Kaum hat man sich auf die Couch gesetzt, wurde man schon mit erfrischenden Ehrlichkeiten konfrontiert, denn Bettina Gaus, politische Korrespondentin der taz, kann es nämlich verstehen, wenn das Flüchtlingslager in Moria von den Geflüchteten selbst angesteckt wurde. Auch auf die Frage, was die Katastrophe über den Zustand der europäischen Flüchtlingspolitik aussage, erklärte Robin Alexander, stv. Chefredakteur der Welt, dass Migranten keine Lust auf Griechenland haben, sondern eigentlich nach Deutschland wollen. Er sieht das Problem aber nicht bei unserem vielgescholtenen Innenminister, sondern im Türkei/EU-Deal. Es sei außerdem die Rechtslage, die Geflüchteten in die Türkei zurückzubringen. Frau Gaus gefällt das nicht. Er habe ja recht, das sei die Rechtslage, aber das finde sie unerträglich.
Politik ist, wenn man gekonnt eiert … Frau Esken nuschelte sich auf schwäbisch durch die stakkatoartigen Fragen von Frau Maischberger durch. Dabei wähle sie „immer ihre Worte mit Bedacht“. Um Gottes Willen, dachte sich wohl so mancher Zuschauer, die meint das also alles ernst. Im gleichen Atemzug ließ Frau Esken aber verlauten, dass es ihr auch darum gehe, Debatten anzustoßen. Das gelinge ihr auch immer (Notiz an mich: Wenn ich zukünftig über Sachen schreibe, die viele Menschen aufregt, dann sage ich ab jetzt in Esken‘scher Manier: Ich wollte nur eine Debatte anstoßen.)
„Gerhard Schröder und seine Agenda waren nicht meine aktive Zeit- und das war besser so.“
Während sie heimlich SMS mit Markus Söder schreibt, um sich die Zeit in langweiligen Koalitionsausschüssen zu vertreiben, scheint Frau Esken hingegegen für ältere Männern ihrer eigenen Partei nicht viel Gefallen zu haben. So gab sie trocken zu, dass Gerhard Schröders Amtszeit und seine „neoliberale“ Agenda zum Glück nicht mit ihrer zusammenfalle. Ja, sie haben richtig gelesen. Die SPD hatte wohl nach Frau Esken eine neoliberale Phase. Gut, dass diese wieder vorbei ist, was sie ebenfalls auch für die GroKo hoffe, denn CDU und CSU gehören ihrer Meinung nach auf die Bank der Opposition.
Nun wissen wir auch, dass für Robin Alexander Herr Röttgen von der CDU der Gewinner des Herzens ist (nicht der Wahl), da er durch außenpolitische Themen zunehmend an Statur gewinnen konnte. Für den bayerischen Landesfürsten Söder fiel die Prognose hingegen nicht sehr positiv aus. Seine harten Reden seien kaum noch eskalierbar.
Auch das Thema Corona darf in einer illustren Talkshow kaum noch fehlen. Über mögliche Langzeitfolgen klärten neben Jördis Frommhold, Chefärztin einer Lungenklinik, auch die FDP-Politikerin und Covid-Patientin Karoline Preisler auf, die mit ihrem Coronatagebuch durch die medialen Lande zieht. Die Runde schloss der philosophisch anmutende Satz von Frau Frommhold: „Das normale Leben ist jetzt“. In diesem Sinne: Machen Sie es gut.