Der Corona-Virus ändert nicht nur die sozialen Sitten eines Landes, das viel Wert auf Berührung und Gruppentreffen legt, sondern rüttelt jetzt auch an der Basis einer seit jeher umstrittenen Erbmonarchie mit parlamentarisch-demokratischem Regierungssystem. Es ist Ironie des Schicksals, dass „Corona“ spanisch „Krone“ bedeutet. An dem gleichnamige Virus sind in Spanien derzeit schon über 300 Menschen gestorben, in der etwas anderen „Corona Krise“ gibt es bisher nur ein Opfer, allerdings mit weitreichenden Folgen. 100 Millionen Dollar soll der emeritierte König Juan Carlos I vom saudischen König als Kommission eingesteckt haben, für etwas, für das er eigentlich vom spanischen Staat bezahlt wird: Er intervenierte bei den Verhandlungen des saudischen Königshaus mit dem spanischen Konsortium Al Shula, bestehend aus öffentlichen und privaten Firmen, welche die Hochgeschwindigkeitszugstrecke nach Mekka bauten und unterhalten.
Ein schwacher König zeigt Stärke
Die sehr beliebte spanische konservative Tageszeitung El Mundo spricht von einem „historischen“ und „mutigen“ Schritt des amtierenden Königs, die linke Público ruft in ihrer Sonntagsausgabe dagegen schon zu einem Referendum für eine Republik auf. Sie regen damit eine alte Debatte an, die immer mehr Anhänger findet: „Die Verfassung dementsprechend zu ändern, das ist auch eine Forderung der Separatisten und nationalen Regionalparteien“, sagt der spanische Sicherheitsexperte und Madrider Uni-Dozent Fernando Cocho. Denn das spanische Königshaus ist anders als in England nicht wirklich beliebt, die aktuelle Königin Letizia wird eher angefeindet und Felipe gilt als schwach: „Überzeugte Monarchisten gibt es kaum noch in Spanien, schon gar nicht in den Parteien, selbst bei den Konservativen nicht. Viele haben das System nur aus Sympathie zum alten König gestützt“, sagt Cocho.
Juan Carlos war ein redseliger, charismatischer und volksnaher König. Trotz seiner zahlreichen Frauengeschichten und der Gerüchte um Schmiergeldzahlungen genoss er als Verfechter der Demokratie im Übergang von der Diktatur Respekt. Cocho glaubt jedoch, dass die Zeiten sich geändert haben. Derzeit würden seiner Meinung nach selbst einige Parlamentarier der rechtsextremen Vox in einer geheimen Abstimmung im Parlament einer entsprechenden Verfassungsänderung zustimmen. „Viele Spanier stützen die Monarchie nur aus Angst vor einer Wiederholung der Geschichte“, glaubt der pensionierte Minenbauingenieur Fernando Rodríguez. Seiner 95jährigen Mutter steckt der aus der Instabilität der spanischen Republik resultierende Bürgerkrieg noch in den Knochen und er selber hat die Franco-Diktatur miterlebt: „Wir haben ein Trauma, bei dem der König bisher als Stabilisator wirkte“.
Die Deutschland-Connection
Pikante Gerüchte um Schmiergeldzahlungen an den Altkönig gibt es schon seit langem. Ins Gespräch gebracht wurde der aktuelle Skandal von The Telegraph und La Tribune de Genève. Seit Jahren wird somit eher in ausländischen Klatchblättern über die schmutzigen Geschäfte des eremitierten Königs und seiner deutschen Gespielin Corinna zu Sayn-Wittgenstein berichtet – der Corinna-Virus. Alles begann mit einer Elefantenjagd in Botswana. Vor acht Jahren lieβ sich Juan Carlos mit seiner deutschen Freundin und seinen Trophäen ablichten. Das Land erlebte damals die schlimmste Finanzkrise seit der Demokratie und der König amüsierte sich offensichtlich mit Geschäftsfreundin und Gespielin. Dabei tötete er auch noch Elefanten. Es war der bekannte Tropfen, der das Fass um Überlaufen brachte. Es stürzte die Monarchie in eine schwere Krise und trug wesentlich zum Thronverzicht von Juan Carlos zwei Jahre später bei. Später kam heraus, dass Corinna 65 Millionen Euro von ihm erhalten haben soll.
Die Stunde des Pedro Sánchez
Aber die spanische Justiz und auch das Parlament nahm die Ermittlungen damals nicht auf, obwohl es klare Hinweise vom nationalen Geheimdienst gab. Verurteilt wurde dagegen 2018 Felipes Schwager Iñaki Urdangarin vom Obersten Spanischen Gericht wegen Veruntreuung von sechs Millionen Euro Steuergeldern, Betrug, Urkundenfälschung und Geldwäsche. Die gesamte Familie des Profi-Handballers wurde infolge aus dem Palast verbannt. Es gab keine offiziellen Treffen oder Fotos mehr. Felipe wurde nun klar, dass er früher oder später Rechenschaft darüber ablegen muss, was er wusste und dass ein weiterer Kopf rollen musste, der des eigentlichen Anstifters, der offensichtlich hinter seinem Rücken illegal handelte.
Felipes konsequente Entscheidung, seine Mutter lebt schon seit Jahren getrennt von Juan Carlos, ist aber auch ein verzweifelter Akt der Legimitierung eines Systems von Francos Gnaden. Premierminister Pedro Sánchez, dessen Frau auch an dem Corona-Virus erkrankt ist, muss jetzt erneut beweisen, dass er ein Staatsmann ist und drei Krisen auf einmal managen kann. Es droht der Zerfall einer Nation, eine schwere Wirtschaftskrise, die wegen der Belastung des Tourismus das Ausmaβ von 2008 übersteigen könnte und eine Pandemie, die das Land zusammen mit Italien so stark trifft wie kein anderes in Europa. In sozialen Medien wird derweil gefordert, dass die in der Schweiz „gefundenen“ Millionen für die spanische Gesundheitsversorgung verwendet werden, die angesichts von fast 10.000 Infizierten schon lange ihr Leistungspotenzial überschritten hat.
Gegendarstellung
Auf www.tichyseinblick.de ab 17.03.2020 wurde unter der Überschrift „Spaniens schwacher König zeigt Stärke“ über mich folgendermaßen berichtet:
„Später kam heraus, dass Corinna 65 Millionen Euro von ihm (Juan Carlos)… erhalten haben soll … für ihre vielfältige Vermittlungsdienste bei Geschäften im Ausland.“
Hierzu stelle ich fest:
Die zitierte Summe stand in keinem Zusammenhang mit Vermittlungsdiensten für König Juan Carlos. Diese habe ich nie getätigt.
London, den 6. April 2020 Corinna Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn.“
Anmerkung der Redaktion:
Corinna Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn hat Recht.
Frankfurt, 20.4.2020