Buffet ist einer der reichsten Männer der Welt, gilt aber als bescheiden und hat den allergrößten Teil des Milliardenvermögens in wohltätige Stiftungen und Einrichtungen eingebracht. Der wichtigste von Buffets Investmentgrundsätzen sei anlässlich seines Geburtstages in Erinnerung gerufen: Kaufe nur Unternehmen, deren Geschäft du auch verstehst. Und auch die zweitberühmteste Buffett-Weisheit hat es in sich: „Ich investiere nur in Firmen, die auch ein Idiot führen könnte.“ Bei Buffett hieß das in erster Linie, dass er sich auf Konsumgüterunternehmen wie Coca Cola oder Kraft sowie Finanz-Titel wie Bank of America oder American Express konzentrierte. 2016 sprang Buffett allerdings über seinen Schatten und stieg im grossen Stil bei Apple ein – was sich als äusserst lohnendes Investment herausstellen sollte. Happy Birthday Warren.
Wo bleibt eigentlich der Crash? August und September sind historisch betrachtet besonders anfällig für scharfe Kurseinbrüche. Die erste Hälfte des gefährlichen Korridors ist geschafft, bislang läuft alles bestens. Der DAX hat sich wieder in die Region von 13.000 Punkten vorgearbeitet, das Allzeithoch knapp unter der Marke von 14.000 ist nicht mehr weit entfernt. Auch in der aktuellen Rally hat es Rückschläge gegeben: Im Juni büßte der DAX zwischenzeitlich mehr als 900 Punkte ein, im Juli mehr als 800. Der Herbst könnte erneut stürmisch werden, und zwar aus ganz speziellen Gründen: Mit den kühleren Temperaturen könnte sich die Corona-Krise verschärfen. Gleichzeitig kommt die Pharmaindustrie bei der Impfstoffentwicklung in die entscheidende Phase. Beides hat das Potenzial, die Aktienkurse deutlich zu bewegen, allerdings in unterschiedliche Richtungen.
Der Dow Jones Industrial hat dagegen am Freitag einen weiteren Schritt zu seinem Niveau vor dem Corona-Crash gemacht. Am Tag nach dem historischen Wechsel in der Inflationspolitik der US-Notenbank Fed legte der Leitindex um 0,6 Prozent auf 28.654 Zähler zu. Damit verbuchte er ein Wochenplus von 2,6 Prozent. Im Jahresverlauf liegt er neuerdings wieder im Plus. Anders als zuletzt entwickelte sich der von Technologiewerten geprägte Auswahlindex Nasdaq 100 im Gleichschritt, indem er ebenfalls um 0,6 Prozent auf 11.996 Punkte gewann. Am Vortag war er zeitweise schon über die Marke von 12.000 Punkten gestiegen, nun gelang ihm kein neuer Rekord. Dieses Kunststück schaffte nur der marktbreite S&P 500, der über 3.500 Punkten aus dem Handel ging. Er schloss 0,7 Prozent höher bei 3.508 Punkten.
Die Corona-Krise hat tiefe Spuren in den Bilanzen der deutschen Topkonzerne hinterlassen. Der operative Gewinn der DAX-Mitglieder dürfte in diesem Jahr um fast 30 Prozent sinken. Die meisten Unternehmen schlagen sich aber besser als erwartet. Das zeigt eine Analyse von €uro am Sonntag. Ausgewertet wurden dafür die bisherigen Geschäftsergebnisse und Prognosen der Unternehmen sowie Analystenschätzungen.
Größter Gewinner in diesem Jahr dürfte die Deutsche Telekom werden. Dem Rosa Riesen trauen Analysten ein operatives Plus von mehr als elf Milliarden Euro zu. Knapp dahinter folgt mit mehr als zehn Milliarden die Allianz. Der größte Problemfall im DAX hat nichts mit der Pandemie zu tun: Bayer kämpft noch immer mit unerwünschten Nebenwirkungen der Monsanto-Übernahme: Vor allem aufgrund des Rechtsstreits um den Unkrautvernichter Glyphosat haben die Rheinländer 12,5 Milliarden Euro der Sonderbelastungen in ihre Bilanz gepackt.
Während Prognosen für das Gesamtjahr angesichts der Corona-Krise dieses Mal mit besonders großen Unsicherheiten verbunden sind, zeigen die Ergebnisse zum zweiten Quartal sehr präzise, wie stark die einzelnen Unternehmen unter dem Virus leiden. Laut Daten der Beratungsgesellschaft EY ist der operative Gewinn der DAX-Konzerne in den Monaten April bis Juni ohne den Bayer-Effekt und ohne die insolvente Wirecard um 45 Prozent auf knapp 14 Milliarden Euro gesunken.
Ganz ungewohnt im Kreis der Verlierer steht Adidas. Der Sportartikelkonzern musste während der Pandemie zeitweise 70 Prozent seiner Läden schließen. Von April bis Juni verbuchte Adidas darum einen operativen Verlust von 333 Millionen Euro und war damit fast eine Milliarde schlechter als im Vorjahreszeitraum.
Doch es gibt auch Krisengewinner im DAX: Die Deutsche Post konnte ihren Gewinn unerwartet stark steigern, um 19 Prozent auf mehr als 900 Millionen Euro. Ein wesentlicher Grund ist der boomende Onlinehandel. Das Paketwachstum habe bei über 20 Prozent gelegen, heißt es beim Logistikriesen.
Die Deutsche Telekom wächst auch in der Pandemie stark – der US-Mobilfunktochter sei Dank. Der Gesundheitskonzern Fresenius Medical Care profitierte davon, dass besonders in Nordamerika mehr Patienten mit Nierenerkrankungen zu Hause behandelt werden. Das Geschäft des Softwarekonzerns SAP wird wiederum dadurch beschleunigt, dass in vielen Unternehmen Angestellte im Homeoffice arbeiten und Dienste in der Cloud nutzen.
Weitgehend unberührt von der Pandemie ist das Geschäft mit Wohnimmobilien. Nur etwa ein Prozent der Mieter hätte sich gemeldet, weil sie durch die Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten seien, berichtet Vonovia. Der operative Ertrag des Konzern legte im Quartal um über elf Prozent zu.
In der Krise sind vor allem Aktien zyklischer Branchen unter Druck geraten und haben jetzt entsprechend Aufholpotenzial. Das gilt beispielsweise für Daimler. Der Autokonzern hat im zweiten Quartal zwar knapp 1,7 Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet. Analysten hatten aber mit einem Minus von 2,1 Milliarden, also einen deutlich schlechteren Ergebnis, gerechnet.
Prozentual noch größer war die Überraschung bei Infineon. Der Chiphersteller erzielte im vergangenen Quartal ein Segmentergebnis von 220 Millionen Euro. Analysten hatten lediglich 119 Millionen auf dem Zettel. Infineon profitiert von der Digitalisierung der Wirtschaft, ist als Zulieferer aber auch stark von der Automobilindustrie und damit von Unternehmen wie Daimler abhängig. Sehr aufmerksam registrieren Börsianer daher die Aussage von Infineon-Chef Reinhard Ploss, dass man im besonders hart getroffenen Automobilmarkt „konkrete Anzeichen einer Erholung“ sehe.
Die Stimmung an den Börsen wie unter den Volkswirten zeigt einstweilen weiter nach oben. Sind die Finanzexperten unisono der Meinung, dass es nun weiter aufwärtsgeht? Media Tenor International hat das Meinungsklima der Analysten zu Branchen in internationalen Finanzmedien wie dem Wall Street Journal untersucht. „Es gibt für bestimmte Branchen eindeutig positive Signale für die weitere Entwicklung, bei anderen sehen die Experten jedoch eher schwarz“, so Matthias Vollbracht, Leiter Research bei Media Tenor. Nach dem Lockdown-Schock hat sich das Meinungsklima zur Autobranche im positiven Bereich stabilisiert. Zum Bankensektor war das Sentiment zuletzt wieder etwas negativer als im Juli, Sorgen machen den Finanzprofis möglicherweise steigende Kreditausfälle. Ein deutliches Plussignal gibt es für die Chemie, hier wirken sich offenbar die Erholung der chinesischen Wirtschaft und der Produktionsanlauf in der Autoindustrie aus. Im Gesundheitssektor war das Sentiment in den letzten Monaten bedingt durch die Hoffnungen auf Impfstoffe und Therapeutika sehr positiv (plus 33 im Mai), hier sind die Einschätzungen bereits im Juli (plus 14) differenzierter gewesen und lagen im August noch niedriger (plus 8). Konsumgütertitel wurden im August deutlich positiver bewertet als im Juli, während der Boom bei Medienaktien aus Sicht der Finanzexperten schon vorbei zu sein scheint. Industrietitel wurden zuletzt positiver eingeschätzt, bei Versicherungstiteln bleibt das Meinungsklima im positiven Bereich. Offenbar rechnen die Analysten nicht damit, dass Corona-bedingte Versicherungsschäden die Branche überfordern. Schwarz sehen die Analysten für den zyklischen Konsum, zum Beispiel für Anbieter von Reisen. In diesem Bereich hat sich das Sentiment von minus 39 im Juli auf minus 95 Anfang August verschlechtert. Insgesamt wurden 33 000 Aussagen von Januar bis August ausgewertet.
Am kommenden Montag und Dienstag wird sich der Finanzausschuss des Bundestags erneut mit dem Wirecard-Skandal befassen. Danach könnte ein Untersuchungsausschuss mit deutlich mehr Befugnissen wie Zeugenvernehmung und umfassender Akteneinsicht die Aufklärung vorantreiben.
Während das Insolvenzverfahren bereits seit vergangenem Dienstag läuft, das Unternehmen praktisch zerschlagen wird und mehr als der Hälfte der 1300 Mitarbeiter in Deutschland gekündigt wurde, soll es in Berlin um die politische Verantwortung des Bilanzskandals gehen.
Personelle Konsequenzen hat inzwischen der Finanzexperte der FDP, Florian Toncar, gegenüber €uro am Sonntag gefordert. „Bei Wirecard ist es zu einer unheilvollen Solidarisierung der Aufsicht mit dem Unternehmen gekommen, mit katastrophalen Folgen“, erläutert der finanzpolitische Sprecher der FDP-Fraktion. „Ich rechne damit, dass ein Untersuchungsausschuss eingesetzt wird und dessen Arbeit am Ende zu organisatorischen, aber auch zu personellen Konsequenzen führt. Als einen Hauptverantwortlichen im Bundesfinanzministerium sehe ich Finanzstaatssekretär Jörg Kukies.“ Die dem Finanzministerium unterstellte Finanzaufsicht Bafin steht in der Kritik, Wirecard nur unzureichend geprüft zu haben. „Unsere Vermutung ist, dass Wirecard aus politischen Gründen als nationaler Champion aufgebaut werden sollte und dass deshalb die Aufsicht nicht durchgegriffen hat.“
Auch Bayerns Steuerbehörden und die Justiz geraten zunehmend in die Schusslinie: „Warum hat das für Wirecard zuständige Finanzamt die Abschlüsse nicht strenger untersucht?“, fragt Toncar. „Warum wurden Geldwäschevorwürfe nicht verfolgt? Warum hat sich die Staatsanwaltschaft München mit Ermittlungen so lange zurückgehalten? Die bayerischen Verwaltungsbehörden hätten die Missstände und Manipulationen bei Wirecard möglicherweise aufdecken können.“
Weniger stark als befürchtet wirbelt der Hurrikan Laura an der Ostküste der USA die Energiemärkte durcheinander. Zwar wurden aus Vorsicht beinahe die gesamte Öl- und Gasproduktion im Golf von Mexiko sowie viele Raffinerien geschlossen. Getrieben durch Sorgen um mögliche Produktionsausfälle sind die Brent- und WTI-Ölpreise daher aber am vergangenen Mittwoch nur um zwei Prozent gestiegen. Wenn man die Hurrikans historisch betrachtet, dürfte dieser Anstieg nicht von Dauer sein, meinen die Experten der Commerzbank.