Tichys Einblick
Durchbruch fürs E-Auto?

Trügerische Erfolgszahlen für die Elektromobilität

Trotz Corona sind im April die Zulassungszahlen für Elektroautos im Vorjahresvergleich gestiegen. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass von einem Durchbruch der Elektromobilität am Markt keine Rede sein kann. Von Helmut Becker

imago images / PicturePoint

Die Corona Krise hinterlässt auf dem deutschen Pkw-Markt tiefe Spuren. Der Absatz ist auf breiter Front eingebrochen. Da gilt für alle Fahrzeugkategorien und Antriebsarten. Auch für Elektroautos, obwohl Fans dieser Antriebsart glauben, aus den aktuellen Zulassungszahlen den endgültigen Durchbruch für Elektroautos am Markt heraus lesen zu können. 

Ist das stimmig?

Gegen die Durchbruch-Philosophie bei Elektroautos sprechen noch zwei weitere gewichtige Fakten

Und dieses Kaufverhalten zeigt sich nicht nur in Deutschland sondern in anderen Märkten. Denn weltweit liefen im März 25.760 PHEV (+44 Prozent) aber nur 13.444 BEV (+12 Prozent) mit deutschem Konzernlogo von den Bändern.

Das heißt im Klartext, dass etwa zwei Drittel des heutigen Elektroauto-Marktes am Tropf der staatlichen Förderung hängen. Fällt diese weg, bricht der Markt zusammen.

Trotz des praktisch vollständigen Produktionsstillstands in der zweiten Monatshälfte konnten die deutschen Hersteller im März ihre Fertigung von Elektro-Autos weiter ausbauen. Sowohl im Inland als auch im Ausland war ein Zuwachs von 31 Prozent zum Vorjahresmonat zu verzeichnen. Weltweit wurden im März 2020 trotz Corona- Krise 31 Prozent (39.204). mehr Elektroautos mit deutschem Konzernlogo gebaut als im Vorjahr. Dieser Erfolg relativiert sich jedoch, wenn man bedenkt, dass im Normalfall die deutschen Pkw-Hersteller weltweit monatlich 1,3 Millionen Automobile produzieren. Da gibt es noch viel zu tun!


Dr. Helmut Becker war Mitglied des Sachverständigenrates („Fünf Weise“), begleitete 24 Jahre als Chefvolkswirt den Expansionskurs der BMW AG und war Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Business Economists (VDBE). Mit seinem Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation (IWK) berät er Unternehmen, Banken, Dienstleister in strategischen, gesamtwirtschaftlichen, wirtschaftspolitischen und automobilspezifischen Fragen.

Anzeige
Die mobile Version verlassen