Noch unveröffentlicht tut sich der SPIEGEL mit einem Innovationspapier dicke, über das am Donnerstag im swr2 sehr wohlwollend berichtet wurde. Trotz demonstrativer Zerknirschtheit, einer über sechzig Seiten langen Selbstkritik und 80 Maßnahmen für die Rettung des SPIEGEL, darunter prominent der skurrile Vorschlag das gerade neu bezogene Verlagsgebäude zu verlassen, wirkt die Anstrengung der 22 SPIEGEL-Mitarbeiter, die das Papier formuliert haben, schwach:
Mc Kinsey wird den Spiegel nicht retten
Selbstverständlichkeiten, Plattitüden und ein leicht unwürdiges Hinterherlaufen der vom SPIEGEL überschätzten Expertise der Unternehmensberatung Mc Kinsey, das ist das, was der Innovationsbericht des SPIEGEL, der schon Anfang Januar intern vorlag, offenbar aus ideeller und finanzieller Not geboren, hergibt.
Das sozialistische Experiment aus dem Jahr 1974, das SPIEGEL-Gründer Rudolph Augstein, im Zweifel linker Großkapitalist, und die revolutionären Erblasser der heutigen Kommanditisten der Mitarbeiter-KG, die 50,5 Prozent der Geschäftsanteile halten, ist grandios gescheitert. Der SPIEGEL ist in jeder Hinsicht ein Selbstüberschätzerunternehmen.
Mein Vorschlag: Die Mitarbeiter-KG verkauft ihren 50,5 Prozent-Anteil – die Kommanditisten stiften ihren Erlösanteil dem Unternehmen und profitieren fortan als Mitarbeiter eines wirtschaftlich gestärkten Unternehmens mit besten Gehaltsaussichten. Oder der Vorschlag von Rudolph Augstein aus dem Jahr 1989 wird wieder aufgenommen: die Mitarbeiter-KG wird in ein Pensionsmodell umgewandelt und die Anteile der KG werden meistbietend verkauft. Der Clou des Verkaufes einer Mehrheitsbeteiligung: Die SPIEGEL-Anteile der Mitarbeiter KG dürften auf großes Marktinteresse und damit auch auf gute Preisangebote stoßen. Anders ergeht es den Augstein-Erben, die offenbar mit dem Verkauf ihres Minderheitsanteils geliebäugelt haben und dafür angesichts der gesellschaftsrechtlichen Spezialität des SPIEGEL naturgemäß auf einen sehr beschränkten Kreis von Interessenten stoßen.
Der SPIEGEL ist eine fiese Klassen-Gesellschaft
Die Mitarbeiter, die es mit hausinterner Protektion oder sonst auf kaum durchsichtigem Wege in die Doppelstellung Arbeitnehmer und gleichzeitig Kommanditist gebracht haben, sind die kapitalistischen Nutznießer der Unternehmensgruppe.
Dann gibt es die festangestellten Mitarbeiter, die bei SPIEGEL online und SPIEGEL TV und anderen neugegründeten Abteilungen kommen, die mit einem Bruchteil des Einkommens am Monatsende nach Hause gehen. Und dann gibt es die Mitarbeiter ohne arbeitsrechtlichen Schutz, die man gern frei nennt oder Gelegenheitsbeschäftigte, die von Magermilchjoghurt leben müssen.
Und dann gibt es noch die vierte Gruppe, die von den ersten drei Mitarbeitergruppen arrogant übersehen wird, aber auch beim SPIEGEL, der – insofern ist der hausinternen Analyse zuzustimmen – machen sich die Klos oder die Fenster oder die Flure nicht von selbst sauber und auch die Glühbirnen tauschen sich nicht von allein. Und auch das Essen in der legendär hervorragenden Kantine kocht sich nicht allein.
Ganz sozialistisch, auch wenn die früheren SPIEGEL-Größen durch subalterne Mitarbeiter hindurchschauen konnten wie durch Luft, war doch, dass alle Mitarbeiter des SPIEGEL – damals 1974 noch alle durch ordentliche Arbeitsverträge an das Haus gebunden – ihren ersten Kommanditanteil geschenkt bekamen. Und das ohne Ansehung der Person und ohne Ansehung des Tätigkeitsbereiches. So gab es damals die wahrscheinlich wohlhabendsten Putzfrauen Deutschlands beim SPIEGEL. (Putzmänner waren damals noch unbekannt.) Aber natürlich gibt es heute längst Mitarbeiter, die es nicht mehr gibt: das sind die Outgesourcten. Es gibt Aufträge, die einfach zum Beispiel an eine Reinigungsfirma oder einen Wachdienst vergeben werden. Ist ja auch viel besser: Reinigungsfirmen kann man viel leichter im Preis drücken oder ganz easy rausschmeißen. Sollen die doch das putzende Personal mit Mindestlöhnen oder sonst drangsalieren. Je billiger geputzt wird, desto besser für den Unternehmensgewinn des SPIEGEL.
Die Herrschaft der Wenigen
Inzwischen hat die Journalistenkaste der Kommanditisten im SPIEGEL dafür gesorgt, dass nur noch Journalisten, Dokumentaristen und Verlagsangestellte in möglichst geringer Zahl an den 50,5 Gewinnanteilen kräftig partizipieren. Zuletzt hatte die Mitarbeiter KG 727 Mitarbeiter. Jeder, dessen Arbeitsvertrag die ersten drei Jahre überlebte, kann sich als Kommanditist an der KG beteiligen.
Der Ethos, der das Fundament der schwierigen Geburt der Mitarbeiter-KG war, nämlich der kollektivistische Ansatz, dass die Mitarbeiter und zwar vergleichbar, am Gewinn ihrer Arbeit beteiligt werden sollen und dies der angeblich linken inhaltlichen Grundhaltung des SPIEGEL folgt, ist von den nachfolgenden Generationen von Kommanditisten gründlich pervertiert worden. Klar, Augsteins Spruch, im Zweifel links und mit diesem Spruch ein ungeheures kapitalistisches Vermögen akkumulieren, war auch schon vor der Gründung der Mitarbeiter-KG eine Perversion in sich selbst. Hochglanz und vorgeblich links im Weihnachtsgeschäft für die dicksten Autos und die teuersten Uhren werben und geschwollenes linkes Gequassel sehr imperativ und sehr besserwisserisch vorgetragen, war immer eine Achillesverse des SPIEGEL.
Die Mitarbeiter-KG ist die eigentliche Crux des Spiegel
Die Mitarbeiter-KG, die nicht weil sie eine KG ist, hinderlich ist, sondern weil sie Journalisten zu leistungsunwilligen und veränderungsfeindlichen Bewahrern des Status quo macht, ist die eigentliche Crux des SPIEGEL. Und hier in der Mitarbeiter-KG liegen auch die Probleme, die der SPIEGEL jetzt, ein paar Jahrzehnte verspätet, bekämpfen will: Die Wichtigkeit, die Selbstüberschätzung, die Arroganz, die Orientierungslosigkeit, kurz: der unsympathische Teil des SPIEGEL.
Dass das Innovationspapier eine schöne Farce ist, die nach einem „autogenen“ Läuterungsprozess aussieht und als solcher auch verkauft wird, ist offenbar schon vor Monaten im SPIEGEL und von den Mitarbeitern sicher heftig und kontrovers diskutiert worden. Bisher wurde nur eine Art Teaser über den SWR lanciert, der berichten durfte, was paßt – wie gerade jetzt in Echtzeit zu beobachten. Während der hausinternen Diskussion offenbart der SPIEGEL, dass er gar keine ethisch moralisch-politische Haltung hat. Er lebt nicht einmal mit und von widerstrebenden Haltungen, sondern mit gar keiner Haltung.
Ein Beispiel: Vor zwei Wochen haut der SPIEGEL mit einem AfD-freundlichen Leitartikel „Herzlich Willkommen“ Frauke Petry auf den Zeiger und erntete erwartungsgemäß heftige Kritik.
Eine Woche später arbeitet sich derselbe SPIEGEL, jetzt wieder voll im Mainstream, am Christentum als dem wichtigsten Hort fanatistischer Gewalt ab und dies drei Tage nach den Anschlägen in Brüssel. Im Fadenkreuz des Titelbildes: das Kreuz der Christen.
Frei von Fakten, gespickt mit Pseudo-Realitäten schwankt der SPIEGEL von einem Extrem ins andere. Nach der AfD-Geschichte war vollkommen klar, dass der SPIEGEL das Pendel mit geballter Gewalt seiner Journalisten wieder in die andere Richtung drängt und schubst und schiebt. Das liegt nicht etwa daran, dass mal die eine Fraktion und mal die andere Fraktion im SPIEGEL die Oberhoheit hat, sondern das liegt daran, dass der SPIEGEL eine hohle Nummer ist, der es auch einzelnen sehr guten journalistischen Kollegen sehr schwer macht, dauerhaft solide zu arbeiten.
Die Arroganz soll abgeschafft werden, sagt das Innovationsteam der 22 Mitarbeitern, das sogleich die eigene Arroganz nicht unterdrücken kann. Wir, der SPIEGEL, werden von den Entscheidern gelesen und sind die meist zitierte Publikation, tönt es aus dem Innovationspapier, was immer ein Entscheider in diesem Zusammenhang sein könnte.
Der SPIEGEL hat seinen erdrutschartigen Sturz aus dem unangefochtenen journalistischen Olymp, aus dem ein Absturz eigentlich unmöglich war, noch nicht ganz realisiert. Auch viele SPIEGEL-Leser, fast 20 % weniger als vor zehn Jahren, haben den Absturz des SPIEGEL noch nicht realisiert und zitieren den SPIEGEL weniger des Inhaltes wegen, sondern mehr aus alter Routine. Es war schließlich vor Jahrzehnten auch mal schick den SPIEGEL zu lesen und dies durch Zitate zu dokumentieren. Politiker des linken Mainstream sonnten sich in SPIEGEL-Zitaten, und auch der Rest der Journalisten wollte ein Stück vom PIEGEL-Glanz abhaben und wähnte sich in jeder Sache mit einem SPIEGEL-Zitat, nahezu unbesehen und unkritisch, im Recht.
Die beiden genannten jüngsten SPIEGEL-Geschichten zeigen jedoch nicht nur das Problem des SPIEGEL in einer Haltung oder auch in durchaus widersprüchlichen Haltungen, was ja eine Bereicherung wäre, sondern sie offenbaren ein irrsinniges Larifari was die Substanz anbelangt. Es ist Hochglanz, und der total pillepalle.
Die guten Zeiten des SPIEGEL sind vorbei
Wer die Historie des SPIEGEL ein wenig kennt, weiß, dass der SPIEGEL immer von einem gewissen Oppositionsgehabe, von einem heldenhaften Widerstandsgeist lebte, natürlich Widerstand gegen die Kanzler Adenauer, Kiesinger, gegen Strauß, gegen Barzel, Helmut Kohl und viele andere Unionsgrößen. Schwarz regierte Zeiten waren für den Spiegel das Dorado. In Zeiten von SPD-Regierungen und eher links angehauchter Koalitionen fehlte dem SPIEGEL der intellektuelle Biss, eben das Feindbild.
Seit der Konstitution der grün-rot rotierenden Merkelregierung, in der der Mehrheitsbeschaffer in Gestalt der Unionsparteien noch als schwarz lackierter Appendix notwendiges Übel ist, wird die Orientierungslosigkeit des SPIEGEL naturgemäß so unübersehbar, dass es im Hause des Verlages Sehnsucht gab ein selbstgeschustertes Innovationspapier nach dem Vorbild der göttlichen New York Times zusammen zu schreiben.
Die guten Zeiten des SPIEGEL sind vorbei. Das vielbeschworene Sturmgeschütz der Demokratie zielt in die falsche Richtung und ist irreparabel verrostet. Ein Nachrichtenmagazin, das sich selber das deutsche Nachrichtenmagazin nennt, ist nichts wert, wenn es sich auf eine leicht verstaubte Art um die Unterstützung der herrschenden Eliten bemüht und sich dort anbiedert, aber keinem abweichenden Gedanken mehr in der Lage ist.
Oppositionskritik ist wichtig, aber wenn Medien in einer Demokratie überhaupt eine essentielle Funktion haben, ist Regierungskritik angesagt. Die Regierung kontrollieren, das ist die vornehmste Aufgabe der Medien und in Zeiten eines Allparteienkonsenses und einer großen Koalition braucht es offenkundig eines solchen überragenden Mutes den gigantischen Mist, den die Groko abliefert, faktenbasiert analytisch auseinander zu nehmen. Zu diesem Mut kann der SPIEGEL nicht mehr finden. Der SPIEGEL hat Mut verlernt. Er hat intellektuelle Souveränität verlernt und er ideologisiert flachdümpelnd vor sich hin auf Mainstreamkurs.
Den heutigen SPIEGEL braucht niemand mehr, er ist überflüssig. Er lebt von seiner Vergangenheit. Noch ist er eingebrannt in den Gencode sehr vieler Menschen, die mit dem SPIEGEL von der ersten Schulklasse an aufgewachsen sind. Aber das ist zu wenig und garantiert offenkundig auch in der eigenen Einschätzung der Mitarbeiter nicht länger die erhoffte permanente goldene Zukunft.
So ist das Heft eine Ansammlung von Leerstellen geworden: Merkelkritik, Gabrielkritik, (nur Stegner führt sich täglich selber vor), Maaskritik, eine kritische Begleitung der Euro-Politik, eine kritische Begleitung der Energiepolitik, eine kritische Begleitung der katastrophalen Bildungspolitik, eine kritische Begleitung der katastrophalen Genderpolitik und eine kritische Begleitung der katastrophalen Einwanderungspolitik gibt es im SPIEGEL nicht, jedenfalls keine Kritik, die den Namen verdient. Auch Religionskritik, die den Namen verdient, gibt es im SPIEGEL nicht. Eine kritische Begleitung der Politik gegen Terrorismus, organisiertes Verbrechen, die werthaltig sind, die etwas bringen, gibt es im SPIEGEL nicht.
80 Maßnahmen sollen im Innovationsvorschlag enthalten sein. Maßnahme 1 ist offenbar Kritik an den Einzelbüros der Journalisten. Große Kommunikationsflächen, ein tolles Wort, in gutem alten Deutsch, also Großraumbüros müssten her, um den SPIEGEL wieder auf Vordermann zu bringen.
Dazu ist zu sagen: Nervöse Journalistenhaufen mit nervösem hierarchischem Gerangel begünstigen einzelne Kampfmaschinen, aber sie fördern vor allem eine Entindividualisierung des Denkens und die Bildung von Mainstream-Meinungen und von Konformität. Mainstream-Meinungen beeinflussen stark die Wahrnehmung der Realität und damit auch das Interesse individuell nachzuforschen, wie denn die reale Realität tatsächlich aussieht. Früher war der SPIEGEL auch einmal eine Recherchemaschine und das machte den SPIEGEL zu einem gefürchteten Blatt. Tempi passati.
Früher war der SPIEGEL eine Recherchemaschine
Der SPIEGEL leistete sich einen enormen Rechercheapparat in Gestalt vieler hartnäckiger Journalisten, eine aufwändige Dokumentation. Der Output in Gestalt des wöchentlichen Heftes ist dagegen ziemlich mickrig und das seit langem.
Stefan Aust ist kein Intellektueller, aber ein Macher. Und er war als Chefredakteur die letzte Erfindung des Minderheitengesellschafters Rudolph Augstein. Das alles verlieh Aust eine Stellung und eine Funktion, mit denen er den übersatten SPIEGEL-Apparat unter Dampf hielt, gemäßigt links-kapitalistisch. Und er hielt bis 2007 die Mitarbeiter-KG, die 1994/95 auch schon Aust als Chefredakteur hatte verhindern wollen, irgendwie in Schach.
Aust hat die der linken Ideologie diametral entgegenstehende Erbenbewunderung etlicher SPIEGEL-Mitarbeiter für Augstein Junior gedeckelt, wie er auch schon 2002 die Augstein-Erbin Franziska Augstein, die von der Mitarbeiter-KG als Herausgeberin des Spiegel angedacht worden war, verhindert hat.
Seit die Mitarbeiter-KG Aust 2007/2008 aus dem SPIEGEL gedrängt hat, fehlt dem SPIEGEL der innere Halt, den man auch mit einem Umzug aus dem gerade eben in Besitz genommenen SPIEGEL-Haus an der Ericusspitze nicht herbei zaubern kann. Raus aus Kleinraumbüros, rein in Großraumbüros – Nein, das ist nicht die Lösung für das immanente Problem des SPIEGEL. Auch irgendwelche großen Worte von Digitalisierung, dem Generieren hausinterner Synergien, der Straffung der hauseigenen Marken und so weiter und so fort, sind weder das Kernproblem noch Lösungsansätze. Schon eher fehlen dem SPIEGEL autonom denkende und auch autonom handelnde Köpfe. Der SPIEGEL braucht nicht weniger Köpfe, um Kosten einzusparen, das sowieso, sondern der SPIEGEL braucht auch eine ganze Reihe anderer Köpfe, die die gruppendynamischen Prozesse, die immer nach demselben Schema ablaufen, aufbrechen können.
Der SPIEGELeigene Innovationsvorschlag hat leider nur SPIEGEL-Qualität – und das Qualitätsproblem ist die eigentliche Frage, der sich der SPIEGEL zu stellen hat.
Kreativer Streit ist etwas, was der SPIEGEL intern oft genug durch Ränkespiele und im Ausleben persönlicher Feindschaften verhindert hat. Das Betriebsklima im SPIEGEL dürfte schon zu Augsteins Zeiten ziemlich unangenehm gewesen sein, ganz anders als außen vermutet. Aber der Stress wurde eben durch den Output der Gelddruckmaschine, die der SPIEGEL jahrzehntelang war, milde überdeckt.
Seitdem die Mitarbeiter-KG erst in jüngerer Zeit entdeckt hat, dass sie mit ihren 50, 5 % der Kapitalanteile eigentlich schalten und walten kann, wie sie möchte, sind die Dinge im SPIEGEL offenbar ziemlich chaotisch geworden und ziemlich wenig förderlich ist auch die innere Struktur der KG selber.
Die Auflösung der KG würde neue Chancen eröffnen
Wer wird mit welchem Recht Kommanditist? Wie laufen die inneren Entscheidungsprozesse der AG ab. Wie funktioniert die von den Kommanditisten demokratisch gewählte Vertretung/Geschäftsführung der KG usw. All diese Fragen finden offenbar keine markttaugliche befriedigende Antwort.
Eine befriedigende Antwort gibt es, die hier auch empfohlen wird und die einen qualitativen Schritt in Richtung der Transformation des SPIEGEL hin zu einem modernen Medienunternehmen begünstigen würde: Wie oben schon angedeutet, müsste die KG ihre Geschäftsanteile komplett an den meist Bietenden verkaufen. Springer, Bertelsmann und andere Medienfabriken stehen gewiss Schlange. Den Erlös, den die Kommanditisten für ihren ja nur auf Zeit geliehenen und einst im Prinzip geschenkten Kommanditanteil einstreichen, legen sie in einen eigens gegründeten Rentenfond ein oder man sucht einen andere Konstruktion, deren es viele gibt, die aber alle auf das Ergebnis der Abschaffung der Mitarbeiter KG hinauslaufen müssen. Die Kommanditisten müssen verstehen lernen, dass sie als Beteiligte an dem Monstrum namens KG, die ja von vorne herein eine von Augstein schnell bereute Augenblicksentscheidung war, ein Teil des Problems des SPIEGEL sind und dass sie bei einer „Normalisierung“ der Gesellschaftsverhältnisse nichts verlieren, sondern nur gewinnen.
Die KG behindert eine intelligente Geschäftsführung, eine intelligente Modernisierung und auch eine solide journalistische Führung und schmälert so den Wert des Unternehmens, damit auch die Gewinnanteile, die auf die KG entfallen. Eine Auflösung der KG ist auch der gerechtere Weg, um ungerechtfertigte interne Lohnunterschiede zu beseitigen und ist moralisch geboten. Die Auflösung der KG würde völlig neue Chancen eröffnen. Der groß erscheinende, tatsächlich aber kleine Schritt könnte sich lohnen, für die Kommanditisten und für das Unternehmen im Ganzen. Schließlich ist der Name „Der SPIEGEL“ eine echte Marke der Bundesrepublik.