Die Bundesländer melden 144.803 Fälle (Stand 21. April, 20:00 Uhr). Die Johns Hopkins Universität meldet 148.024 Fälle, davon circa 95.200 Geheilte (Stand 21. April 21:30). Damit gibt es weniger als 53.000 aktive Corona-Fälle in Deutschland, gut 10.000 Fälle weniger als vor einer Woche, als es noch mehr als 63.000 aktive Corona-Fälle in Deutschland gemeldet waren.
Mit Ausnahme Hessens (das keine Zahlen zu den Geheilten veröffentlicht) gelten 63,43% aller als infiziert Gmeldeten als geheilt, wobei einzig in Bayern mit 48,8% der gemeldeten Fälle weniger als 50% der zu einem Zeitpunkt Infizierten als geheilt gelten.
Dies liegt wohl daran, dass gerade in Bayern (und in Baden-Württemberg) noch immer jeden Tag relativ viele Neumeldungen hinzukommen; anders als in den anderen Bundesländern, wo die Kurven der als infiziert Gemeldeten zuletzt deutlich abgeflacht sind. Am Dienstag wurden nur 600 neue Fälle gemeldet – deutschlandweit. Zum Vergleich: Am Tag mit den meisten Neumeldungen bisher, dem 2. April, waren es 6.543 neue Fälle.
Folgephänomene
Offiziell läuft das Verbot von Großveranstaltungen noch bis zum 31. August – obwohl es eines Hellsehers bedarf, um zu wissen, ob es dann auch tatsächlich aufgehoben wird. Das Oktoberfest – welches ja klassischerweise am 19. September beginnt – wurde aber trotzdem abgesagt. Das macht im Rahmen der Pandemiebekämpfung durchaus Sinn – die Enge zwischen Besuchern und die Internationalität des Publikums bei oft eher fragwürdigen hygienischen Bedingungen ist ein Paradies für Viren. Die Absage bedeutet allerdings eine weitere Belastung für die Wirtschaft einer Stadt, in der ein ganzer Wirtschaftszweig von diesem Fest abhängig ist. Bierbrauereien, die auf 7,3 Millionen verkaufte Maß verzichten müssen; Hotels und Jugendherbergen denen die wichtigste Saison des Jahres entgeht und Schausteller, die ihre Attraktionen nicht aufstellen dürfen: ein Umsatzvolumen für die gesamte Stadt München von gut 1,2 Milliarden Euro bleibt aus. München ist eine reiche Stadt, doch auch sie wird diesen Verlust spüren.
Gestern berichtete TE von den Problemen, die die Entwicklung eine Corona-Kontakt-Tracing App mit sich bringt. Nicht nur wurde das Veröffentlichungsdatum des PEPP-PT genannten Projekts zuletzt an das Ende dieses Monats verschoben, es gibt auch Probleme mit der Sicherheit und dem Schutz der Privatsphäre. Nicht so in der Schweiz. Dort wird das Projekt „D3-PT“ betrieben, das ein System für Kontakt-Tracing baut. Es ähnelt dem deutschen PEPP-PT Projekt und arbeitete auch lange mit ihm zusammen. Anders als PEPP-PT ist D3-PT aber dezentral und Open-Source. Damit behält der Bürger Kontrolle über seine Daten und kann nachvollziehen, was die App tut – ein geheimes Kapern der App durch Geheimdienste ist nicht ohne weiteres möglich. Über die Frage von Open-Source und dezentraler Datenspeicherung kam es erst vor kurzem zum Bruch zwischen PEPP-PT und D3-PT. Laut der Neuen Züricher Zeitung soll eine auf D3-PT basierende App schon am 11. Mai verfügbar sein. Was es mit PEPP-PT auf sich hat, können Sie hier nachlesen.
Hintergründe: Wie kann der Ölpreis negativ sein?
Am Montag gab es ein Novum in der Geschichte: Zum ersten Mal wurde man bezahlt, um Öl abzunehmen. Denn die Preise für Rohöl-Terminkontrakte waren negativ.
Das bringt aber auch Spekulanten auf den Plan: Sie gehen einen Terminkontrakt ein, um Öl zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Kurz bevor der Terminvertrag ausläuft, was mit der Lieferung des Öls verbunden ist, verkaufen sie das Öl dann an jemanden, der tatsächlich Öl haben möchte, zum Beispiel Raffinerien. Die Spanne zwischen dem Preis, den sie dem Terminvertrag nach zahlen müssen, und dem Preis, den sie von dem schlussendlichen Abnehmer des Öls erhalten, ist ihr Gewinn – oder eben ihr Verlust.
In der Regel gibt es immer jemanden, der Öl haben möchte, und deswegen wird es immer jemanden geben, der ihm das Öl abkauft, war die Regel … bis zum vergangenen Montag.
Das Problem
Der Ölmarkt schwankt, in Krisenzeiten kann es auch zu ziemlich brutalen Preissprüngen kommen. Doch wegen der Corona-Krise stehen weltweit Industrie, Verkehr und Wirtschaft insgesamt so gut wie still. Das bedeutet auch, dass der Bedarf an Öl massiv sinkt und zwar in einem Umfang, den niemand erwartet hätte. Doch: Termin-Verträge für den Monat Mai liefen am vergangen Dienstag aus – damit waren sie nicht mehr handelbar. Nun steht die Öllieferung bevor und die Händler an der Rohstoffbörse von New York wissen nicht, was sie mit dem ganzen Öl, das sie in Empfang nehmen müssen, anstellen sollen. Sie sind ja nur Börsen-Händler, ein Beruf, der sich nicht durch seinen eigenen großen Rohölverbrauch auszeichnet. Die Händler haben in einer solchen Situation zwei Möglichkeiten:
Sie können das Öl in Empfang nehmen, was bedeutet, dass sie Lagerkapazitäten anmieten, sich um das Öl kümmern und den Verkauf sowie Transport organisieren müssen. All das kostet viel, viel Geld. Manche tun das auch und hoffen auf eine steigende Nachfrage in der Zukunft.
Die andere Möglichkeit besteht darin, den Preis, für den sie ihr Öl verkaufen, so weit zu senken, bis irgendjemand es kauft. Wieviel Verlust dabei entsteht, ist egal, Hauptsache, das Öl ist weg und man kann die Lagerkosten umgehen.
Diese Strategie funktioniert in der Regel ganz gut, denn Öl benötigt ja wirklich immer jemand, selbst in der größten Krise. Nur wenn die Wirtschaft im Dornröschenschlaf liegt, dann wird das schwarze Gold nicht in gewohntem Maß nachgefragt, nicht einmal geschenkt; finanzielle Liquidität ist momentan wichtiger als ein Superangebot auf Öl zu nutzen.
Also senken die Händler den Preis, den sie bezahlen, so lange, bis er negativ ist und sich irgendjemand findet, der glaubt, daraus Profit schlagen zu können – der nimmt dann den Händlern Öl gegen Bezahlung ab, kümmert sich um die Lagerung, bis der Bedarf für Öl wieder steigt, und verkauft es dann wieder.
Sollte sich der weltweite Stillstand der Wirtschaft einen Monat fortsetzen, ist es möglich (aber unwahrscheinlich), dass es Ende Mai noch einmal zu Negativpreisen kommt. Grundsätzlich ist der Rohölpreis momentan aber sehr niedrig, was sich auch negativ – beziehungsweise für den Bürger positiv – auf die Preise für Benzin und Diesel auswirkt. Dem Preissturz versucht die OPEC, das weltweite Ölkartell, gegenzusteuern. Die OPEC-Staaten kürzen – zum ersten Mal auch einvernehmlich mit anderen Ölproduzenten wie den USA – ihre Förderung von Rohöl um 23%. Insgesamt geht die Ölförderung weltweit um circa 10% zurück. Doch angesichts des weltweiten Stillstands von Allem, was Öl verbraucht, kann es gut sein, dass die Preise weiter sinken. Das freut deutsche Autofahrer, doch nicht die Stromverbraucher, denn wg. EEG-Umlage ist der Preis für Strom in Deutschland von den tatsächlichen Kosten für Energie entkoppelt.
Grüne Umverteilung vom Verbraucher zum Produzenten
In der normalen Welt fällt der Preis, wenn die Nachfrage sinkt; also müsste wegen des geringem Stromverbrauchs eigentlich der Preis sinken. Aber in Deutschland erhalten Besitzer von Windparks und Solarpaneelen einen fixen Strompreis, egal ob ihr Strom verbraucht, verschenkt oder künstlich vernichtet wird. Die Lücke zwischen diesem fixen Preis und dem tatsächlichen Strompreis muss der Verbraucher zahlen. Je weniger Strom also verbraucht wird, und je weiter der Preis sinken müsste, umso mehr müssen die Stromkunden bezahlen. Windmüller und Solardachbesitzer gewinnen also immer. Und auch negative Strompreise gibt es: Weil immer wieder Windstromüberproduktion vorliegt und derzeit zunimmt, wird Strom an ausländische Kunden abgegeben und sogar Geld drauf gelegt. Auch das wird dem Stromkunden abgenommen, der für Nicht-Strom zahlen muss.
Wenn sich Spekulanten am Ölmarkt verzocken, zahlen die Spekulanten drauf; das ist Marktwirtschaft. In Deutschland zahlen immer die Stromkunden drauf: Und zwar sowohl, wenn die Preise steigen, als auch, wenn die Preise sinken; das ist grüne Staatswirtschaft. Am Markt sind Spekulanten manchmal die Dummen, im Staate Deutschland immer die Bürger.