Die Autoindustrie ist nicht erst seit der Corona-Krise, sondern seit Mitte 2018 schon im Abschwung. Anders als in der und von der Öffentlichkeit wahrgenommen befindet sich die deutsche Autoindustrie bereits seit Mitte 2018 im Abschwung, erst zaghaft, dann sehr deutlich. Bedingt durch hohe Auftragsbestände und eine sehr dezente Öffentlichkeitsarbeit des VDA wurde dieses Phänomen bis Anfang 2020 weitgehend verdrängt, auch von den Herstellern selbst.
Abkopplung vom Produktionsstandort Deutschland
Seit 1990 hat die deutsche Autoindustrie die Globalisierung energisch vorangetrieben. In 2019 wurden weltweit 16 Millionen Pkw mit deutschem Markenzeichen produziert, im Inland mit rd. 4,5 Millionen nur noch weniger als ein Drittel. Wobei es bei der Auslandsproduktion lediglich um reine Produktionsstätten handelt, während die soft-skills wie Forschung und Entwicklung bislang weitgehend im Inland verblieben.
China wird für alle deutschen Hersteller zum wichtigsten Produktions- und Absatzmarkt
Während bei BMW und Daimler das Inland mit rd. 40 Prozent der wichtigste Produktionsstandort geblieben sind, gefolgt von China und den USA, ist der Volkswagen-Konzern inzwischen nur mit 20 Prozent der Fertigung im Inland vertreten. 2019 wurde etwa die Hälfte aller Pkw mit einem Markenzeihen des VW-Konzerns in China gefertigt und auch dort verkauft, nicht exportiert. Das bedeutet eine extreme wirtschaftliche, weniger beschäftigungspolitische Abhängigkeit des VW-Konzerns von den dortigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.
Demgegenüber ist VW kaum, BMW und Daimler relativ stark vom amerikanischen Markt abhängig. BMW ist zwischenzeitlich sogar zum Hauptexporteuer der amerikanischen Automobilindustrie aufgestiegen – nicht GM oder Ford.
Großbritannien bedeutendster EU Exportmarkt
Während der Absatz deutscher Pkw in die großen Festlandmärkte in Europa seit der Finanzkrise 2009 im Trend eher rückläufig war, hat der nach Großbritannien kräftig zugenommen, vor allem bei VW.
Diese Entwicklung wurde durch das Brexit-Referendum erst gestoppt, dann ins Gegenteil verkehrt. Der Corona Ausbruch, der in UK besonders heftig ausfiel, hat den Export inzwischen auf das niedrige Niveau von Anfang der 90iger Jahre zurückgedrängt.
Sollte der Brexit ohne Handelsabkommen folgen, stehen der deutschen Autoindustrie harte Strukturanpassungen bevor.