Kein Absturz hat die Weltbörsen jemals in so kurzer Zeit so heftig erwischt wie dieser. 1987 fiel der Dow Jones am 19. Oktober um knapp 23 Prozent. Anschließend erholten sich die Märkte rasch. Der berüchtigte „Schwarze Donnerstag“ im Oktober 1929 endete nach zwischenzeitlich hohen Verlusten mit bloß 2,1 Prozent Minus im Dow Jones. Der Markt rauschte bis zur ersten Erholung Mitte November weiter abwärts, der Bärenmarkt fand sein Tief erst 1932 nach über 80 Prozent Verlust. Vergangene Woche erinnerte der Handelsverlauf an der Wall Street an diese Zeit, der Dow hatte am Dienstag seinen besten Tag seit 1933. Die kräftige Erholung am US-Aktienmarkt nach der scharfen Talfahrt wurde am Freitag indes zunächst gestoppt. Anleger gingen vor dem Wochenende angesichts der enormen Unsicherheit lieber auf Nummer sicher.
Mit einem Abschlag von 4,1 Prozent auf 21.637 Punkte beendete der Dow schließlich den Tag. Auf Wochensicht bedeutet dies aber immer noch ein Plus von knapp 13 Prozent und damit das größte seit 1938. Allerdings relativiert sich dies, denn noch am Montag war das weltweit bekannteste Börsenbarometer zeitweise in Richtung 18.200 Punkte auf den tiefsten Stand seit Ende 2016 gesackt. Die ausgeprägte Berg- und Talfahrt ruft Erinnerungen an die Finanzmarktkrise wach. Zuletzt hatte der Dow Ende Oktober 2008 mit etwas mehr als elf Prozent ein prozentual zweistelliges Wochenplus verbucht, und auch damals war er in den Wochen zuvor kräftig abgesackt. Der marktbreite S&P 500 fiel um 3,4 Prozent auf 2.541 Punkte. Der technologielastige NASDAQ 100 verlor 3,9 Prozent auf 7.588 Punkte.
Kaum Beachtung fanden die Februardaten zu den Konsumausgaben und den privaten Einkommen der US-Bürger oder auch die Inflationsdaten. Allesamt spiegelten noch die Situation vor der Virus-Pandemie wider. Doch auch die Stimmungsdaten der US-Verbraucher, die von der Universität Michigan erhoben werden, bewegten kaum. Dabei brach dieser Indikator im März, als die Corona-Krise die USA erreichte, so stark ein wie zuletzt im Oktober 2008.
Unter den einzelnen Unternehmen an der US-Börse gab es nur sehr wenige Gewinner. Zu denen zählten vor allem Aktien aus Branchen, die in Krisen- und Rezessionszeiten als defensiv gelten, also weniger konjunktursensibel sind. Vor allem Papiere aus dem Konsumgüter-, Telekom- oder Pharmasektor entzogen sich dem Abwärtssog. So legte die Aktie des Konsumgüterherstellers Procter & Gamble als der größte von nur zwei Gewinnern im Dow um 2,6 Prozent zu. Walmart drehten nach anfänglichen Gewinnen in die Verlustzone.
An der Nasdaq konnten sich die Aktien von PepsiCo knapp im Plus halten, ebenso wie die von eBay. Dagegen büßten die Aktien von Fluggesellschaften wie American Airlines, Delta und United wieder kräftig zwischen sieben und zehn Prozent ein. Besonders schwach zeigten außerdem wieder Aktien von Kreuzfahrt-Reedereien wie Carnival und Royal Caribbean Cruises, die nach jüngsten Erholungsgewinnen nun wieder um 19 Prozent beziehungsweise 15 Prozent nachgaben. Sie leiden unter der Virus-Krise besonders stark. Daher will Carnival auch bis zu sieben Milliarden Dollar an neuen Schulden aufnehmen.
Boeing waren schwächster Wert im Dow mit minus 10,3 Prozent. Laut US-Finanzminister Steven Mnuchin benötigt der Konzern eigener Einschätzung zufolge keine Staatshilfen. Allerdings haben die Aktien nach ihrem rasanten Kurssturz infolge der Virus-Krise bereits wieder einiges an Boden gut gemacht, allerdings auch wegen der Aussicht auf Staatshilfen. Nachdem sie vor neun Tagen bis auf 89 Dollar abgesackt waren, werden sie aktuell wieder mit 162 Dollar gehandelt. Die Erholung relativiert sich zugleich etwas vor dem Hintergrund, dass die Boeing-Aktien Mitte Februar noch mehr als 330 Dollar gekostet hatten. Apple und Microsoft verloren im US-Leitindex jeweils 4,1 Prozent und Intel 5,7 Prozent.
Das Schreckensjahr 2009 ist die neue Benchmark für den Zustand der deutschen Wirtschaft. So rutschte der Ifo-Geschäftsklimaindex gegenüber Februar auf den tiefsten Stand seit Anfang 2009, nachdem die globale Finanzkrise ausgebrochen war. Auch die Stimmung unter den deutschen Exporteuren ist im Keller. Die Ifo-Exporterwartungen der Industrie sind im März auf minus 19,8 Punkte gefallen. Dies ist der stärkste Rückgang seit der Wiedervereinigung und der niedrigste Wert seit Mai 2009. Und auch das Konsumentenvertrauen tauchte auf den niedrigsten Wert seit Mai 2009 ab. Wie es weitergeht? Stellvertretend für andere Auguren kann man den GfK-Konsumexperten Rolf Bürkl heranziehen. „Handel, Hersteller und Dienstleister müssen sich auf eine Rezession einstellen“, so Bürkl. „Wie schwer diese ausfällt, wird letztlich davon abhängen, wann die Wirtschaft wieder in eine Art Normalität zurückfindet.“
Vor dem Wochenende wurden jedenfalls auch die Anleger am deutschen Aktienmarkt nach der jüngsten Erholung vom Corona-Crash wieder vorsichtiger. Die 10.000-Punkte-Marke, die der DAX am Donnerstag noch hinter sich gelassen hatte, rückte am Freitag wieder in weite Ferne. Die Marktteilnehmer seien weiter sehr nervös, sagte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Auf Wochensicht sieht es für den DAX jedoch recht gut aus. Seit dem Krisentief aus der Vorwoche beläuft sich die Erholung auf mehr als 17 Prozent.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 ändert Strategie und Unternehmensführung. Man werde das operative Geschäft wieder stärker auf den Unterhaltungssektor in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausrichten, teilte der Konzern mit. Im Zuge dessen scheidet der bisherige Vorstandschef Max Conze mit sofortiger Wirkung aus dem Unternehmen aus. Finanzvorstand Rainer Beaujean übernimmt zusätzlich das Amt des Vorstandssprechers.
Der Dialyseanbieter FMC ging als DAX-Gewinner aus dem Handel. Gefolgt wurde FMC von Fresenius. Die restlichen DAX-Werte schlossen schwächer. Das Schlusslicht bildete Covestro.
Lange hatte sich Japans Regierung gesträubt, die Olympischen Spiele im Sommer abzusagen. Die finanziellen Auswirkungen der Olympia-Verschiebung sind groß. Der Inselstaat hoffte bis zuletzt auf den Geldregen durch die fünf Ringe. Das Budget lag offiziell bei rund 11,4 Milliarden Euro. Andere Quellen sprechen von einer Summe von mehr als 20 Milliarden Euro. Der wirtschaftliche Schaden für das ganze Land besteht vor allem in den ausbleibenden Konsumausgaben ausländischer Besucher und auch der einheimischen Bevölkerung. Das Minus durch die Verschiebung der Spiele dürfte im Bereich von 0,1 bis 0,2 Prozent des japanischen Bruttoinlandsprodukts liegen, meint die LBBW. Die Absage hat den Comeback-Versuch der japanischen Börse vergangene Woche aber nicht gestoppt. Zuvor waren die Papiere auf zwischenzeitliche Tiefststände gesunken. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis fiel auf den niedrigsten Stand seit Ende 2012.
Dass die Europäische Zentralbank die Zinsen noch länger extrem niedrig lassen muss, um die ausufernde Schuldenaufnahme der Eurozone zu finanzieren, ist kein Geheimnis. Umso interessanter, was das den einzelnen Bundesbürger so kostet. Dieser Frage ist die Deutsche Bank nachgegangen und untersuchte die Auswirkungen von Negativzinsen auf die Portfolios der Haushalte in Deutschland. Die reale Rendite auf Bargeld und Einlagen lag demnach im ersten Quartal 2019 bei minus 1,2 Prozent. Das kostete die Deutschen 2019 pro Person real rund 150 Euro, im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2014. Der Gesamtverlust eines repräsentativen Haushalts einschließlich der Ansprüche gegenüber Versicherungen betrug etwa 540 Euro pro Jahr.