Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 1 – Kölner Tristesse und Leipziger Einerlei

Der Kölner Domplatz wurde nachhaltig befriedet, dafür brennt es in Leipzig und Berlin. Merkel warnt vor Klimawandel, aber wir bauen das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. 

Am Kölner Domplatz ist zu Silvester keine Schlagzeile mehr zu holen, musste Herbert Reul, der Innenminister vom Homeland NRW, in diesem Jahr wieder feststellen, als er den Jahreswechsel ebenda mit einer Hundertschaft verbrachte. Die seit 2015 berüchtigten Nafris aus dem Homeland waren anscheinend alle mit sich selbst beschäftigt oder hatten freiwillige Begleiterinnen gefunden. Auch aus anderen deutschen Städten wurden kaum unerwünschte Tuchfühlungen, Messertaten oder Brandstiftungen gemeldet, jedenfalls nichts über das Pfeiffersche Maß hinaus (Kriminologe Pfeiffer ist Relativierungsbeauftragter der Regierung).

♦ Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass wir manches nicht mitbekommen haben, denn die öffentlich-rechtlichen Berichterstatter waren anderweitig beschäftigt. Sie trieben über den Jahreswechsel noch die Nazi- und die Umweltsau durchs Dorf. WDR-Intendant Buhrow hatte sich zwar halbherzig für sein Oma-Hetzliedchen entschuldigt und versprochen, „wir gehen dieses Jahr auf die Menschen zu“, denn „für die nächsten vier Jahre brauchen wir ’ne ordentliche Finanzierung“. Aber dann musste er sich auch bei seinen linksradikalen Mitarbeitern dafür entschuldigen, dass er sich bei den Omas entschuldigt hatte. „Experten“ hatten nämlich herausgefunden, dass es sich bei dem Anti-WDR-Shitstorm um ein „typisches Beispiel rechter Mobilisierung“ handelte. Es bleibt also beim Framing: Jeder, der bestreitet eine Umweltsau oder Nazisau zu sein, oder der Staatsfunk-Humorbeiträge nicht witzig findet, beweist damit, dass er tatsächlich eine Nazisau ist.

♦ Zur Strafe für die Weigerung der Zuschauer über den WDR-Humor zu lachen, sendete die ARD in der Silvesternacht eine Konserve mit Pilawa und das ZDF strafte aus Solidarität mit fünf Stunden Kerner, plus Gypsy Kings.

♦ Und sonst so? Eigentlich alles ganz ruhig, außer „ein paar tausend Einsätze von Polizei und Feuerwehr“, dazu „Schüsse und Angriffe auf Beamte, mehrere Verletzte“ in Berlin, was „Bild“„Kriegsähnliche Zustände in Berlin“ nannte. Ach ja, und Leipzig. Hier wurde ein Polizist fast totgeschlagen. „Ermittler vermuten Linksextremisten dahinter“, spekulierte der „Spiegel“ mal ganz, ganz vorsichtig. Außerdem sei es wohl gar nicht so schlimm. Denn der ohnmächtige Beamte sei gar nicht „notoperiert“, sondern nur „operiert“ worden.

♦ Juristisch könnte für die Halb-Totschläger so was wie Notwehr herauskommen, wenn Richter aus der Linkspartei oder der SPD den Vorsitz haben, denn die SED N.O. gab schnell die Richtung vor, die sich mit den Worten „Ekelhafte Polizeigewalt, überrennen Unbeteiligter, wirre Einsatzmanöver, kalkulierte Provokation“ (Julia Nagel) zusammenfassen lässt. Auch die bislang hauptsächlich in Elternbeiratsfragen bewanderte SPD-Parteivorsitzende Esken vermutet eine „falsche Polizeitaktik“, die die Politkommissarin nun scharf untersuchen lassen will. Ach so, und gute Besserung, murmelte sie dem Polizisten zu – so viel Anstand muss sein.

♦ Wenigstens sitzt in Sachsen mit der Grünen Katja Meier schon mal die passende Justiz- und Demokratie-Ministerin. Aber, und das ist der Katja wichtig, das Lied, das sie mit ihrer Punkband spielte („Advent, Advent, ein Bulle brennt“), hat überhaupt nichts mit Leipzig zu tun! Erstmal ist das in Leipzig nicht im Advent passiert, sondern an Silvester. Dann ging es in dem Lied „um Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und um die Auseinandersetzung mit Nazideutschland“. Außerdem spielt sie das Lied doch gar nicht mehr, sondern steht „als Justizministerin mit vollem Elan für einen starken Rechtsstaat!“ So!

♦ Weit entrückt und fernab von den Dingen versprach Dr. Angela Merkel in ihrer Silvesteransprache schnelle Fortschritte beim Kampf gegen dieses Digitale. Deshalb sollen ab sofort „alle Menschen Zugang zu der Bildung haben, die sie für diesen Wandel brauchen“. Wir wollen da jetzt keinen medizinischen Feinstaub aufwirbeln, aber haben denn nicht längst alle Menschen bei uns Zugang zu Bildung? Kostenlos? Oder befindet sich Angela mental immer noch in der DDR, wo nur Linientreue studieren durften?

Dann verkündete sie noch den baldigen Endsieg über den schlimmsten Feind der Menschheit, den Klimawandel. Der ist nämlich real, aber dem wird sie es schon zeigen mit ihren Klimapaketen, versprach die Kanzlerin.

♦ Ach ja, der Klimawandel, lächelt nachsichtig der Herr Thunberg aus Schweden, jag bryr mig inte. Aber dass seine Greta „viel glücklicher“ ist, seit sie sich gegen die Erderwärmung engagiert, das sei ihm wirklich wichtig. Nicht gesprochen habe sie davor und zeitweise das Essen verweigert. Lange war die Grete krank, jetzt isst sie wieder, Klimawandel sei Dank!

♦ Möglicherweise ist auch unserer Kanzlerin der Klimawandel doch nicht ganz so wichtig. Wie sonst kann es sein, dass ausgerechnet in ihrem Mecklenburg-Vorpommern das größte Kreuzfahrtschiff der Welt gebaut wird?

♦ Und jetzt kurz ins Ausland. Sieben Stunden lang schwor Kim Jong Un seine Gefolgsgenossen auf den Klimawandel zwischen Nordkorea und den USA ein. Leider lag uns die Übersetzung der Rede vom kleinen dicken Kim, der bei den Seinen auch „Alles Überragender Führer“ heißt, bis Redaktionsschluss nicht vor.

♦ Trumps Donald schickte dem iranischen Mordbuben Quasem Soleimanis eine Drohne als verspäteten Neujahrsgruß. Der General war Chef der berüchtigten Quds-Brigaden und steuerte diverse Terrorkommandos. Sofort drohten die Mullahs und die US-Oppositionsführerin Nancy Pelosi mit drastischen Vergeltungsmaßnahmen.

♦ Die größte mediale Aufmerksamkeit erhielten allerdings mehrere Affen im Krefelder Zoo, die Opfer fahrlässiger Brandstiftung wurden. Anteilnahme und Trauer wollten kein Ende nehmen, aber wieso stellte niemand die Frage: Warum befanden sich ausgerechnet an Silvester, dem Horrortag für jedes Haustier (und Karl Lauterbach), keine Wärter oder Tierpfleger im Zoo? Hoffentlich sind wenigstens unsere Altenpfleger qualifizierter …

♦ Vom Mercedes EQC, dem elektrischen Sondermodell (um die 90.000 Euro) für führende Spezialdemokraten mit Nebeneinkünften und AWO-Vorstände, wurden im November nur 19 Elektrofahrzeuge zugelassen.

♦ Wieder ein Riesenschritt für Frauen, die in anderen Umständen leben wollen. Nach einer Scheidung können sie ihren Kindern – ohne Einwilligung des leiblichen Vaters – den Nachnamen seines Nachfolgers geben. Dem Antrag „Ich will machen, was ich will“, wurde vom Gericht mit „Du darfst!“ stattgegeben.

♦ Nun ist aus dem Buben doch noch was Rechtes geworden – beziehungsweise was Linkes, jubeln unsere Auslandsbeobachter. Sebastian Kurz hat mit den Grünen eine Regierung gebildet. Und sofort wurde ein Integrationsministerium gegründet. Nur leider für die Jubler führt es eine Frau, die mit Kurz eine harte Migrationspolitik in der EU durchsetzen will.

♦ Ozzy Osbourne (früher Black Sabbath) legt Wert auf die Feststellung, dass er noch nicht daran denkt zu sterben. Er sah schon immer so aus.


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