Wir kennen sie mittlerweile fast alle, die Pros und Contras der Frauenquote.
Je nach Perspektive lassen sich nahezu alle Argumente variabel in jede Spalte einordnen. Daher ist es für mich ein kernloses, eigentlich sogar ein populistisches Thema, welches die sogenanntem Populisten der AfD nicht besser hätten umsetzen können. Die hatten zuerst Frauke Petry, mit Alice Weidel kam dann der Feinschliff: eine homosexuelle, gebildete Frau, die das höchste Amt einer Partei übernimmt. Insofern hatte die AfD ihre Hausaufgaben schon gemacht, als es noch nicht „in“ war sondern scheinbar aus Überzeugungen, während unsere Kanzlerin Angela Merkel eigentlich für alles beliebige steht ausser für die Frauen.
Ich bin eine Frau mit Migrationshintergrund – und halte nichts davon, nur aufgrund einer Quote durch vermeintlich verschlossene Türen gehen zu dürfen.
Dafür bin ich viel zu emanzipiert, kämpferisch und ja anscheinend auch zu „konservativ“-feministisch gepolt. Konservativ deswegen weil ich den Geschlechterkampf im Bezug auf Gleichberechtigung persönlich nie gescheut habe und mich immer wie „ein Mann“ gleichermaßen zu behaupten wusste, ohne dass „Mann“ mir vorher den roten Teppich ausgerollt hat. So stehen Mann und Frau sich dann wahrhaftig irgendwann auf Augenhöhe gegenüber – und nicht wegen eines Jokers, den nur Frau ziehen konnte.
Eine besondere Spezialität der heutigen CDU, die man als typisch für sie beschreiben könnte, ist, dass sie ausnahmslos bei allem mitzieht, was der aktuelle Zeitgeist – und sei er noch so kurzlebig – als „in“ deklariert. Und was „in“ ist, bestimmen nun mal die Grünen.
Und so fliegt die CDU wie ein grünes Blatt im Wind der politischen Positionen. Das ist im Grunde genau das Gegenteil von Konservativismus, der eigentlich der Kern solch einer Partei sein müsste. Ist er aber nicht, denn konservativ sein ist out. Und damit auch andere Werte, wie Integrität, von der in der CDU keine Spur zu sehen ist.
Integrität ist eines der Hauptmerkmale, die die CDU nicht besitzt.
Am besten kann man Integrität bei einem Menschen oder einer Gruppe anhand des Verhaltens erkennen. Unter integren Persönlichkeiten stellen wir uns Menschen vor, die sich selbst treu bleiben. Und eine Partei ist integer, wenn sie ihren Wählern treu bleibt. Integres Handeln entspricht also einem persönlichem, nicht beliebigen Wertesystem, das glaubhaft nicht nur sich selbst, sondern auch anderen gegenüber vertreten wird. Dabei ist es nebensächlich, woher diese Werte abgeleitet sind, wichtig ist nur, dass ein Wertesystem überhaupt erst existiert und keine Variable für Macht ist.
Manche Menschen können das Blaue vom Himmel lügen ohne rot zu werden und Versprechen geben, die sie nie einzulösen gedenken. Folgen den Worten keine Taten, ist es nur hohles Geschwätz. Genauso ist es mit der Frauenquote in der CDU. Denn es gibt genügend Schlupflöcher, um dieser zu entgehen.
Aber es geht noch schlimmer: Wenn nicht nur die Integrität fehlt, also entgegen der (vorgeblich) eigenen Maxime gehandelt wird und Worte und Taten sich widersprechen, man zugleich aber auch noch den moralischen Zeigefinger erhebt, liegt Bigotterie vor.
Eine weitere Spezialität der CDU ist, dass sie perfekt zeigt, wie es möglich ist, die Macht sehr lange zu erhalten, indem man ein Wertesystem auf eine Variable reduziert – und Integrität im Grunde nur ein Störfaktor ist.
Was sind die Prinzipien wert, wenn sie bei nächstbester Gelegenheit über Bord geworfen werden? Eigentlich gar nichts. Ein Merkmal von Integrität ist es, die eigenen Werte gegen Widerstände zu verteidigen. Hehre Absichten und Vorstellungen sind eine feine Sache, reichen allein aber nicht. Eine integre Person ist auch bereit, die Konsequenzen der Verteidigung, so unangenehm sie sein mögen, in Kauf zu nehmen.
Die CDU ist ein Verein von machtbesessen alten weißen Männern, geführt von nicht mehr jungen weißen Frauen, die eigentlich in keiner Weise den Durchschnitt der Bevölkerung darstellen und alles vertreten, was irgendwie Erfolg verspricht. Dafür benötigt sie beliebige Personen, deren innerer Kompass auf Machterhalt gepolt ist und nicht auf Gleichberechtigung oder sonstige edle Werte.
Frauen sind hier in Deutschland ganz normale Bürger und Menschen. Nur die Quote gibt irgendwie vor, dass sie es nicht sind.
Aber ich weiß, dass viele ihre Herkunft oder ihr Geschlecht als Nachteil empfinden. uUnd zweifelsohne ist es das in bestimmten Bereichen auch. So wie überall auf der Welt. Und das ist schlecht. Als ich eine Weile in Ägypten lebte, hätte ich mir eine Frauenquote in der Öffentlichkeit gewünscht, geschweige denn in hohen politischen Ämtern. Aber die Ironie ist doch, dass in Deutschland die größten Neider meistens Frauen waren, die mir Schwierigkeiten machten, und erfolgreiche Frauen bestätigen mich mit diesen Erfahrungen immer wieder. Die größte Anerkennung kam meist von den Männern, die selbst wissen, wie schwer es sein kann und auch oft ist, sich einen Platz beispielsweise im Arbeitsmarkt zu erkämpfen. Nun gut, kämpfen will auch keiner mehr. Aber Anerkennung, die wollen wir alle. Die gibt es nicht gratis. Auch nicht durch einen politischen Beschluss.
Das Leben ist kein Ponyhof, auch wenn viele Parteien uns potenziellen Wählern vorgaukeln, dass es einer sein könnte, wenn man sie nur wählt. Die Realität sieht immer anders aus. Oft ist sie sogar das Gegenteil von dem, was Politiker uns erzählen. Nun lautet das Narrativ scheinbar: Mehr Frauen in der CDU – mehr Ponyhof-Feeling in Deutschland.
Ich frage mich, wie hoch meine Chancen bei der CDU wären, wenn ich heute meinen Mann verlassen und eine gleichgeschlechtliche Beziehung eingehen würde. Denn alles, was eigentlich ja keine Rolle spielen darf und auch angeblich keine Rolle spielt, wären dann ganze drei erfolgssteigernde Faktoren, die ich mit meiner bloßen Existenz inne hätte. Ziemlich unfair und diskriminierend gegenüber bio-deutschen Frauen, wo doch Gerechtigkeit das hohe Ziel ist. Und irgendwie auch ironisch, dass ich mich bei dem Gedanken auf mein Geschlecht, meine Herkunft und sexuelle Orientierung reduziert fühle.
Zu dem Thema fragte mich meine Freundin, die aus Ghana stammt, was eigentlich mit den schwarzen Menschen ist? Müsste man nicht konsequenterweise die 50 Prozent aufteilen für 25 Prozent weisse und 25 Prozent schwarze Frauen? Aber hinzu kämen die homosexuellen schwarzen Frauen. Und was ist mit den schwarzen Männern, die ja offensichtlich noch weiter unten in der Nahrungskette stehen als weisse Frauen? Was ist eigentlich mit Müttern, die auch welche sein wollen und deren Mann das Geld nachhause bringt? Oder gehören die mittlerweile zum feindlichen Lager der Männer, weil sie sich mit ihnen paarten? Wir sehen, es wird spannend.
Im Grunde finde ich es auch diskriminierend, dass nur aufgrund des Geschlechts jemand eine Chance oder keine bekommt. Wenn ich daran denke, dass mein Mann wegen einer nicht vorhandenen Vagina bei der Jobsuche benachteiligt wird, worunter ich als seine Frau und gleichzeitig auch unser Kind dann mitleiden, stelle ich schnell fest, dass hierbei mal wieder zu kurz gedacht wurde. Also gerade nicht in der traditionellen, früherenPraxis der CDU „vom Ende her“.
Aber das alles macht der CDU natürlich nichts, es geht schließlich um Macht. Und Quoten sind in. So wie auch Windräder in sind. Die bringen zwar auch am Ende nichts, aber sie wedeln wenigstens die durch den Klimawandel warm gewordene Luft hin und her. Womit wir beim Hauptmerkmal der CDU wären.