Einst galt die FAZ als bürgerlich-konservatives Flaggschiff. Längst jedoch ist auch dieses einst ehrwürdige Blatt in den Haltungsjournalismus abgerutscht, bedient eine Echoblase, statt sich journalistischer Neutralität verpflichtet zu sehen.
Immer noch gilt die FAZ jedoch als Vorbild des deutschen Rezensionsfeuilletons. Grund genug, sich einmal einen ihrer aktuellen Texte zwecks Rezension vorzunehmen und an ihm zu verdeutlichen, wie die tägliche Indoktrination des gefühlten Mainstreams funktioniert.
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Wie die anderen, sogenannten Leitmedien der Republik hat sich auch die FAZ dem Kampf gegen den gewählten US-Präsidenten verschrieben. Das bietet ihr ständig Gelegenheit, mit vorgeblicher Berichterstattung ihre Leser zu indoktrinieren. Am Beispiel des Textes „Trump sammelt die Getreuen“ der früheren WDR-Mitarbeiterin Frauke Steffens, erschienen am 5. Juli 2020, wird deutlich, wie die neue deutsche Indoktrination funktioniert. Zur Erläuterung wird jeweils der Originaltext zitiert – und analysiert.
1. Der Teaser: „Donald Trump setzt weiter auf rassistische Appelle und einen Kulturkampf um das Coronavirus. Auch am Nationalfeiertag wollte er vor allem diejenigen aufstacheln, die ihm ohnehin treu ergeben sind.“
Bereits im redaktionellen Appetizer wird der US-Präsident als Rassist und reaktionärer Kulturkämpfer gemarkt: Wer „auf rassistische Appelle“ setzt, ist notwendig ein Rassist. Wer um Corona einen „Kulturkampf“ führt, wird nicht nur als Depp dargestellt – denn mit „Kultur“ hat Corona nicht das Geringste zu tun – , sondern auch als jemand, der über diesen Kampf eine bestehende Mehrheitskultur gewaltsam verändern will. Dieser rassistische Kulturfeind nun will jene „aufstacheln“, die ihm ohnehin treu ergeben sind. „Aufstacheln“ tun Marodeure, Kriminelle, Ideologen. Die einst seriöse FAZ hat also bereits in den ersten beiden Sätzen den gewählten Präsidenten der USA zum kriminellen Hassobjekt erklärt.
„Feuerwerk, Barbecue und Parties bis zum nächsten Morgen – wenn es eines gibt, das sich die Amerikaner nicht verderben lassen wollen, dann ist es der 4. Juli. Wer aus politischen Gründen nicht den Unabhängigkeitstag feiern will, begeht eben den nationalen „BBQ Day“, wie der „New York Times“-Kolumnist Charles Blow und viele andere es in den sozialen Medien formulierten. Doch in diesem Jahr ist nichts wie immer.“
Der Leser erfährt, dass der 4. Juli als Unabhängigkeitstag ein Tag ist, den die US-Amerikaner groß und ausgiebig feiern. Da nun aber die Geburtsstunde der USA für die Haltungslinken alles andere als ein Tag zum Feiern ist, wird umgehend unterschwellig ein Gegenpflock eingeschlagen. Es gibt „politische Gründe“, den Unabhängigkeitstag nicht zu feiern – welche dieses sind, wird jedoch nicht verraten.
Wer dennoch den Unabhängigkeitstag feiern will, ohne die Unabhängigkeit zu feiern, der funktioniert den 4. Juli zum „BBQ Day“ (Barbecue-Tag) um. So, wie eben auch viele Menschen das Weihnachtsfest feiern, ohne das Geringste mit Jesus und Christentum zu tun zu haben. Mit ihrem Hinweis auf den NYT-Kolumnisten und „viele andere“, die dieses laut Bekundungen in den sozialen Medien so tun, wird seitens der Redakteurin der unbelegte Eindruck erweckt, dass die anti-nationale Entheiligung des Nationalfeiertags von einer breiten Bewegung in den USA getragen werde.
2. „Der Ort für das große Feuerwerk der Kaufhauskette Macy’s in New York wurde nicht verraten, damit die Leute zu Hause vor dem Fernseher blieben. Die Behörden warnten tagelang vor zu leichtsinnigen Parties. Besonders in Bundesstaaten wie Texas und Florida ist der Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie noch nicht erreicht.“
Der Leser erfährt, dass Corona nach wie vor den US-Alltag zu bestimmen scheint. Gleichzeitig gibt sich die Autorin als Seherin, denn sie kann in die Zukunft schauen und weiß, dass die Pandemie in „Bundesstaaten wie Texas und Florida“ den Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Das mag zwar so sein, da aber Steffens kaum über seherische Fähigkeiten verfügen dürfte, wäre die korrekte Formulierung ein konjunktives „noch nicht erreicht sei“ gewesen, so dieser Satz Bezug auf die Behörden nimmt. Tatsächlich allerdings kommt er als Tatsachenbehauptung der Autorin daher – die demnach doch über seherische Fähigkeiten verfügen muss.
3. „Einen kümmerte das sichtlich wenig: Donald Trump gab eine Party im Garten des Weißen Hauses, nachdem er am Tag zuvor schon am Nationaldenkmal Mount Rushmore in South Dakota gesprochen hatte. Am Samstag versicherte ein Sprecher des Weißen Hauses, die Regeln des Social Distancing würden bei der Feier beachtet – aber er sagte auch, dass Schutzmasken nicht verpflichtend seien. Dementsprechend wenige Gäste trugen eine. Das Weiße Haus ignorierte eine Warnung von Muriel Bowser, der Bürgermeisterin von Washington, die kritisierte, dass die Veranstaltung nicht den Empfehlungen der Seuchenkontrollbehörde CDC entspreche. Unter den Ehrengästen waren auch Mitarbeiter von Krankenhäusern, die Coronavirus-Patienten behandeln.“
Nach der mittlerweile üblichen Corona-Belehrung ist nun wieder Trump an der Reihe. Der hatte zu einer Party in den Garten des Präsidentensitzes geladen, wobei sich allerdings nicht erschließt, was mit dem Hinweis auf die Rede am Mount Rushmore mitgeteilt werden soll. Vermutlich will die Autorin damit verdeutlichen, dass Trump den Nationalfeiertag gleich zweimal feiert – wo doch ihrer Auffassung nach offensichtlich einmal mehr als ausgereicht hätte. Anknüpfend an den behaupteten Corona-Kulturrevolutionär wird Trump nun als unbelehrbar dargestellt, da bei seiner Garten-Party keine Maskenpflicht bestand. Da a. wissenschaftlich längst bewiesen ist, dass die Ansteckungsgefahr im Freien äußerst gering ist; b. der Besuch einer Party in den USA absolut freiwillig ist und im Ermessen des Gastes liegt; damit c. die Frage des Maskentragens in den USA vor allem eine der freien Entscheidung ist, streckt die deutsche FAZ, an deren Wesen die Welt genesen möge, den tadelnden Zeigefinger über den Atlantik. Oder ist es doch eher der haltungslinke Mittelfinger? Der Leser jedenfalls lernt: Trump, der rassistische Kulturrevolutionär, ist ein Corona-Leugner und unbelehrbar – also eine Gefahr für jeden „anständigen“ Menschen. Nicht einmal auf die Bürgermeisterin von Washington hört dieser Unmensch, dabei berufe diese sich mit ihren Warnungen doch auf die Seuchenkontrollbehörde – so etwas wie das deutsche RKI.
4. „Trumps Rede knüpfte an das an, was er am Vorabend in South Dakota gesagt hatte. Er werde nie zulassen, dass ein „wütender Mob“ Statuen im ganzen Land niederreiße und damit versuche „unsere Geschichte auszulöschen, unsere Kinder zu indoktrinieren oder auf unseren Freiheiten herumzutrampeln“, sagte der Präsident. Am Mount Rushmore hatte er beklagt, es gebe eine „gnadenlose Kampagne“, die damit beschäftigt sei, mit der Geschichte auch die „Werte“ der Amerikaner auszulöschen. Die „heiligsten“ Monumente der Nation seien bedroht. In den vergangenen Wochen hatten Stadtverwaltungen und Institutionen Denkmäler für Sklavenhalter, Konföderierten-Generäle und spanische Eroberer abgebaut, zuletzt etwa ein Reiterstandbild des Südstaaten-Generals Thomas „Stonewall“ Jackson in Richmond in Virginia. Aktivisten hatten Statuen beschädigt und umgestürzt. Trump beschimpfte an beiden Tagen Demonstrantinnen und Demonstranten, die die Entfernung solcher Denkmäler fordern und seit Wochen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße gehen. Sie hätten „kein Interesse an Gerechtigkeit oder Versöhnung“, sagte er in Washington. In Mount Rushmore hatte er erklärt, man befinde sich im Kampf gegen einen „neuen Faschismus von Linksaußen“ und eine kulturelle Revolution von links wolle die amerikanische Revolution rückgängig machen.“
Hier nun rezitiert die Autorin aus den Reden Trumps. Dieses geschieht, soweit dieses durch und ohne Kenntnis des tatsächlich Gesagten durch Nicht-Anwesende zu beurteilen ist, hinsichtlich der Form der Wiedergabe journalistisch korrekt. Jedoch kann Steffens auch hier die Indoktrination der Leser nicht unterlassen. Sie erläutert, Stadtverwaltungen und „Institutionen“ (was immer damit auch gemeint sein mag) hätten in den vergangenen Wochen „Denkmäler für Sklavenhalter, Konföderierten-Generäle und spanische Eroberer“ abgebaut, zuletzt das des Thomas Jonathan Jackson, genannt „Stonewall“, in Richmond/Virginia. „Aktivisten“ hätten Statuen beschädigt und umgestürzt.
Wenden wir uns zuerst diesem Lieblingsbegriff der Gewalt-relativierenden Haltungslinken zu. Als „Aktivist“ wird beschönigend jeder bezeichnet, der im Sinne der haltungslinken Agenda öffentlichkeitswirksam tätig wird. Zweifelsohne ist das Beschädigen und Umstürzen öffentlichen Eigentums ebenso wie das Plündern von Geschäften unbeteiligter Bürger eine Form der Aktivität. Vor allem aber ist es eine Straftat. Und es ist, wie es Trump zutreffend beschreibt, ein kulturrevolutionärer Angriff auf die Geschichte und die Werte der USA.
Wie kaum ein anderer verkörpert besagter Jackson beides: Die Tragik der US-Geschichte und den Traum, durch Leistung und Fleiß von ganz unten nach ganz oben kommen zu können. Als Halbwaise aus ärmlichsten Verhältnissen arbeitete sich dieser Mann, von seinen Mitschülern an der Militärakademie als „Bauerntölpel“ geschmäht, entgegen der damals vorherrschenden Arroganz des Offiziersadels in der US-Armee ganz nach oben. Er gilt als fähigster Offizier unter seinem unmittelbaren Vorgesetzten Robert E. Lee, hatte sich für die Union im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg mehrere Auszeichnungen erworben. Die Tragik der US-Geschichte wollte es, dass er im Zuge der Sezession für die Unabhängigkeit seines Heimatstaats Virginia in den Krieg zog und am 10. Mai 1863 im Alter von 39 Jahren infolge einer Verletzung durch „Friendly Fire“ starb. Jackson war ein Kind seiner Zeit, und obgleich selbst der Auffassung, dass er Schwarze lieber als freie Menschen sähe, folgte er der damals in christlichen Kreisen verbreiteten Ansicht, dass Sklaverei durch Gott gestattet sei. Die Sklaven seines eigenen Haushalts soll er menschlich wie Diener behandelt und ihnen eine Erziehung zu den von ihm vertretenen Tugenden angedeihen haben lassen. Die ihm auch im Norden entgegengebrachte Verehrung verdankte er vor allem seinem unbestrittenen militärischen Genie – die Taktik seines Vorgehens wurde auch in der Alten Welt als richtungsweisend gelehrt.
zu erkennen, der Terror des linken Kulturkampfes sich auch gegen gänzlich unpolitische Standbilder richtet, wird von Steffens gezielt unterschlagen. Gemäß marxistischer Dialektik unternimmt sie dabei den Versuch, den faktischen Kulturkampf der extremen Linken auszublenden, und stattdessen Trump als Kulturrevolutionär zu brandmarken.
5. „Trump beschimpfte an beiden Tagen Demonstrantinnen und Demonstranten, die die Entfernung solcher Denkmäler fordern und seit Wochen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße gehen. Sie hätten „kein Interesse an Gerechtigkeit oder Versöhnung“, sagte er in Washington. In Mount Rushmore hatte er erklärt, man befinde sich im Kampf gegen einen „neuen Faschismus von Linksaußen“ und eine kulturelle Revolution von links wolle die amerikanische Revolution rückgängig machen. Damit setzte der Präsident fort, was viele Beobachter für seine Wahlkampfstrategie in den kommenden Monaten halten: den Appell an den Rassismus vieler weißer Amerikaner und an die Wut derer, die angesichts der demographischen Veränderungen im Land um ihre Macht fürchten. Trumps Rhetorik erinnerte nicht nur an seine Rede am Tag der Vereidigung 2017, als er von einem „amerikanischen Massaker“ gesprochen hatte, das er beenden wolle. Das bedrohte „Wir“, an das Trump sich richtete, erinnerte auch an die „schweigende Mehrheit“, an die einst Präsident Richard Nixon appelliert hatte – jene implizit weißen Amerikaner, die Ende der sechziger Jahre vor der vermeintlichen Massen-Kriminalität und dem Linksextremismus Angst haben sollten. „Sie“ wollten „uns“ zum Schweigen bringen, lamentierte auch Trump in South Dakota. Doch die mit „Wir“ gemeinten Amerikaner würden ihre „Ehre“ und die Sicherheit und Freiheit ihrer Kinder gemeinsam verteidigen.“
Die sachgerechte Feststellung Trumps, dass die von Steffens als „Demonstrantinnen und Demonstranten“ verniedlichten Bilderstürmer der Antifa kein Interesse an Gerechtigkeit oder Versöhnung hätten und als Kulturrevolutionäre einen neuen Faschismus von Linksaußen verträten, wird als „Beschimpfung“ abqualifiziert, ohne diese Beschimpfung in der Sache zu belegen. Für „viele Beobachter“ sei Trumps Vorgehen ein „Appell an den Rassismus“ jener, die meinten, durch die demografischen Veränderungen in den USA um ihre Macht fürchten zu müssen. Damit übernimmt die Autoren das linksextremistische Narrativ, wonach in den USA eine weiße Rasse nach wie vor ihre eingebildete Überlegenheit zur Unterdrückung aller Nicht-Weißen nutze. Die unbestreitbare Tatsache, dass sich in den USA zahlreiche Farbige nach dem Vorbild Jacksons längst zur Mittel-, sogar zur Oberschicht hochgearbeitet haben und ein solcher „Farbiger“ sogar acht Jahre als Präsident tätig war, wird von Steffens ausgeblendet. Ihr Denken reduziert sich auf einen vorgeblich rassistischen Klassenkampf, über den sie und ihre Haltungslinken ihren eigenen, anti-weißen Rassismus ausleben. Deshalb zeichnet Steffens von Trump das Bild eines über die angeblich schwindende Macht der Weißen „lamentierenden“ Rassisten – unabhängig davon, dass seine Wirtschaftspolitik vor Corona auch Nicht-Weißen zu neuem Wohlstand verhalf.
6. „Trump liegt zur Zeit in den wichtigsten Umfragen hinter dem designierten demokratischen Herausforderer Joe Biden. In Bundesstaaten wie Wisconsin, Michigan oder Pennsylvania sprechen sich deutliche Mehrheiten der Befragten für den ehemaligen Vizepräsidenten aus. Das sind Staaten, denen Trump 2016 seinen Wahlsieg verdankte – allerdings mit knappen Vorsprüngen vor Demokratin Hillary Clinton. Seine beste Chance gegen Biden sehen der Präsident und seine Strategen wohl in der Mobilisierung der Kern-Anhängerschaft. Und deswegen schreibt ein Team um Trumps Berater Stephen Miller Reden, die mehr oder weniger offen an Rassismus und hier insbesondere an anti-schwarzen Rassismus appellieren. In einem Tweet hatte Trump vergangene Woche den Schriftzug „Black Lives Matter“, den der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio auch vor den Trump Tower auf die Fifth Avenue schreiben lassen will, als „Symbol des Hasses“ bezeichnet.
Umfrageergebnisse, denen zufolge eine Mehrheit der Bevölkerung und selbst viele konservative Wähler die Proteste positiv bewerten, ändern nichts an dieser Strategie. Trump setzt darauf, dass Hetze gegen vermeintliche „Randalierer“ seine Anhänger mehr mobilisiert als eine versöhnliche Tonart oder gar eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Problem des Rassismus es könnte.
‚Trump braucht – oder denkt, er braucht – die Angst vor dem ‚Fremden‘, um seine Basis zu motivieren‘, sagte Christine Matthews, Meinungsforscherin und republikanische Kritikerin des Präsidenten, der „New York Times“. ‚Im Moment haben die Leute Angst vor Covid-19, aber das ist ungünstig für Trump, also versucht er, die Angst vor etwas anzufachen, von dem er glaubt, dass es seiner Wiederwahl nutzt: wütende Mobs von Linken, die die amerikanische Geschichte zerstören.‘“
Steffens berichtet, dass Trump derzeit in Umfragen hinter seinem Herausforderer Joe Biden liege. Das allerdings war im Zweikampf Trump-Clinton nicht anders – das US-Wahlrecht sorgte dafür, dass dennoch Trump die Wahl gewann. Für die Autorin ist dieser Rückstand in Umfragen Anlass, in eigene Spekulationen abzudriften, die sie mit dem neulinken Modewort „wohl“ garniert. Dieses gegenwärtig inflationär auftretende „wohl“ steht für „nichts genaues weiß man nicht“ und soll dem Leser eine Autoren-Spekulation als zu erwartende Wahrscheinlichkeit verkaufen. Ihre Spekulation unterlegt die Autorin mit der Aussage einer Trump-Kritikerin, die zumindest andeutungsweise dem linken Relativierungsgebot hinsichtlich der kriminellen Angriffe auf die US-Gesellschaft zu folgen scheint und die als Mitglied der Republikaner zur Kronzeugen gekürt wird.
Steffens geht davon aus, dass Trumps Wahlkampfstrategie sich darauf konzentriere, seine „Kern-Anhängerschaft“ zu mobilisieren. Damit allerdings wäre der US-Präsident schlecht beraten, wenn diese Kern-Anhängerschaft, wie Steffens impliziert, ausschließlich aus unbelehrbaren, rassistischen Weißen bestünde. Doch für die Autorin steht fest: Deshalb schreibt Trumps Team Reden, die „an Rassismus und hier insbesondere an anti-schwarzen Rassismus appellieren“. Abgesehen davon, dass beispielsweise in der Trump-Rede am Mount Rushmore nicht ein einziger Satz gefallen ist, der diese Unterstellung begründen hilft, macht sie damit deutlich, dass sie von den USA wenig versteht und Sachkenntnis durch ihre eigene ideologische Agenda ersetzt. So wird für die Autorin auch die nachvollziehbare Erregung des Präsidenten auf eine unmittelbar auf ihn gezielte Provokation des demokratischen Wahlkämpfers Bill de Blasio zum Beleg ihrer These vom anti-schwarzen Rassisten Trump.
Was Trump tatsächlich macht: Er richtet einen Appell an jene Amerikaner aller Hautfarben, die sich ihren Lebensstil, ihre Werte und auch ihr Eigentum nicht von einer intersektionalen, linksextremistischen Minderheit stehlen lassen wollen. So spricht er Wähler bis tief hinein in das ursprünglich für die Demokraten votierende Milieu an, versucht, den Linksrutsch der Konkurrenz im Bewusstsein der Mehrheit der US-Bürger zu verankern. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich spätestens am Wahlabend zeigen.
Die US-Demokraten des Joe Biden und ihre Unterstützer wie Steffens setzen gegen diesen Appell des Präsidenten an einen ihnen fremden Patriotismus die Erzählung eines durch und durch rassistischen Amerikas, in dem die weiße Rasse den „People of Color“ ihre Grundrechte vorenthalte. Im Gegensatz zu Trump sind es seine Gegner, die gezielt auf Ausgrenzung und Spaltung der Gesellschaft setzen. Dadurch, dass sie die Patrioten bewusst und öffentlich als angebliche Rassisten ausgrenzen, versuchen sie, einen anti-weißen Rassismus als Treibriemen für ihren eigenen Wahlkampf zu installieren. Dazu werden von der Autorin links-konnotierte Begriffe wie „Hetze“ ins Feld geführt und die „Randalierer“ in Anführungszeichen gesetzt – womit man sich einverstanden erklären könnte, wenn diese Anführungszeichen verdeutlichen sollten, dass es sich bei den „Randalierern“, die gezielt öffentliches und privates Eigentum zerstören, faktisch um Kriminelle handelt. Für Steffens allerdings stehen die Anführungszeichen für den Versuch, diese Kriminellen nicht einmal mit der Bezeichnung Randalierer beschreiben zu lassen. Für sie sind es besagte „Aktivisten“, die jedoch genau das und noch mehr tun, was Steffens selbst Trump unterstellt. Steffens wirft friedliche Demonstranten und die Kriminellen der Antifa in einen Topf, solidarisiert sich mit ihnen, leistet so dem kriminellen Handeln ideologischen Vorschub.
7. „Trump will jetzt per Exekutivanordnung einen Skulpturenpark für ‚amerikanische Helden‘ einrichten, der neben Bürgerrechtlern wie Martin Luther King auch militärische Prominenz und ‚Kämpfer gegen nationalen Sozialismus oder internationalen Sozialismus‘ ehren soll, wie es im Text der am Freitagabend veröffentlichten Anordnung hieß.
Zu Trumps Strategie des Spaltens, die viele Kommentatoren kritisierten, gehöre auch der ‚Kulturkampf‘ gegen die Coronavirus-Schutzmaßnahmen. Diejenigen, die die antirassistischen Proteste der vergangenen Wochen ablehnen, sind oftmals auch gegen das Tragen von Schutzmasken, die Abstandsregeln und die Schließung von Geschäften.“
Bei Steffens wird selbst die Absicht, die Helden der Nation unabhängig von ihrer Hautfarbe gemeinsam zu ehren, zu einem Akt der Spaltung verkehrt. Der Grund liegt auf der Hand. Denn Trump stellt klar, dass nationale und internationale Sozialisten gleichermaßen Feinde der Freiheit und der europäischen Zivilisation sind. Er hat in seiner Rede vom Mount Rushmore deutlich gemacht, dass sein Traum von Amerika der eines ohne Rassenhass ist. Er hat aber auch deutlich gemacht, dass er nicht bereit ist, die neorassistische Indoktrination der amerikanischen Jugend durch die neorassistische Ideologie des Intersektionalismus weiter hinzunehmen. Und er hat sich uneingeschränkt zum amerikanischen Patriotismus bekannt – allein das reicht der Haltungslinken, gegen den US-Präsidenten zu hetzen, ihm jenen Kulturkampf zu unterstellen, den in der Realität die politische Linke seit Jahren gegen die europäische Zivilisation kämpft, ihn für die Spaltung einer Nation verantwortlich zu machen, die die politische Linke bewusst und gezielt betreibt, indem sie die Werte dieser Zivilisation in ihr Gegenteil verkehrt und die Menschen in ihrer neorassistischen Ideologie einander zu Feinden macht, statt sie hinter gemeinsamen Zielen zu vereinen.
Um von ihrer Indoktrination abzulenken und die durch das Corona-Virus verunsicherten Leser im Sinne ihrer Ideologie gefügig zu machen, beendet Steffens ihre Hassrede gegen Trump mit dem Mantra des angeblich Unverbesserlichen:
8. „Begeistern soll sie auch Trumps Forderung, China müsse für das Virus ‚zur Verantwortung gezogen‘ werden. Wie bei seinem Wahlkampfauftritt in Tulsa in Oklahoma vor zwei Wochen behauptete er auch am Samstag, dass die hohe Zahl an Coronavirus-Tests die Pandemie schlimmer aussehen lasse als sie sei. Gezählt würden schließlich alle positiv getesteten Fälle, von denen ‚99 Prozent vollkommen harmlos‘ seien, so der Präsident. Einen Impfstoff gegen das Virus erwarte er ‚lange vor Ende des Jahres‘, sagte Trump, ohne die Quelle seines Optimismus zu nennen. An diesem 4. Juli waren 131.732 Menschen an den Folgen des Virus gestorben, die Krankenhäuser in Texas näherten sich der Belastungsgrenze und der Bezirk Miami-Dade in Florida schloss für das Feiertagswochenende wieder seine Strände und verhängte eine nächtliche Ausgangssperre. Der Trend der täglich gemeldeten Neuinfektionen weist in 39 Bundesstaaten nach oben. Auch wenn Trump das Virus weiter herunterspielt, im Weißen Haus scheint man sich beim Anti-Masken-Freiheitskampf nicht mehr ganz so sicher zu fühlen. In dem Maße, in dem in republikanisch regierten Bundesstaaten die Neuinfektionen steigen, könnte sich auch die Stimmung in Sachen Schutzmaßnahmen verändern. Deswegen hatte Trump Ende der Woche zumindest verlauten lassen, er sei ‚absolut für Masken‘. Selbst eine zu tragen, geht ihm allerdings immer noch zu weit.“
„Unsere tägliche Indoktrination gib uns heute“, habe ich diesen Text überschrieben. Die Tatsache, dass selbst die einstmals für Freiheit und Bürgerrecht stehende Frankfurter Allgemeine Zeitung an die Stelle neutraler und seriöser Berichterstattung Hetze gegen den Präsidenten der USA setzt, dabei Tatsachen verdreht und Fakten gezielt unterschlägt, bleibt dennoch und umso mehr erschreckend. Die Tatsache, dass diese Zeitung allein in den vergangenen acht Jahren über ein Drittel ihrer Leserschaft eingebüßt hat, darf eine Chefredaktion, die mit ihren Grundsätzen auch ihre Stammleserschaft täglich verrät, nicht wirklich wundern.