Tichys Einblick
Dit iss Balin in grün

S-Bahn Berlin: Nervöse Zustände nach dem Attentat auf der A-100

Zweistündiges Drama in vier Akten, am heißesten Tach des Jahres. Mitten uffa Strecke.

Also wennse am Wochende nüscht mit ihra Zeit anzufang wissn, denn fahrnse mitte S-Bahn. Hier verliernse schonma mindestens ne Stunde durch die diversen Baustelln; offenbar kloppt Balin grad de letzten Notgroschn uffn Kopp, in chaotischer Vorbereitung für die “Verkehrswende”, also wie z.B. der Supa-Idee, die Stadt fürn Automobilvakeah zu blockieren, (demnächts sperrense ja de Friedrichsstraße).

Zweistündiges Drama in vier Akten, am heißesten Tach des Jahres. Mitten uffa Strecke.

1. Die Faahrt inna S7 begann am Alex janz noamal, aba keene 100 Meter nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof fing de Bahn an zu ruckeln und wurde langsama, für jedn alten Hasen n untrüglichet Zeichen, dat et da Probleeeme jibbt … dann stoppte der Zug. 5 Minuten vahgingen, ohne dass sich jemand meldete, Passagiere und S-Bahn belauerten einanda. Und denn brach die Frau Zugführerin det Schweijen: “Weil der vorausliegende Fahrweg noch blockiert sei, könne man derzeit nicht weiterfahren, man bitte um Jeduld … es jehe in Kürze weiter…” Diese jut einjespielte Sprachregelung wiederholte de gute Frau noch zwei Mal, und mit jeder Ansage wurde klarer, dat et sich mitnichten um eine kurze Unterbrechung handelt … ein “Schadzug” blockiere die Weiterfahrt … man kennt det in Balin, allen Fahrjästen war klar, dat det noch nicht det Ende vom Lied iss … einige wurden unjeduldich, auch eine Türe wurde aufgeschoben (unter Protest der Frau Zugführerin) und ein kleiner Fahrgast drohte “ich hätte Lust, de Scheibe einzuschlagen !” Die ersten Mundundnasebedeckungen wurden jelüftet.

2. Die andern Jäste ertrugen ihr Schicksal mit stoischer Ruhe, man war et wie jesacht schon jewöhnt. Dann wurde es plötzlich spannend: Entlang des Zuches herum postierten sich vier Streifenbeamte, der Fahrstrom wurde abgeschaltet (hörbare Ventilation stoppte) und das Klappern eines Hubschraubers ertönte am Himmel. Ein wohl neu aufgestiegener Zugführer meldete sich über die Sprechanlaache: “Wir werden sie nun geordnet aus dem Zug evakuieren, und dem nächsten Bahnhof zuführen …” Alljemeinet Jeraune, aber man war froh, dasset endlich weiterjing.

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Zwar wurde in der steigenden Hitze im Wagen noch gemault “sowat habe ich in 20 Jahren S-Bahn-Fahren ja noch nie erlebt”… “ die lügen doch alle …”, aber man tröstete sich mit dem baldigen Ausstiech aus dem Sauna-Waggon. Ein sehr bärtiger, sehr kahler Herr in roter “Bahn Not-Service”-Warnweste lief den Wagen entlang und ließ ahnen, dass hinter den Kulissen sicher die Rettungsanstrengungen angelaufen waren.

3. Wieder musste man warten, bis sich da Herr Evakuierungs-Kontrolleur nochmal am Sprechgerät meldete, diesmal mit ner neuen Botschaft : “Man habe sich nun entschlossen, doch in den nächsten Bahnhof einzufahren, um den Passagieren Gestolpere und mögliche Stürze in den Jeleisen zu ersparn, der Fahrstrom werde nun wieder angeschaltet und in Kürze werde man den Zug in den nächsten Bahnhof – Jannowitzbrücke – einfahren lassen.”

4. Nach einer weiteren zwanzigminütigen Pause ertönte nun die altbekannte Stimme der ursprünglichen Zugführerin, der man das Ruder wohl in die Hand zurückjejeben hatte (hoffentlich hat das die Gleichstellungsbeauftragte der Bahn nicht mitgekriecht) und die nun die erlösende Einfahrt in den Bahnhof in “Kürze” ankündijen konnte. Wieder verstrich eine Viertelstunde, bis sich der Zug in Richtung Jannowitzbrücke bewegte und dort – zum Ärger der vielen dort auf eine Mitfahrt wartenden Passagiere – endgültig Wurzeln schluch. Wer weiterwollte, musste sich Richtung Busse und U-Bahnen orientieren.
Offizielle Meldung von der S-Bahn-website dazu:
https://bahnstoerung.de/

“Nach einer Weichenstörung und nach einem Polizeieinsatz sowie nach einem Schadzug im Bereich Ostbahnhof und Friedrichstraße kommt es bei den Linien S3, S5, S7,S75 und S9 noch zu Verspätungen und eventuellen Ausfällen.”

Die Phantasie des einfachen S-Bahn-Passagiers reicht nicht aus, sich das Zusammentreffen gleich dreier “Vorfälle” zu erklären, jedenfalls haben diese offenbar zum sofortigen “shutdown” des Bahnverkehrs auf der zentralen Strecke Richtung Hauptbahnhof geführt. Pläne, was mit den Insassen denn unmittelbar danach passieren soll, strickt man wohl im Vorübergehen.

Mittlerweile weiss jeder Bahnkunde von bis zu “96 hours” (ohne Liam Neeson) zu berichten, in der man der Freiheit in irgendeinem Separee entführt war. Keine solide Grundlage für die von den Berliner Grüninnen geforderte Mobiltätswende, für die sie (aus dem Parteiprogramm 2021) „hunderte U-Bahnwagen und Elektrobusse für die Berliner Verkehrsgeselschaft BVG geordert“ und den „Umbau der autogerechten Stadt“ eingeleitet hätten.“… „mit Autos verstopfte Kieze würden langsam zu neuen Lebensräumen.“

Und natürlich müsse man „die Taktung erhöhen und das Angebot ausbauen!“

Irgendwie will die Realität auf den Schienen nicht mit den ehrgeizigen Plänen zusammenpassen, die Rot-Rot-Grün versuchen ins Rollen zu bringen.

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