Tichys Einblick
„One-World“-Visionen vs. Wirklichkeit

Auf, auf in die schöne, neue Welt!

Utopische Vorstellungen bestimmen immer mehr das politische Handeln. Realitäten – auch historische – spielen dabei keine Rolle, der demokratische Souverän schon gar nicht. Denn auch „ganz oben“ hat sich ein historischer Analphabetismus breitgemacht.

Ach, wie könnte diese „Eine Welt“ doch schön sein: ohne Grenzen; ohne Kriege und Waffen; ohne verschiedene Rassen und ohne Rassismus; mit hundert verschiedenen Geschlechtern und damit ohne Sexismus; ohne Ausbeutung; ohne Kolonialismus und ohne Sklaverei; ohne Hunger; ohne Krankheiten und ohne Seuchen; voller Luxus und Wohlstand; voller Sex für alle; ohne schmelzende Gletscher, Dürren, Waldbrände, vermüllte Meere; ohne Religionen außer der „one-world“-Ideologie; ohne „Faschisten“, ohne Trump, Orban, Boris Johnson, Netanjahu …

Nicht möglich? Doch, ist ganz einfach! Damit alles in Erfüllung geht, bauen wir: einen einzigen, den ganzen Globus umfassenden Weltstaat; eine einzige, für alle und alles treusorgende Weltregierung. Mit Europa und der EU fangen wir an.

Auf dem Papier funktioniert es längst – und zwar nicht jenseitig im Paradies, sondern diesseitig auf Erden. Große Geister haben entsprechende Visionen längst zu Papier gebracht: Platon etwa 370 vor Christus mit seiner „Politeia“, Thomas Morus mit seiner „Utopia“ (1516), Tommaso Campanella mit seiner „Sonnenstadt“ (1623), Francis Bacon mit „Neu-Atlantis“ (1626) oder Johann Gottfried Schnabel mit „Die Insel Felsenburg“ (1731 – 1741). 

Alle bastelten sie an einer idealen Welt – anders als die bösen Schreiberlinge mit ihren Dystopien (besser: Horrorutopien): Mary Shelley mit „Frankenstein“ (1818), H.G. Wells mit der „Zeitmaschine“ (1894), Aldous Huxley mit „Brave New World“ („Schöne Neue Welt“, 1932), George Orwell mit „1984“ (1948), Ray Brandbury mit „Fahrenheit 451 (1953) oder zuletzt Dave Eggers mit „Der Circle“ (2013).

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Das geringere Problem bei all diesen Werken wäre, wenn sie als literarische Werke angesehen würden. Als reine Fiktion also! Das echte Problem freilich ist, dass es immer wieder, zuletzt sogar beschleunigt massive Versuche gibt, die genannten Utopien und Dystopien in die Wirklichkeit umzusetzen. Und dass es immer wieder „Geister“, Ideologen gab und gibt, die ihre Utopien in politische Pläne und Handlungsanweisungen umsetzen wollten bzw. wollen: Karl Marx wollte den Weltstaat, Lenin ebenfalls. Am Ende gab es hundert Millionen Tote. Dennoch erfahren Marx und Lenin ständig Auferstehung auf ihren Friedhöfen beziehungsweise – für die Ewigkeit konserviert – im Mausoleum. Immanuel Kant (mittlerweile als angeblicher Rassist ja in Verruf gekommen), der über den „Ewigen Frieden“ schrieb, war da zurückhaltender. Für ihn war ein Weltstaat keineswegs eine Garantie für ewigen Frieden.

Dystopien als aktuelle politische Programme?

Trotzdem werden Dystopien peu à peu Realität und Jahr für Jahr mehr umgesetzt. (Ähnlichkeiten mit der Welt des beginnenden 21. Jahrhunderts sind selbstredend rein zufällig.):

Alles Fiktion? Nein. Schauen wir uns – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – mal folgendes an: Eine „Europäische Union“ ohne demokratische Legitimation durch ein Volk. Ein Europarat ohne demokratische Legitimation durch ein Volk. Eine UNO mit dem Erz-Sozialisten António Guterres an der Spitze, bar jeder demokratischen Legitimation durch ein Volk, dafür ein Wasserkopf, der pro Jahr an die 200 „Tage“, ferner „Wochen“, „Jahre“ und „Dekaden“ feiern lässt, etwa zu Themen wie Hülsenfrüchte, soziale Gerechtigkeit, Glück, Stillen, Afrika, Kamele, Wasser, Beseitigung von Kolonialismus und so fort. Die UNO-Huxleys mit ihren „Eintrachtsandachten“ lassen grüßen.

CDU, SPD und FDP waren einmal
Die Bonner Parteien ruinieren das Land
Gewaltenteilung dort? Fehlanzeige! Legislative und Exekutive sind verschmolzen, die Judikative ist eine Farce. Man betrachte den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte des Europarates und den Europäischen Gerichtshof der EU. Allmächtige exekutive Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO, den Weltklimarat, die WTO, die Weltbank. Informelle Zirkel wie die Bilderberger, die Hochfinanz, milliardenschwere Stiftungen (siehe die Open Society des Milliardärs George Soros; in Deutschland vor allem die Bertelsmann-Stiftung), Tausende an NGOs.
Mittels Sowjetisierung hin zu einer „Räte“-Governance 

Wie ist all dies zu sehen?

Realitäten – auch historische – spielen keine Rolle. Denn auch „ganz oben“ hat sich ein historischer Analphabetismus breitgemacht. Motto: Was nicht sein kann, das nicht sein darf! Beziehungsweise – siehe Huxley: „history ist bunk!“ Dass noch jeder Vielvölkerstaat in die Hosen ging, konkret: in Massengräbern endete, haben – es ist noch nicht so lange her – die Kunstgebilde Jugoslawien und Sowjetunion gezeigt.

Der „demos“ ist „out“

Vor allem aber: Das Volk, die Völker, der „demos“, der Souverän findet nicht mehr statt. Also sparen wir es uns zukünftig, von „Demokratie“ als Beherrschung des Volkes durch das Volk zu träumen. Wir befinden uns längst in einer Situation, in der „Circles“ den „demos“ beherrschen. SED-DDR-Kommunisten-Bonze Walter Ulbricht feiert fröhlich Auferstehung mit seinem 1945 getanen Spruch: „Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“ Das Volk aber, der doofe Lümmel, macht alles mit. Und blecht qua Steuern und Abgaben für seine fortschreitende Entmündigung. Die Bundes- und EU-Muttis A.M. und vdL schaufeln die Milliarden und Billionen schon in die vermeintlich richtigen Kanäle. Nur einer tut es immer seltener und wird deshalb gehasst: Donald Trump. 

Folgen? Keine! Die staatstragenden Medien machen alles mit, sind nicht mehr Kontrollinstanz, sondern zur Apportier-Presse verkommen, die jedes Stöckchen aufgreift, das im Interesse dieser „einen“ Welt ist, die wir haben. Es gibt ja – ach welch infantile Erkenntnis – keinen Planeten B! In den Propagandaabteilungen der nationalen und internationalen Exekutiven und in Hinterzimmerzirkel aber wird fleißig und subkutan mit subliminaler Konditionierung, also einer Art Gehirnwäsche, gearbeitet. Auch im Kanzleramt gibt es „nudge“-Abteilungen, die mit den dann medial begierig aufgegriffenen „Anstups“-Methoden à la Neurolinguistische Programmierung (NLP) das tun, was der Behaviorist B. F. Skinner mit Ratten und Tauben im Käfig erprobte: nämlich die Programmierung auf bestimmte Arten des Verhaltens und Erlebens. Der Behaviorist (also Verhaltensprogrammierer) Skinner hat dies übrigens in einem Zukunftsroman zu Papier gebracht. „Walden Two“ heißt sein Roman. Früherer Untertitel: „Die Vision einer aggressionsfreien Gesellschaft“. Weil die Rechnung offenbar aber nicht aufging (siehe Köln, Stuttgart, Frankfurt), wird Skinner mittlerweile mit dem Untertitel vermarktet: „Vision einer besseren Gesellschaftsform“.

Da kann man – auch wenn sich Soros als Anhänger der „offenen Gesellschaft“ des Karl Popper geriert – nur Popper selbst zitieren: „Der Versuch, den Himmel auf Erden einzurichten, erzeugt stets die Hölle. Dieser Versuch führt zu Intoleranz, zu religiösen Kriegen und zur Rettung der Seelen durch die Inquisition.“

Welt „total“ ist angesagt. Endend in einem Totalitarismus, der keine Individuen, keine Familien, keine Nationen, keine Staaten, keine Völker mehr kennt! Deshalb hat sich auch die „Internationale“ mit ihrem Refrain überlebt: „Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.“

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