Die Arbeit für TE ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Manchmal möchte man schreien – wegen der täglichen Beschäftigung mit einer Politik, die finster entschlossen scheint, aus schlechten Lösungen die schlechtere auszuwählen. Man hält es nicht für möglich, dass am Freitagnachmittag vor Weihnachten die Abgeordneten des Deutschen Bundestages gewissermaßen im Dreieck zwischen Glühwein, Geschenkkauf und Heimreise en passent noch schnell das Thema Migration verhandeln, mit dem Tenor: Besser wir reden nicht darüber und es werden einfach möglichst schnell mehr – die schaffen das schon.
Der schlechte Witz, die fade Pointe, die Übertreibung des nicht mehr Übertreibbaren, sind unser täglicher Gegenstand. „Ein hervorragender Artikel, vor allem bewundere ich die ausgeglichene Ruhe, mit der Sie über Frau Merkel schreiben können“, ruft uns da ein Leser zu.
„Wie erwartet eine präzise Analyse der Verhältnisse“, lobt ein anderer. „Besonders feinsinnig war das vergiftete Lob für Herrn Scholz am Beginn des Artikels, das sich dann aber sinnvollerweise zu einer berechtigten Vernichtung des Herrn Finanzministers entwickelte.“
Der Unvernunft kommt man nicht bei, wenn man selbst unvernünftig wird. Auf Beschimpfungen antwortet man nicht mit Schimpfwörtern, sondern mit Argumenten. Aber es fällt hin und wieder auch mal schwer, die Contenance zu bewahren.
„Tomas Spahn; Respekt vor dem von Ihnen mit absoluter hoher Intelligenz und Sachlichkeit beschriebenen Situation einer Gesellschaft, die den inneren Kompass zu “Natur und Natürlichkeit“ längst verloren hat und nur noch hysterischer Agitation folgend reagiert und agiert.“
Schlechte Nachrichten, können wir Ihnen davon, lieber Leser, noch mehr zumuten? Ist es nicht mittlerweile eine giftige Mischung aus Stimmungstöter und Depressivum, darüber zu schreiben und noch einmal? Und kaum ist man fertig mit der Aufregung über eine Regierung, die jedes Passwort knacken und kennen will, wie unsere Postleitzahl und Steuernummer – da kommt unwidersprochen eine Resolution auf den Tisch, die uns alle zu afrophoben Rassisten erklärt und daraus Maßnahmen zur Umerziehung ableitet.
„Insbesondere die FAZ müsste solche Themen aufgreifen – sie tut es aber nicht. Tcha. Bleibt wieder mal nur TE und – die NZZ.“
Dazwischen noch eine frühere Verteidigungsministerin, deren Diensthandy gelöscht wird, um den Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags in die Irre zu führen, ein Verkehrsminister, der schnell mal 560 Millionen verschludert, ein Innenminister, der gegen Bürger in der Mitte mit Hunderten zusätzlicher Beamter vorgehen will, denn der Kampf gegen Rechts, der längst ein Kampf gegen die Mitte ist, rechtfertigt alles und den Kampf gegen Links gibt es nicht mehr. Längst ist das Recht parteipolitisch angestrichen und keineswegs mehr sind alle Bürger gleich. Manche sind gleicher.
Die Erwartungen sind hoch, ein Leser schreibt „ich hoffe, TE setzt einige seiner besten Mitarbeiter auf dieses Thema an, damit es nicht zu schnell von der Tagesordnung verschwindet.“
Darum bemühen wir uns, haben uns in diesem Jahr personell verstärkt. Aber es bleibt der Kampf um die Überbrückung der Lücke in einem kleinen Team angesichts einer Themenflut, die alle unsere Ressourcen verschlingt. Wir sind stolz auf unsere Autoren und froh um jede Edelfeder, die dazu stößt.
„Es ist mir ein Rätsel, warum anscheinend nur TE ihre außergewöhnlichen analytischen Fähigkeiten erkannt hat, verbunden mit einer entzückenden Eloquenz, gepaart mit einer erstaunlichen weltpolitischen, historischen und theologischen Expertise. … Auf jeden Fall von meiner Seite mal ein Bekenntnis der Bewunderung. Das haben Sie mehr als verdient, machen Sie weiter so.“
Weiter so ist nicht immer ganz einfach.
„Was ich allerdings immer weniger verstehe, ist, woher Sie, aber auch viele Ihrer Kollegen die Kraft hernehmen, diesen unsäglichen Quark immer wieder anzugehen. Ist das „nur“ Berufsethos?“
Wer widerspricht wird gefeuert, entlassen, und die Kanzlerin nennt die Zerstörung der Existenz „Widerspruch ertragen müssen“. Widerspruch ist der neue Rausschmiss. Bei uns sind es Hefte, die am Kiosk mal im hintersten Regal landen, Werbekunden, die das Heft alle mit Begeisterung lesen, aber keine Anzeigen schalten, einzig wegen der Befürchtung, damit selbst Repressionen ausgesetzt zu werden. Abgesagte Vorträge einzelner Autoren, unendlich teure Gerichtsverfahren, Morddrohungen am Telefon, Attacken, neue Türen, Stellungnahmen gegen Behörden, die uns für eine Rundfunkanstalt halten und uns auf diesem Weg zum Schweigen bringen wollen. Stolz auf das Erreichte, eine Leserschaft die jeden Monat die Million überschreitet, die Freude darüber wechselt mit der Sorge vor dem nächsten Angriff.
„Und alles was nicht 100% links ist, wird eben diffamiert, und zwar schmierig, verlogen, diffamierend und zynisch. Dagegen helfen wirklich nur TE u.a. Das ist die journalistische Frischkost gegenüber dem journalistischen Massenfraß der MMM und ÖR.“
In den Zeitungen lesen wir von Erhöhung der Pendlerpauschale, die allerdings erst drei Jahre nach Benzinpreiserhöhung kommt und ohnehin zu gering ist, wir lesen von einer gigantischen Steuererhöhung, die aber irgendwie niemanden zum Verzicht zwingt, obwohl genau dieser Verzicht die dahinterstehende Idee ist.
„Wir brauchen eine Gegenbewegung! Einen Aufruf, ja einen Aufschrei für die Rettung der Freiheit und der Vernunft. Wir brauchen flammende Beiträge von Ihnen und Ihren Kollegen bei TE und anderswo, die sich dem bereitwilligen Verbreiten der Demagogie dieser Bewegungen im Staatsfernsehen und der staatsnahen Presse entgegenstemmen.“
Wir lesen von unglaublichen Korruptionsgeschichten, in deren Zentrum der Frankfurter Oberbürgermeister und die sogenannten Arbeiterwohlfahrt stehen. Halt! Diese Geschichte muss weitergeschrieben werden. Oft fehlt dazu die Zeit. Zeitberichterstattung ist Beschreibung eines Absturzes. Auf der Achterbahn der Gefühle geht es einher mit ungeheuren Beschimpfungen und Verleumdungen, die wir zu ertragen haben, auch von Boykott und Rausschmiss und teuren Prozessen, die einen großen Teil unseres Budgets verschlingen. Aber wie bei jeder Achterbahn schleudert es uns schon wieder nach oben.
„Ich bin sicher, dass Sie sich den Himmel verdient haben, ob Ihres Mutes.“
So mutig kommen wir, die Autoren und das Redaktionsteam von TE uns gar nicht vor. Wie bedroht muss ein Land sein, wenn Journalismus Heldenmut braucht? Sind wir das? Wir erfüllen das, was man noch vor fünf Jahren achselzuckend als unseren Job bezeichnet hätte: Schreiben, was ist. Mut ist nicht das, wie man es selbst genannt hätte und der Himmel ist weit und kann nicht herbeigeschrieben werden, schon gar nicht mit der Unzahl von Tipp-Fehlern, die uns wie der Teufel im Genick sitzen und nicht verschwinden wollen, trotz aller Beschwörung. Ständige Verbesserung ist leicht gesagt und schwer gemacht.
„459 Kommentare am 18.12. um 16.30 Uhr. Das dürfte neuer Rekord auf TE sein. Gratulation, Herr Tichy! Langsam nimmt es die Größenordnung überregionaler Blätter wie Spiegel oder Zeit an! Nicht, dass ich deren mangelhafte Qualität mit Ihrem hohen Niveau vergleichen möchte, aber Ihre Reichweite bzw. Ihre Bekanntheit als einzige echte mediale Opposition neben Spezialseiten oder Auslandsmedien wie NZZ ist unglaublich wichtig. Weiter so!“
Ja, wir werden weiter machen, auch wenn uns ein Leser mit Namen „Kassandra“ schreibt: „Lieber Herr Tichy – alles wohl bedacht, was sie schreiben, wiewohl eine inhaltliche Auseinandersetzung nicht lohnt. Die Punkte, die Sie anführen, sind dieser Regierung und den meisten Oppositionspolitikern wohl bekannt, aber ganz egal.“
Die Achterbahn der Gefühle bleibt nicht stehen, sie rollt und quietscht und eiert weiter durch das kommende Jahr.
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen, für Ihre Hilfe, für Ihre Hinweise, Kommentare und Unterstützung. Wir wissen, dass wir nicht allein sind – und das ist schon sehr viel in diesen Zeiten der Spaltung. Wir bemühen uns um Sachlichkeit angesichts der Unsachlichen – und um Humor.
Auch dieser Kommentar freut: „Danke Herr Paetow! Wie immer herrlich! “ Die Kinder, die in Großbritannien leiden und von Merkel träumen“… der Knaller ?, Gut gefällt mir der Vorschlag, die Seite TE zu unterstützen, um alle zu ärgern, die TE auf den Mond wünschen. Die Extraspende geht zu Weihnachten raus! Claudia Roth zuliebe.“
Wer lacht, gewinnt. Das Leben schreibt die besten Geschichten, wir müssen sie nur aufschreiben. Eigentlich ganz einfach.