Tichys Einblick
Berlin-Neukölln

Güner Balci neue Integrationsbeauftragte – Linke und Grüne protestieren

Grüne und Linke protestieren gegen die Ernennung von Güner Balci als Integrationsbeauftragte Neuköllns - doch dabei geht es nicht um Integration: Das grünlinke multikulturalistische Weltbild akzeptiert keine Islamkritikerin.

imago Images/Metodii Popow

Es gibt Grund zur Freude – für jeden Kämpfer gegen islamistische Strukturen und für einen liberalen, säkularen Islam. Denn Güner Yasemin Balci wurde in Neukölln zur neuen Integrationsbeauftragten berufen. Es ist ein Gewinn: Die Stelle ist damit mit einer kompetenten und qualifizierten Person besetzt – was keinesfalls der Regel entspricht. Balci ist nicht nur Sozialarbeiterin, Journalistin und Filmemacherin. Sondern sie ist eine wichtige Kritikerin des Islams und kontraproduktiver Politik. Sie führt den Kampf gegen Parallelgesellschaften und Geschlechterapartheid.

Balci selbst stammt aus einer türkischen Einwandererfamilie, ist in Neukölln geboren und aufgewachsen. Sie kennt die Probleme vor Ort. Nachdem sie Erziehungs- und Literaturwissenschaften studierte, engagierte Balci sich in der Jugendarbeit für Mädchen aus Einwandererfamilien und in Projekten zur Gewalt- und Kriminalitätsprävention. Sie publizierte mehrere Bücher, darunter „Arabboy“ und „Arab Queen“, die vorhandene Probleme in Deutschland illustrieren, indem Einzelschicksale innerhalb der arabischen Zuwanderungscommunity thematisiert werden.

Für Linke und Grüne ist Balci die neue Sarrazin

„Was für eine bizarre Fehlbesetzung“, ertönt es aus grünen Reihen. In diesem Fall aus dem Twitter-Profil von der Berliner Grünen-Abgeordneten Susanna Kahlefeld: „Back to Buschkowsky-Time. Ich habe sie erlebt, als sie mit Sarazzin [sic!] durch Neukölln gezogen ist“. Die Linken und Grünen sind diejenigen, die Güner Balci als eine laute Islamkritikerin nicht für die Stelle einer Integrationsbeauftragten sehen wollen. DIE LINKE Neukölln ist mit den Grünen einer Meinung. Mit „eine klare Fehlbesetzung“ betitelt der Linke-Abgeordnete Hakan Tas seine Pressemitteilung, in der es weiter heißt: „Rassistische Wert- und Denkmuster wurden insbesondere von Politikern wie Sarrazin und dem ehemaligen Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkoswky in die Mitte der Gesellschaft getragen“. Die LINKE Neukölln habe sich über den Rauswurf Sarrazins aus der SPD gefreut. „Den Kampf gegen Zündler wie Sarrazin oder Buschkowsky gewinnt man jedoch nicht, wenn Gleichgesinnte in wichtige integrationspolitische Ämter gehievt werden.“

Der Bezirksverband DIE LINKE Neukölln versucht nun Güner Balci mit dem von den Linken als „rassistisch“ gebrandmarkten Thilo Sarrazin gleichzusetzen und in dieselbe Ecke zustellen. Für die Linke und die Grünen in Neukölln stellt jegliche Islamkritik – also Kritik an einer Religion – Rassismus dar. Der Islam darf der linken/grünen Ideologie folgend nicht kritisiert werden. Hakan Tas schreibt, dass Balci „immer wieder mit extrem fragwürdigen Aussagen zum Thema Integration und Islam auf sich aufmerksam“ gemacht und „eine angebliche Integrationsverweigerung von Migranten im Stile von Buschkowsky und Sarrazin hinaufbeschworen“ habe. Den Namen „Sarrazin“ haben die Linken längst zu einem Kampfbegriff umgeformt, um jeden, der die Ausprägungen eines radikalen Islams kritisiert, mundtot zu machen. In einer weiteren Pressemitteilung der Neuköllner Linken wird Balci vorgeworfen, sie hätte „Thilo Sarrazin inhaltlich und in diversen TV-Beiträgen, der wegen seines Rassismus aus der SPD geworfen worden ist“ unterstützt. Einen Beleg liefern die Linken für eine unterstellte Sarrazin-Nähe nicht. Doch auf Grundlage dieser Beschuldigung fordert DIE LINKE Neukölln die Personalentscheidung wieder rückgängig zu machen; diese müsse „umgehend korrigiert werden!“.

Balci kämpft gegen das, wofür die Linke kämpft

Die Unbeliebtheit der neuen Integrationsbeauftragten Güner Balci im Lager der Linken und Grünen ist alles andere als überraschend – denn Balci kämpft gegen all das, was Linke und Grüne längst zu ihrem Geschäftsmodell etabliert haben. Sowohl die Partei DIE LINKE als auch BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN haben durch ihre Ideologie des Multikulturalismus muslimischen Gläubigen, Arabischstämmigen und besonders Migranten in eine Opferrolle stilisiert. Beide Parteien verstehen sich seit Jahren als Beschützer für alle Muslime und Migranten in Deutschland. Muslimen einen Opferstatus aufzuzwingen ist bereits eine Form von Kolonialismus und gleichsam ein grünlinkes Geschäftsmodell, um muslimische Gläubige oder No Borders, No Nation-Wähler für jene Parteien zu sympathisieren.

Exakt diese fatale, grünlinke Stigmatisierung von Muslimen zu Opfern kritisiert Balci scharf. In einem Fernsehauftritt bei Maischberger im Jahr 2010 wollte Balci dem Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele eine klare „Botschaft“ mitgeben:
Sie haben seit Jahren immer wieder nichts anderes zu tun, als darauf hinzuweisen, dass wir zugehen müssen auf die Migranten, weil das sind ja die “stigmatisierten“ Opfer von seitens der Grünen. Immer zu Opfer stigmatisiert – „wir müssen ihnen die Hand reichen“! […] Weil sie immer denken, sie müssen sich schützend vor eine exotische Minderheit stellen. Es geht darum, dass sie uns endlich gleichberechtigt ernst nehmen. Und dann müssen sie auch über Diskriminierung von Türken gegen Deutsche sprechen, denn nur das ist Gleichberechtigung!

Der Kampf ums eigene Kartenhaus

Dieser Kampf gegen grünlinken Multikulturalismus und für eine tatsächliche Gleichberechtigung, macht Güner Balci automatisch zu einer Feindin beider Parteien. In der gleichen Maischberger-Runde war auch der SPD-Politiker Heinz Buschkwosky, der ehemalige Bezirksbürgermeister von Berlin Neukölln, zu Gast. Buschkowksy, der nun von Linken und Grünen mit Balci negativ verglichen wird, war in dieser Sendung auf der Seite von Balci. Dass Linke und Grüne Balci als Integrationsbeauftragte ablehnen, scheint ein Trauma von Balcis wuchtiger Kritik zu sein. Sie können es nicht verkraften, wenn ihr multikulturalistisches Kartenhaus einstürzt, sondern wollen es so lange wie möglich aufrecht erhalten.

Dasselbe gilt für das Thema Kopftuch. Besonders die Grünen kämpfen unermüdlich gegen Kopftuchverbote und für ein Tragen jenes, sodass das Kopftuch nahezu ein Symbol für diese Partei zu werden droht. Güner Balci beschäftigt sich seit Jahren mit dem Topoi des Kopftuches und fordert seitdem beispielsweise ein Kopftuchverbot an Schulen zum Schutze der Mädchen. Ihre Kritiken gegen das Kopftuch besitzen eine provokante Note. In der taz schrieb sie 2016: „Alle Islamisten dieser Welt finden das Kopftuch geil. Vielleicht sollte das allein schon ein Grund sein, um über den Unsinn dieser Uniform nachzudenken.“

Die Linken und Grünen empfinden als selbstermächtigte Schutzparteien konservativer antiwestlich lebender Muslime solch eine Kopftuch-Kritikerin als eine realistische Gefahr. In der Pressemitteilung der Neuköllner Linken wird Balci unterstellt, sie versuche unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Kulturen zu spalten. Jegliche Kritik in Richtung der Religion Islam ist für Linke und Grüne größtenteils illegitim und wird in die Schublade der Diskriminierung und Spaltung verortet. Dabei geht es beiden Parteien weder um das Thema Integration oder Kopftuch noch um die Person Balci. Sondern es geht um die jeweiligen Weltbilder und das Parteibild, was nach außen vermittelt werden soll.

Das multikulturalistische Weltbild von Linken und Grünen lassen keine Islamkritikerin auf den Posten einer Integrationsbeauftragten zu.

Doch Güner Balci wäre nicht Güner Balci, wenn sie nicht fest mit Gegenwind in diesen sich stets wiederholenden Vorwurfsstanzen gerechnet hätte.

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