Tichys Einblick
Halbstaatliche Kirchen-Sozialindustrie

Sozialistische Predigten schaden der Kirche und dem Glauben

Wer als Kirchenhierarch den Sozialismus predigt, der vergreift sich nicht nur am Glauben. Er führt die Gläubigen in die Irre und schädigt so die Kirche im doppelten Wortsinn. Die Krise ist für die Kirchen auch die Chance, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu besinnen.

imago images / Sven Simon

Immer wieder müssen wir aus vermeintlich „berufenem“ Munde hören, dass das Konzept der sozialistischen Beraubung und Umverteilung gottgewollt sei. Solche Herz-Jesu-Sozialisten finden sich dabei nicht nur bei den Katholiken. Was man in diesen Tagen aus den beiden großen Kirchen zu sehen und zu hören bekommt, ist eine neue Form bigotter Frömmelei, eine Anbetung des materialistischen Mainstreams. 

Herr Bedford-Strohm zum Beispiel, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der es mit dem einen oder anderen katholischen Kollegen gemein hat, den Beruf des Theologen gegen den des Ökonomen tauschen zu wollen, möchte die Corona-Krise zum Anlass für Umverteilung nehmen. 

Herr Bedford-Strohm hat natürlich das Recht auf eine eigene Meinung. Wie schon Ayn Rand so treffend wie spitz formulierte, ist dieses Recht nämlich nicht an die Bedingung gebunden, Recht zu haben, denn wenn es daran gebunden wäre, wer sollte dann wohl entscheiden, welche Meinung richtig oder falsch ist? Und sie fragte abschließend rhetorisch: „Der Staat etwa?“ 

Herr Bedford-Strom hat also auch für mich als freiheitswütigen Libertären das Recht zu sagen, was er möchte. 

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Er hat aber nicht das Recht, seine linken ideologischen Vorstellungen mit der Autorität seines Amtes ausgestattet unter die Gläubigen zu bringen und so zu tun, als gäbe es für den Sozialismus, und nur darum handelt es sich bei seinen Ideen, ein theologisches Mäntelchen, das die Amtskirche ihm anlegen dürfe. Denn der Sozialismus ist im Kern eine Ideologie der Beraubung.
Der Sozialismus: Des Teufels Beitrag

Roland Baader sagt: „Im Tod sind alle gleich. Deshalb ist der Völkermord die Lieblingsbeschäftigung der Gleichmacher“ und er ergänzt: „Der Tod der Menschheit ist nicht nur ein denkbares Ergebnis, wenn der Sozialismus triumphiert, sondern er stellt das Ziel des Sozialismus dar“. Dimitrios Kisoudis stellt in seinem Vorwort zu „Der Todestrieb in der Geschichte – Erscheinungsformen des Sozialismus“ von Igor Schafarewitsch fest: „Zweck des Sozialismus ist es, das Individuum mit seiner Persönlichkeit auszulöschen. (…) Er kann überall jederzeit auftauchen, wenn der Mensch die Verbindung zu Gott gekappt hat und das Nichts anzubeten beginnt.“

Der Sozialismus kommt anfangs immer auf den leisen Sohlen der als „Umverteilung“ verharmlosten Beraubung der Leistungsträger daher, und er endet historisch im Massenmord. Das ist kein Zufall: Die Freiheitsfeindlichkeit dieser Ideologie speist sich aus dem Urgrund des Hasses auf den freien Willen des Menschen. Christlich formuliert: Der Teufel ist seit Anbeginn damit beschäftigt, der Liebe Gottes zum Menschen, die sich ultimativ im Geschenk des freien Willens manifestiert, sein Antikonzept entgegenzustellen, um zu beweisen, dass dieses Geschenk töricht gewesen sei. Ein Kirchenmann, der sozialistischen Ideen das Wort redet, vergreift sich daher mit der Autorität seines Amtes am Glauben vergreift. Man könnte ihn daher einen Häretiker nennen.

Die Freiheit als göttliche Ordnung

Für einen Ökonomen der österreichischen Schule, der Ökonomie im Sinne von Mises als eine Theorie menschlichen Handelns begreift, ist es vollkommen klar, dass eine wirtschaftliche Ordnung, die den Menschen umformen will und seine Natur leugnet, sich im Widerspruch zur menschlichen Natur befindet und daher scheitern muss. Der Mensch ist der Baustein jeder Gesellschaft und seine Natur muss daher in ihren Ordnungsprinzipien reflektiert werden. Die Ordnung muss sein Handeln so kanalisieren, dass er bei seinen existierenden Stärken, Schwächen, Eigenschaften, seinem Wollen, Können und seiner Freiheit die Dinge tut, die für ihn und die Gesellschaft am besten sind. Das kann nur eine freie marktwirtschaftliche Ordnung erreichen, weil sie eben seine Natur a priori anerkennt und würdigt.

Sozialisten jeder Couleur nutzen Krisen aus, um die einzig funktionierende menschliche Ordnung, nämlich die der Freiheit, zu beschädigen, auszuhebeln und zu zerstören. Dass Herr Bedford-Strohm die Corona-Krise dazu nutzen möchte, stellt ihn in eine unselige Tradition linker Zerstörer.

Rückbesinnung auf die Theologie und die Erlösungsbotschaft Christi

Halleluja! Endlich ist die Stunde des Staates gekommen
Die Kirchen haben eine Hauptaufgabe und sie ist nicht wirtschaftlicher Natur, sie ist spiritueller Natur. Die lautstarke Stille, das dröhnende Schweigen der Kirchen in der Coronakrise, ihr krampfhafter Fokus auf ihre vermeintlich viel wichtigere Aufgabe als Glied der staatlichen Sozialindustrie übertüncht ihr Versagen im Spirituellen. Jetzt wäre es an der Zeit, an Gott und den Glauben als Quelle des Trostes, der inneren Stärkung und der Rückbesinnung auf die Erlösungsbotschaft Christi zu erinnern. Aber was hören wir stattdessen? Linksgedrechselte Phrasen. Wenn die Kirche die finanziellen Folgen der Krise abmildern möchte, so muss sie ihre karitative Tätigkeit auf eine neue Realität einstellen, nämlich auf die wahrscheinlich mindestens zwei bis drei Jahre dauernde wirtschaftliche Depression und die damit einhergehende Armut im Land. Sie muss ihre Ressourcen umsteuern, um den Ärmsten zu helfen, deren Zahl bald in die Millionen gehen wird.

In den USA hat die Arbeitslosigkeit den höchsten Stand seit der großen Depression 1934 erreicht. Deutschland hat 10 Millionen Kurzarbeiter, das Stadium der Prä-Arbeitslosigkeit. Ich wage die Prognose, dass sich die Kirchen dann wieder füllen werden. Welche Antworten werden die Menschen dann dort zu hören bekommen? 

Das sichere Ende der halbstaatlichen kirchlichen Sozialindustrie

Die Frage der Kirchensteuer hingegen wird sich nur bedingt stellen. Der wirtschaftliche Einbruch wird das Kirchensteueraufkommen, ebenso wie das Steueraufkommen des Staates dramatisch kollabieren lassen. Das ist für die Kirchen Herausforderung und Chance zugleich. Sie müssen dann der Versuchung widerstehen, nach mehr staatlichem Geld zu schreien. Stattdessen müssen sie sich aus der Umklammerung der Kooptation durch das sozialstaatliche Monster befreien. Der Preis der Kirchensteuer war das sich Unterordnen unter den sozialstaatlichen Leviathan, die Abkehr von den eigentlichen Aufgaben der Seelsorge und das sich-abhängig-Machen von der Gnade der Politik. Der kommende Entzug sollte als Heilung von dieser glaubensfremden, ja glaubensfeindlichen Sucht verstanden werden. Diese halbstaatliche Rolle stärkt nicht die Kirchen, sondern unterminiert nur den Glauben. Dass dies zu einer vorübergehenden Arbeitslosigkeit in der Sozialindustrie führt, wird sich nicht vermeiden lassen. Dies nicht, weil es wünschenswert wäre (was es nicht ist), sondern weil es unvermeidlich ist in der jetzt kommenden wirtschaftlichen Bereinigung.

Die Rechnung in EU-Europa wird gewaltig werden, so viel steht fest. Die Kernfrage ist nicht allein, wer sie bezahlt, sondern ob sie überhaupt bezahlbar sein wird. Das wird sie nur, wenn sich Europa auf die Tugenden des Marktes und der freien Marktwirtschaft zurückbesinnt. Trifft das die Kirchen? Ökonomisch werden sie leiden. Aber spirituell werden sie wachsen.


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