Die Automobilwirtschaft gehört zu den am schwersten von der Coronakrise betroffenen Branchen. Auf dem internationalen Automobilmarkt ist in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ein Minus von 18 Prozent zu erwarten. Nicht zuletzt in Deutschland verzeichnen die Hersteller bei Produktion und Export drastische Rückgänge. Automobilmarktanalyst Ferdinand Dudenhöffer rechnet damit, dass sich der asiatische Markt schneller erholen wird als der europäische und der nordamerikanische.
Mittlerweile bereiten sich die Autokonzerne mit Hochdruck darauf vor, ihre Werke nach dem wochenlangen Produktionsstopp wieder zu öffnen. Das wäre aufgrund der Bedeutung der Branche von zentraler Bedeutung für die deutsche und europäische Wirtschaft: Die Autokonzerne selbst haben in Deutschland knapp 833.000 Mitarbeiter. Dazu kommen laut statista.de etwa 311.000 Beschäftigte in den Zulieferbetrieben, sowie Personal bei den Autohändlern, Fahrzeugversicherern und Servicebetrieben.
Volkswagen hatte bereits am 26.03. Kurzarbeit für 80.000 Mitarbeiter angekündigt und zuletzt die Schließung der Werke seiner Kernmarke in Deutschland wegen der Corona-Pandemie bis zum 19. April verlängert.
Die Volkswagentochter Audi und der koreanische Hyundai-Konzern haben die Produktion außerhalb Deutschlands bereits teilweise wieder aufgenommen. Audi startete am Dienstag im ungarischen Györ, Hyundai im tschechischen Nosovice.
Bei Audi in Györ werden Motoren produziert. Die Produktion wird zunächst nur in einer anstatt der üblichen drei Schichten betrieben. Stand 14.04. will Audi in Neckarsulm und Brüssel ab dem 20. April und in Ingolstadt ab dem 27. April sukzessive die Produktion wieder hochfahren. Dies sei aber „alles noch im Fluss“, hieß es bei Audi.
Autobauer Hyundai produziert in seinem einzigen Werk in der EU in Nosovice zunächst nur mit zwei statt der üblichen drei Schichten. Zudem gelten verschärfte Hygienevorschriften.
BMW hat den Produktionsstopp in all seinen Werken in Europa und Nordamerika zuletzt bis zum 30. April verlängert. Bei Daimler hieß es zuletzt, einzelne Werke sollten ab dem 20. April wieder hochlaufen. Jedoch war hier die Produktion auch nicht komplett eingestellt worden.
Die europäische Tochter des amerikanischen Ford-Konzerns will in Köln Anfang Mai seine Produktion wieder hochfahren.
Bei den Autohändlern gibt es hoffnungsvolle Zahlen trotz geschlossener Häuser. Dank des Online-Handels sei das Verkaufsgeschäft mit 20 bis 25 Prozent weitergelaufen, das Servicegeschäft zu 70 Prozent, berichtet die Deutsche Presse-Agentur dpa. Offline ging so gut wie gar nichts. Rund 80 Prozent der Autohändler haben ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.
Tatsächlich gibt es einen deutlich eingeschränkten Dienstbetrieb bei den Zulassungsbehörden. Für Privatkunden gibt es lediglich ein online-Angebot. „Sobald wir Ihnen einen Termin anbieten können, werden Sie per Mail informiert. Beachten Sie, dass aktuell keine langfristige Terminplanung möglich ist …“, heißt es etwa bei Zulassungsbehörde in Berlin. Vorrang haben Dienstleistungen für Fahrzeuge, die für bestimmte Berufe zwingend erforderlich sind, wie dem Gesundheitswesen und anderen.
Autohändler, Volkswagen und BMW fordern nach der Flaute nun Kaufanreize. „Extrem wichtig wären jetzt zusätzliche Kaufprämien für Elektro- und Hybridautos und für Verbrenner mit der neuesten Schadstoffnorm“, heißt es etwa vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. „Es braucht Investitionen in die Industrie und es braucht Investitionen in das Konsumverhalten“, sagte Volkswagen-Manager Stefan Sommer der dpa.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte bereits ein Automobil-Programm gefordert, das den Autokauf ankurbeln solle. Dies sei eine Riesenchance, den klimafreundlichen Antrieben zum Durchbruch zu verhelfen, und zwar in der Breite, so Söder. Verglichen mit der „Abwrackprämie“ vor zehn Jahren müsse die Prämie aber höher sein und auch länger gewährt werden. Auch Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD) schließt sich dem an. Allerdings mit dem Fokus auf eine „Öko-Abwrackprämie“.
Die Umweltprämie, auch Abwrackprämie genannt, wurde 2009 eingeführt. Ab September 2009 wurden keine Anträge mehr angenommen. Die von 1,5 Milliarden auf 5 Milliarden Euro erhöhten Finanzmittel waren erschöpft.
Andere sprechen von einer „Innovationsprämie“. „Wir sehen in einer Innovationsprämie eine doppelte Chance“, sagte BMW-Vorstandschef Oliver Zipse. „Sie kann als Konjunkturmaßnahme die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig den Umstieg der Kunden auf klimaschonende Technologien beschleunigen.“ So könne man wirtschaftliche Erholung mit wirksamem Klimaschutz kombinieren, „anstatt beides gegeneinander auszuspielen“.