Bei der Auseinandersetzung um den Großschlachter Tönnies geht es nicht um Werkarbeiter, die aus Rumänien kommend den Job als Ausstieg aus der Armut verstehen; es geht nicht um Hygieneregeln und auch nur am Rande um Corona. Wir sollen weniger Fleisch essen. Vegan ist die neue Formel, die Gute von Bösen scheidet und für die Bösen wird schnell eine „Fleischsteuer“ erfunden, die noch vor Ende der Grillsaison wirken soll. Wenn es nur so einfach wäre.
Verirrt auf einem unübersichtlichen Schlachtfeld
Aber Mitleid für oder Erregung wegen grausam ermordeter Homosexueller ist nicht mehr angebracht; obwohl einen die Tat erschüttert, wenn man in deutschen Medien überhaupt was davon erfährt: Denn der Protest dagegen lief unter der Fahne „WhiteLivesMatter“. Das gilt aber als Rassismus, weil der islamistische Attentäter leicht dunklerer Hautfarbe ist und somit über Homosexuellen rangiert. Aber ein Waffenstillstand gilt nicht. Überall lauern Fallen in Form scheinbar harmloser Formeln; zuerst der Begriff mit „N“; dann galt „Schwarzer“ als herabwürdigend und man wurde aufgefordert, auf „PoC“ („People of Color“) auszuweichen, will man nicht als Rassist geoutet werden. Zuletzt schrieb ZDF logo, nein, wieder zurück, „Schwarzer“ ok, „farbig“ aber nicht mehr.
JK Rowling, die Autorin von Harry Potter, sah sich kürzlich in den sozialen Medien heftiger Kritik ausgesetzt, weil sie getwittert hatte, „das biologische Geschlecht ist real“. Die Tweets begannen, als sie einen Meinungsbeitrag verspottete, in dem der Begriff „ Menschen, die menstruieren “ anstelle von „Frauen“ verwendet wurde. Es kam zu Boykottaufrufen gegen ihre Autoren-Agentur. Darsteller aus den Harry Potter-Verfilmungen gingen auf Distanz bzw widersprachen ihr vehement. Die vielfache Millionärin wird es überstehen. Normale Menschen müssen verstummen oder Wörter reden wie „Menschen, die menstruieren“. Es ist kein Spaß.
Reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist, kann die berufliche und soziale Zukunft gefährden; Kampfbegriffe, Binnen-Is und Gender-Sternchen sind die neuen Kennzeichen einer autoritären Gesinnung, die über Sprache vermittelt werden soll. Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum; sie sind längst Sprachvorschriften an Universitäten, in Verwaltungen und Medien; Quoten für Frauen verstellen Fluchtwege (für Männer), Berufsgruppen, die wir noch hoch schätzen, werden zu Randgruppen umfirmiert: Polizisten sollen unter dem Beifall der bürgerlichen Presse auf Müllkippen hausen und sich nicht einmal beschweren dürfen: Da sie privilegiert sind, sollen Weiße schweigen und in den Medien ausschließlich zugereisten Dunkelhäutigen das Wort erteilt werden.
Es ist nicht gaga, es ist universitäre Realität
Es ist alles nicht gaga. Wenn es nur so wäre, könnte man den Kopf schütteln über die frommen Narren, die auch schwarze Heilige der katholischen Kirche wie den Heiligen Mauritius auf den Schutthaufen werfen wollen, weil der schwarze Märtyrer mit wulstigen Lippen zur Verehrung ausgestellt wurde – da träfe er dann auf die Rassisten Ghandi, Churchill und andere verehrungswürdige Männer, deren gemeinsame Schuld das Geschlecht und die helle Hautfarbe sind. Fragen Sie jetzt nicht nach Logik, Sinn und Verstand. Es gibt ihn nicht. Nur eine gemeinsame Formel: Identitätspolitik und Intersektionalität.
Es sind Formeln für Konflikte aller gegen alle: Frauen gegen Männer, Schwarze gegen Weiße, Homos gegen Heteros, Transgender gegen beide. Es ist ein grausamer, brutaler Stammeskampf, in dem keine Gefangenen gemacht werden, denn es wird nicht einmal Unterwerfung der Unterlegenen akzeptiert: Nur die Gruppenzugehörigkeit zählt. Es ist der „Wahnsinn der Massen“, wie ein Buchtitel des britischen Bestseller-Autors Douglas Murray lautet, dessen Arbeit ich in Deutschland verlegen darf, nachdem seine kühlen Analysen zwar britische und amerikanische Bestsellerlisten erobert haben, aber deutschen Buchverlagen zu gefährlich erscheinen. Auf seine Überlegungen stützt sich dieser Artikel.
Dabei hat Murray schon früh den Ursachen der primitiven Stammeskriege in der hochtechnisierten Neuzeit nachgeforscht. Entwickelt wurde die neue politische Theorie des Kriegs in sozialwissenschaftlichen Fakultäten amerikanischer Universitäten. Die ersten Sturmtrupps marschierten unter der Fahne des „Genderismus“. Seine Agentinnen schlichen sich unter der sympathischen, aber falschen Behauptung ein, es ginge um Gleichberechtigung der Geschlechter und dagegen kann ja kein moderner Mensch irgend etwas haben. Mittlerweile allerdings geht es um Bevorzugung und Überlegenheit des weiblichen Geschlechts generell.
Dazu soll die Sprache von maskulinen Formen gereinigt werden, auch wenn es eine Verblödung der Grammatik und des Sprachbewußtseins erzwingt. Frauen sollen ungeachtet ihrer Fähigkeit bevorzugt, Männer ferngehalten werden. Der Genderismus wird zum Geschlechterkrieg. An den Unis begann der Feldzug der Frauen gegen Qualifikation, setzte sich in der öffentlichen Verwaltung und Politik fort und hat längst die Personalabteilungen der Großunternehmen erreicht – immer mit dem Ziel, Männer ungeachtet ihres Könnens zu beseitigen. Es ist ein Krieg, der eroberte Territorien noch einmal überrennt – mit einer EU-Kommissionspräsidentin, einer EZB-Chefin und einer Bundeskanzlerin kann die Benachteiligung von Frauen nicht ernsthaft behauptet werden. Das ist wohl auch den Genderisten früh klar geworden.
Das Prinzip wiederholt sich: Es werden Minderheiten definiert, die sich gegen eine unterdrückende Klasse zur Wehr setzen. So entstand die Schwulenbewegung, mit gigantischem Erfolg. Aber längst sind die Gegner nicht heterosexuelle Männer, die ihre schwulen Freunde achselzuckend akzeptieren: Es sind Transmenschen und mittlerweile rund 40 Arten kleinster Gruppen, die sich von Heteros und Schwulen gleichermaßen unterdrückt wähnen. Die Befreiung einer Gruppe hat Dutzende auf das Feld gerufen, es dem nachzutun. Dass Stellenanzeigen heute grundsätzlich männlich/divers/ weiblich um Mitarbeiter werben ist für sie Erfolg, auch wenn das „d“ nur für Prozentbruchteile steht, die wiederum untereinander in Hundertstel-Prozent-Fraktionen zersplittert sind und sich bekämpfen und alle anderen auch.
Rasse gibt es nicht, aber Rassismus
Der Klassenkampf ist out und kehrt doch zurück – als „Identitätskrieg“. Die Klasse wurde ersetzt durch „Identität“ – geschlechtlich, ethnisch oder nach einer Kombination von all dem: „Intersektionalität“ ist das neue Zauberwort. Nach der neuen Lehre aus der Schule der gescheiterten Klassenkämpfer ist Frau besser als Mann, Homosexualität besser als Heterosexualität, Transsexualität, Bi oder was auch immer sonst noch besser als Homosexualität. Es findet eine Art von Opferwettbewerb statt, wobei sich die Opfer-Bonuspunkte sammeln und addieren lassen wie früher Rabattmarken und heute Meilen-Programme bei Lufthansa und Bahn: Eine nicht-weiße Frau hat mehr moralische Autorität als eine weiße Frau und viel mehr als ein schwarzer Mann, von einem weißen Mann gar nicht zu reden. Zwar soll der Begriff der Rasse aus dem Grundgesetz gestrichen werden – allerdings findet die Ausprägung der Ethnie in einer Radikalität statt, die ihrerseits nur mit „Rassismus“ erklärt werden kann. Weiße Frauen knien vor schwarzen und huldigen ihnen mit Blumen oder waschen ihnen die Füße. Es ist eine Art religiöse Inbrunst, die sich da rechthaberisch entfaltet.
DIE ZEIT geht der Frage nach, ob frau sich des Rassismus schuldig macht, wenn sie auf Anforderung nicht sofort mit einem Menschen anderer Hautfarbe ins Bett steigt. Befreit von dieser Pflicht zu selbstauferlegter Sklaverei wäre nur eine homosexuelle schwarze Frau; die allenfalls mit einem transsexuellen Mann um die höhere Opferrolle konkurriert, wenn er auch schwarz ist. Dieser Konflikt ist derzeit noch unentschieden. Es gibt an dieser Stelle viel zu tun für die rund 220 Genderlehrstühle in Deutschland, die sich mit derlei Thematik beschäftigen – denn längst ist Identitäts- und Intersektionalitätspolitik staatlich deutlich höher subventioniert und personell besser ausgestattet als einzelne Fächer der Naturwissenschaften und Mathematik.
Mittlerweile ist der Rassismus-Begriff, obwohl es, das muss wiederholt werden, ja gar keine Rassen gibt, mittlerweile also ist die Rassenzugehörigkeit die zentrale Kategorie geworden, der sich auch Frauen, sogar lesbische, unterzuordnen haben. Wobei die besondere Tauglichkeit des Rassismusbegriffs sich daraus ergibt, dass auch Kritik am Islam als „Rassismus“ bewertet wird. Damit und mit milliardenschwerer Unterstützung aus den Öl-Staaten haben sich Islamisten an die Spitze der Opferpyramide katapultiert, ein genialer Schachzug. Islamisten können seither ungestraft Frauen versklaven, vergewaltigen und schänden, sie können junge schwule Männer von Hochhäusern stürzen, an Kränen vor Menschenmengen erhängen oder wie in London ihnen die Kehlen durchschneiden: Schuld ist immer weiß und wer es wagt, dagegen zu protestieren, befindet sich schnell außerhalb des veröffentlichten Diskurses.
Die Revolution frisst auch diese Kinder
Man mag sich trösten: Die Identitätspolitik frisst gerade wie jede Revolution mit großem Appetit ihre eigenen Kinder. Das mag tröstlich klingen, ist es aber nicht; die Friedhöfe erfahren ihr größtes Wachstum nicht in Seuchenphasen, sondern während der diversen Revolutionen. Murray listet Dutzende von Beispielen auf, was passiert, wenn eine hochgelobte Minderheit mit einer höher stehenden Opfergruppe in Konflikt gerät: Das fängt beim milliardenschweren Internet-Milliardär und erklärten Homosexuellen Peter Thiel an, der aus der Gruppe der Schwulen exkommuniziert wurde, weil er stolz darauf ist, Amerikaner zu sein. Also kein Opfer. Dumm gelaufen.
Schwarze Rapper und Schauspieler werden als Weißenversteher hingerichtet und abgestraft, wenn sie nicht mitmachen bei der Seligsprechung schwarzer Dominanz. Derzeit werden Denkmäler europäischer Geschichte gestürzt; das Symbol weißer, männlicher Dominanz, ungeachtet ihrer naturwissenschaftlichen Leistungen wie Robert Koch, ihrer philosophischen, wie Immanuel Kant, ihrem Kampf gegen wirklichen Rassismus wie Winston Churchill oder ihrer Selbstaufopferung im Kampf gegen Sklaverei wie Hans Christian Heg: Kein Verdienst kann den Makel von Geschlecht und Hautfarbe tilgen, keine Leistung trägt dazu bei, sie in den Himmel zu heben, der beherrscht ist von denen, die über keinen anderen Verdienst verfügen als ihre Hautfarbe und/oder sexuelle Identität. Es ist eine neue Klassengesellschaft.
Aus der Sowjetunion wurde berichtet, dass „weiche“, nicht schwielige Hände als Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse gewertet wurden und ihren Trägern den sicheren Tod einbrachten. Der neue Klassenkampf ist noch primitiver. Schwarze Islamisten können Frauen als Sklaven behandeln, in jedem Gebet zum Hass aufrufen, für Genitalverstümmelung werben, zum Schwulenmord verschwören und den Missbrauch mit minderjährigen Mädchen praktizieren: Ihre doppelte Gruppenzugehörigkeit zum Islam und dunkler Hautfarbe schützt sie vor Nachstellungen.
Ausufernde Kampfzone
„Ist mir doch egal“ gibt’s nicht
Die weiße Mehrheitsbevölkerung, Männer und Frauen, nehmen das hin, versuchen sich zu arrangieren. Medien versuchen die Identitätskonflikt voranzutreiben, wie etwa das ZDF mit seiner Manipulation der Morde von Reading bei London. Polizisten aus NRW knien sich vor Demonstranten bei „BLM“, um sich selbst zu erniedrigen und ihren Amtseid hintanzustellen. Bekanntlich nützt es nichts. In diesem Krieg ist für weiße Frauen und Männer nur die Unterwerfung vorgesehen, für Homosexuelle die Todesstrafe und für Juden (weiß! Palästina!) nur das Ertränken im Mittelmeer. Es mag übertrieben klingen. Aber die Angriffe aus der neuen Klasse der Identitätskämpfer, gepredigt von den Lehrstühlen und verbreitet von den Medien, fordern nur Opfer und immer mehr Opfer. Es führt zu einer Zersplitterung der Gesellschaft, aus deren Trümmern sich immer neue Opfergruppen erheben wollen, auch wenn alles in Scherben fällt, weil sie ja ihrerseits keinen produktiven Beitrag leisten – Opfer allein schafft keinen Wert, keinen Fortschritt und keine Zukunft. So verdummen die Länder, diesmal akademisch getrieben.
Die Aufklärung wird zur Sklavin einer Wüstenreligion, die versucht, ihre Überlegenheit herbei zu moralisieren. „Die große Mehrheit der Menschen – die meisten Frauen, Nichtweißen, Homosexuellen und Transgender inbegriffen – teilt diesen Wahnsinn selbstverständlich nicht. Doch legt das anwaltschaftliche Sprechen im universitär-medial-bürokratischen Komplex dessen ungeachtet an Intensität zu, weil die Adepten der neuen Ideologiekritik kaum auf Widerstand treffen und sich erfolgreich als Wächter von Moral und Tugend zu inszenieren vermögen“, so René Scheu, Leiter des Feuilletons der NZZ.
Und die Staatsgewalt kniet
Der „Wahnsinn der Massen“ ist ein Angriff auf unsere Gesellschaft. Menschen werden wieder nach Herkunft und Geschlecht sortiert, unwiderruflich, und im offenen Widerspruch gegen Artikel 3 des Grundgesetzes, wonach niemand „wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“ darf. Und es ist eine Zerstörung des Politischen: Wenn nur kleinste Gruppen verbissen kämpfen, bleiben große Fragen unbeantwortet und Lösungen unmöglich. Gruppenidentität tritt an die Stelle von Solidarität, Mitgefühl, Empathie und Gemeinsinn. Fronten werden aufgerissen, vorhandene Konflikte verschärft. Es endet beim Kampf aller gegen alle, statt eines geordneten gesellschaftlichen Lebens mit Konfliktbegrenzung. Es ist der Aufruf zum ständigen inneren Bürgerkrieg. Es ist ein Anschlag auf unser Grundrecht auf Gleichbehandlung – und wir nehmen ihn wehrlos hin und finanzieren diese Angriffe mit unseren Steuermitteln: Kurz – es ist wirklich der „Wahnsinn der Massen“.