Die letzten Umfragergebnisse auf der britischen Insel sagen: Zwischen den Lagern Remain und Leave – Drinbleiben und rausgehen – steht es 50:50.
Sie sagen auch, das Lager der Brexit-Befürworter hat seit Februar 5 Prozentpunkte hinzugewonnen. Der Blick auf die Umfragenkurven seit Oktober 2015 zeigen ein pernanentes Auf und Ab, in dem diejenigen, die Cameron auf seinem Bleibekurs folgen wollten, meist mehr Zustimmung fanden als die Brexitanhänger.
Der Abstand kann sich bis zur Abstimmung wieder um 5 Punkte oder mehr verändern. Welchen Einfluss hat Camerons schlechtes Bild im Gefolge der Panama Papers? Positiv kann er nicht sein. Rein legal hat er wahrscheinlich nichts zu fürchten. Aber seine wechselnden öffentlichen Antworten schaden ihm und damit auch seiner Kampagne für den Verbleib in der EU. Nigel Farage ist überzeugt, dass der Ausgang des niederländischen Referendums gegen den Ukrainevertrag seiner Anti-EU-Kampagne nützt.
Aber vielleicht sind ja die Buchmacher bessere Sterndeuter als die Demoskopen. Für den harten Kern der Brexit-Anhänger (30%) ist die Migrationsfrage entscheidend, aber da bewegt sich nichts mehr. Für die noch nicht Entschiedenen zählten
- TTIP: Kommt der Vertrag zwischen EU und USA zustande, könnte das UK aus dem Abkommen nicht mehr aussteigen.
- Tata Steel: Die britische Stahlindustrie kämpft mit niedrigen Preisen wie die chinesische und könnte nicht mehr alleine handeln.
- NHS: Das britische Gesundheitssystem, eine heilige Kuh, steuerfinanziert frei für jedermann, könnte TTIP zum Opfer fallen.
- Panama: Die zwei Hauptfiguren für den Verbleib in der EU, Premierminister David Cameron und Schatzkanzler George Osborne stehen im Zentrum der Panama Papers und ihrer von beiden ignorierten politischen Konsequenzen.
- TV-Debatten: Ihnen wird in den verbleibenden drei Monaten großer Einfluss zugemessen, die letzte findet nur 48 Stunden vor der Abstimmung statt.
Es wäre nicht das erste mal in der jüngeren britischen Geschichte, dass ein Swing im Fernsehen ganz zum Schluss ausgelöst wird. Eine gute Sache für die Buchmacher, es bleibt spannend bis zuletzt. Zwischen dort und den nächsten Wahlen in Deutschland liegt der Sommer. Von seinem politischen Verlauf hängt dann auch sehr viel ab.