In Deutschland sind mittlerweile laut Länderinformationen 108.013 Infizierte gemeldet, die Johns Hopkins Universität meldet 110.483. Die Länder veröffentlichen keine vollständigen Zahlen zu den Genesenen, aber die Johns Hopkins Universität schätzt, dass 36.081 Personen genesen sind, womit es gut 74.000 aktuell gemeldete Corona-Fälle gibt.
Im deutschlandweiten Durchschnitt sind nun 130,1 Fälle pro hunderttausend Einwohner bekannt. Bayern führt diese Statistik mit 214,4 gemeldeten Fällen/HT an gefolgt von Baden-Württemberg mit 194 Fällen/HT. Das Saarland hat Hamburg überholt und meldet 185,9 Fälle/HT zu Hamburgs 183 Fälle/HT. Warum das Saarland in den vergangenen Tagen so schnell zugelegt hat ist nicht bekannt; möglicherweise liegt es an der Nähe zu Frankreich, liegen doch die dortigen Hotspots der Epidemie unmittelbar über der Grenze.
Folgephänomene: Frankreich macht alles anders
In Frankreich führt mit Nizza nun die erste Stadt eine Maskenpflicht ein; auch Paris soll einen solchen Schritt in Erwägung ziehen – und das, obwohl die Französische Regierung noch vor kurzem behauptete, dass Maske tragen sogar kontraproduktiv sein könnte (Ähnlichkeiten zu Äußerungen deutscher Medien sind sicherlich nur Zufall). Der FAZ nach wurde diese Behauptung allerdings nur aufgestellt, weil es einen Mangel an Masken für Krankenhäuser und medizinisches Personal gab (Ähnlichkeiten zur Situation in Deutschland sind sicherlich nur Zufall).
Der Grund warum keine Masken vorhanden waren: die Regierung unter dem Sozialisten Francois Hollande wollte 2013 Geld im Katastrophenschutz sparen (Ähnlichkeiten zur Situation in Deutschland sind sicherlich nur Zufall). Französische Krankenhäuser unterließen es, selbst Vorräte anzulegen (Ähnlichkeiten zur Situation in Deutschland sind sicherlich nur Zufall). Bis die Beamten der französischen Gesundheitsbehörde ihre Prozeduren ändern konnten, um selbst in China einzukaufen verging ein Monat (Ähnlichkeiten zur Situation in Deutschland sind sicherlich nur Zufall). Ein Monat, in dem französische Geschäftsleute, die anboten, Lieferungen zu organisieren, abgewimmelt wurden oder gar keine Antwort erhielten ( Ähnlichkeiten zur Situation in Deutschland sind sicherlich nur Zufall).
Ein Glück, dass wir in Deutschland alles ganz anders machen!
Hintergründe: Corona erfasst nun auch die Medien
Dass die Corona-Gesundheitskrise auf die Wirtschaft übergesprungen ist, ist mitlerweile bekannt. Doch nun wird die Krise auch in die Medien weiter gereicht. Viele Medien – alte wie neue – kommen in Bedrängnis.
So plant zum Beispiel die Zeit, Kurzarbeit einzuführen. Ebenso die Südwestdeutsche Medienholding, zu der die Stuttgarter Zeitung und die Süddeutsche Zeitung gehören. Der Spiegel, die Neue Züricher Zeitung, und auch die Axel Springer SE (zu ihr gehören unter anderem Welt und Bild). Die FAZ kommt angeblich vorerst ohne Kurzarbeit aus. Auch Regionalzeitungen sind betroffen: Der Schwarzwälder Bote beantragt Kurzarbeit, die Neue Rottweiler Zeitung stellt fürs Erste ihre gedruckte Zeitung ein.
Betroffen sind meist Bereiche, denen wegen Corona die Nachrichten oder die Arbeit ausbleiben: Kultur- und Sport-Ressorts, die Vermarktung und die Event-Planung, die zum Beispiel gerade für Axel Springer wichtig ist.
Auch neue Medien trifft die Krise hart: Die Internetplattform Buzzfeed Deutschland steht nun zum Verkauf, der amerikanische Mutterkonzern trennt sich von dem deutschen Ableger, angeblich auch vom brasilianischen.
Klassische Medien, schon lange kränkelnd, kommen nun an ihre Belastungsgrenzen. Da verwirrt es zuerst, wenn die Süddeutsche Zeitung schreibt, dass bei der FAZ die Zugriffe auf die Website um 80% gestiegen seien, und die Zeit einen Rekord von Abonnenten verzeichnen kann, bei 50% gesteigertem Verkauf an den Kiosken. Der Spiegel konnte jetzt 10% mehr Hefte verkaufen als zum Anfang dieses Jahres. Doch der Schein trügt, denn eine der wichtigsten Ertragssäulen der Medienwelt bricht gerade weg: es wird kaum noch Werbung geschaltet. Im Anblick eines Stillstands der Wirtschaft, eines Stillstands des Konsums und einer heraufziehenden Finanzkrise sparen die Firmen, wo sie können – und da sowieso kaum etwas verkauft werden kann, lässt sich bei den teuren Anzeigen leicht sparen. Die FAZ meldet mit Berufung auf den Spitzenverband der deutschen Werbewirtschaft einen voraussichtlichen Werbeinvestitionsrückgang von mindestens 40%. Da helfen auch steigende Leserzahlen im Internet wenig, denn die allerwenigsten schließen auch ein Online-Abonnement ab; und in der gedruckten Zeitschrift kann man die leeren Werbeflächen auch nur noch verscherbeln.
All das führt dazu, dass viele Medien steigende Leserzahlen haben, bei sinkenden Einnahmen: ein Paradoxon, das doch keines ist.
Interessant wird auch sein, wie sich die Werbung in den öffentlich-rechtlichen Programmen verhält. Dort dürfen am Tag nur 20 Minuten Werbung geschaltet werden, doch machen diese auch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Erlöse aus: die ARD berichtet, dass 7% ihrer Einnahmen aus „Werbung und Sponsoring“ kommen, das ZDF meldete für 2017 Werbeerträge von 156 Millionen Euro. Sollten diese Zahlen sinken, wie lange wird es dauern, bis wieder nach einer Beitragserhöhung gerufen wird? Fürs Sparen sind die Öffentlich-Rechtlichen ja nicht bekannt und die Gebühren sollen sowieso schon erhöht werden – bisher sperrt sich nur Sachsen-Anhalt dagegen.
Auch ist im Gespräch, dass kriselnde Zeitungen direkt vom Staat gefördert werden könnten. Diese Gelder könnten dann aus den Gebührentöpfen der Öffentlich-Rechtlichen kommen oder aus Staatsfinanzen über den Umweg eines Zeitungs-Rates, der mit Vertretern der Medien und Öffentlichkeit (also der Politik) besetzt wird. Dass sich die Zeitungen damit vom guten Willen der Politik abhängig machen, das will keiner aussprechen.
Lange haben sich die Verleger gegen diese Form von direktem Staatseinfluss gewehrt. Doch in der Not frisst der Teufel Prinzipien.
Rainer Esser, Geschäftsführer der Zeit, verlangt solche Subventionen noch nicht, sagt dazu gegenüber dem Medienpodcast Unter Zwei aber:
„Es wäre aber ausgesprochen hilfreich und sehr sinnvoll, wenn die Bundesregierung und alle öffentlichen Stellen die Zeitungen intensiv für Ihre Kommunikation in Zeiten von Corona nutzen.“ Sein Wunsch kann als erfüllt angesehen werden.
Bereits in diesen Tagen fallen in vielen Zeitungen großflächige Anzeigen der Bundesregierung und ihrer Behörden auf, die kaum Informationsgehalt aufweisen.
Esser wünscht also eine Art Inhalts-Subventionierung, um die Rolle zurück zu erlangen, die den Zeitungen zukam, bevor das Internet sie ihres weitgehenden Informationsmonopols beraubte.
Im aktuellen Bundeshaushalt sind bereits 40 Millionen Euro für den Vertrieb von Tageszeitungen und Anzeigenblättern (!) eingeplant. Das scheint wenig – ist aber möglicherweise doch der Einstieg in die Staatsfinanzierung der Presse. Und bekanntlich gilt: Wer zahlt, schafft an.