen kriminellen Akt bitte zu wiederholen. Ariane Bemmer vom Tagesspiegel – sie hat besagten Kommentar geschrieben – ist hier bewusst oder unbewusst auf den Spuren von Ulrike Meinhof unterwegs, welche die RAF-Gründung und den Gang in den Untergrund noch im Spiegel kommentieren durfte mit der legendären Selbstaufforderung: „Natürlich kann geschossen werden.“
Natürlich darf gehetzt werden
Also was hetzt der Tagesspiegel konkret? Was schreibt Ariane Bemmer? Die Zustände in Moria wären „absolut sittenwidrig“ gewesen, Die Bewohner bezeichnet sie als die „Zusammengepferchte“.
Dazu ein paar Anmerkungen: Zunächst einmal hat hier niemand irgendwen mit der Mistgabel irgendwohin getrieben und eingepfercht wie Vieh. Daher nämlich kommt der Begriff. Im Gegenteil: Die Menschen haben sogar oft sehr viel Geld bezahlt, um via Schlepper erst einmal in diese Situation zu kommen. Die Enge im Camp ist ja Produkt von immer mehr Anreisen.
Die Leute hätten keine andere Wahl als diese nun abgefackelte Enge? Das ist bei den Migranten, die sich aus Libyen kommend in Schlauchboote stürzen, schon kaum aufrechtzuerhalten, aber bezogen auf die Türkei ist es völlig haltlos. Sie wissen genau, was sie tun.
Die Nuggets auf Lesbos sind die Tickets nach Deutschland. Und die Chance diese zu bekommen, steigt – eine düstere Wahrheit – überproportional mit dem Elend in den Camps. Also haben die Bewohner sogar ein elementares Interesse an diesem Elend, in das sie sich aus der Türkei kommend freiwillig begeben haben, und das sie mit jedem weiteren Ankommenden noch steigern.
Die Brandstiftung wurde im selben Moment begangen, in dem sich die griechische Regierung zu einer Verbesserung der Situation der Camps entschlossen hatte und die ersten Baumaßnahmen bereits durchführte. Übrigens sogar gegen den Willen vieler Insulaner, die dort alles andere wollen als feste und immer größer werdende Ankerzentren.
Der Tagesspiegel findet es „seltsam“, dass auf die Brandstiftung unter Flüchtlingen hingewiesen wurde und diese als „Straftäter“ bezeichnet würden. Für den Tagesspiegel wurden die Camp-Bewohner auf Lesbos „entgegen allen guten Sitten“ behandelt. Und man hätte trotzdem verlangt, dass sich die Menschen „brav und gefügig verhalten“. Ist Brandstiftung keine Straftat mehr?
Was schreibt die Autorin da eigentlich? Wie erklären wir das beispielsweise dem Flaschensammler in Deutschland, der verzweifelten Rentnerin, die nach Anbruch der Dunkelheit mit ihrem Stöckchen und dem kleinen klappbarem Hocker überm Flaschencontainer gebeugt hängt und nach Pfandflaschen stochert?
Wer das jetzt komisch findet, der möge bitte kurz nachdenken, dass hier „Flüchtlinge“ ihre Unterkünfte abfackeln, um so in Deutschland Vollversorgung und Unterkunft zu erzwingen. Natürlich dürfe Brandstiftung begangen werden, schreibt also der Tagesspiegel. Wo? Auf Moria oder im Obdachlosenasyl oder überall, wo es unbehaglich wird oder ist?
Laut Tagesspiegel sind wir alle mit verantwortlich für die Zustände im Lager Moria. Warum? Weil es in Deutschland für sehr viele Menschen ein Wohlstandversprechen gibt, das anderswo Begehrlichkeiten weckt? Und anstatt diesen Wohlstand vehement zu verteidigen, soll er preisgegeben werden?
Ergo ist dann auch die Clan-Kriminalität in Deutschland unsere Schuld und nicht etwa den Kriminellen anzulasten? Ariane Bremmer hat in ihrer kleinen rosa Wohlstandswelt an ihrer Maus zweifellos einen schlimmen Blackout gehabt.
„Was hat man denn erwartet?“ fragt Bemmer für den Tagesspiegel und mag einfach nicht selbst darüber nachdenken. Möglicherweise wurde ja erwartet, dass die Griechen ihre Zusagen von Anfang des Jahres einhalten und die von der EU subventionierten fünf geschlossenen Ankerzentren auf fünf Inseln wie angekündigt im Juli auch fertig stellen, verbunden mit dem Versprechen, dass Asylverfahren in diesen Zentren maximal nach drei Monaten abgeschlossen wären.
Genau das aber kann den NGOs nicht recht sein. Weil dann nämlich deutlich weniger Leute den Schritt von der Türkei hin zu den griechischen Inseln wagen würden, weil dann die deutschen linksextremistischen NGOs auf den Inseln keinerlei Möglichkeit mehr hätten, die Ideologie der Massenzuwanderung zu befeuern, notfalls indem man eben Migranten unterstützt oder anstiftet, ihre Unterkünfte abzufackeln. Aber nein, dass müssen die Extremisten der NGOs gar nicht. Diese üble Hetze erledigt Ariane Bemmer vom Tagesspiegel aus ihrer kleinen Ikea-Welt heraus.
Der Tagesspiegel bemüht das Widerstandsrecht, und so kann Bemmer zum Brandschatzen aufrufen. Brandstiftung sei erlaubt, so der Tagesspiegel, weil die Würde der Bewohner beschädigt wäre. Da könnte es bald viele Feuerchen geben, vielleicht auch im Lichthof des Tagesspiegels, wenn subjektives Beleidigtsein alles erlaubt.
Aber Sie ahnen es ja, es kommt alles noch schlimmer: Ariane Bemmer ist auch Feministen und Männerhasserin, indem sie die Situation der Brandstifter vergleicht mit Frauen, die ihre schlagenden Ehemänner umbringen. Kein Witz, steht da so. Und selbstredend, man muss es nicht erwähnen, ignoriert sie die von gepeinigten Zuwandererfrauen überfüllten Frauenhäuser. Das ist zu weit weg von der Ikea-Welt am MacBook. Diese verbal brandstiftende Autorin fordert „mildernde Umstände“ für tatsächliche Brandstifter, die – na klar – Frauen und Kinder massiv gefährdet haben; ein Wunder, dass dabei niemand zu Tode kam.
„Recht so, zündet alle Zelte an, auch die, die euch wieder hingestellt werden.“
Es ist die Dialektik linksextemistischer NGOs, die sich diese Hetzerin an der Tastatur da zueigen gemacht hat. Es ist die Dialektik von Ulrike Meinhof. Keine Ahnung, wie groß der Unsinn vorher war, aber am Freitag um 11 Uhr, so eine nachgereichte Fußnote, wurde noch am Text herumgedoktort. Aber was immer diesem katastrophalen Text noch tastaturchirurgisch entfernt wurde, Bemmer endet im Tagesspiegel jetzt so: „Nach Anteilnahme und Betroffenheit klingt das alles nicht. Aber betroffen macht es schon.“
Bemmers Text hingegen macht nicht nur betroffen. Und er wird ganz sicher von Katrin Göring-Eckardt wohlwollend und dankbar aufgenommen. Die hätte zwar sehen können, was tatsächlich vor Ort los ist bei ihrem Kurztrip nach Lesbos auf Steuerkosten, aber sie zog es vor zu flüchten, als die Fotos im Kasten waren.