Lew Rockwell hieß der letztjährige Preisträger, der diesjährige lautet Professor Hans-Hermann Hoppe. Vergangenes Wochenende wurde dem Schüler Murray N. Rothbards die „Roland Baader Auszeichnung 2019“ anlässlich der „Jubiläumskonferenz der Wiener Schule“ im Palais Coburg verliehen. Laudator war mit Rahim Taghizadegan der gastgebende Leiter des Wiener Scholariums, der die rund 150 Gäste mit der deutschen Erstausgabe von Ludwig von Mises Werk „Menschliches Handeln“ (Human Action) überraschte. Rothbard war wiederum einst wichtigster Schüler von Ludwig von Mises.
In seiner Laudatio bezeichnete Taghizadegan Prof. Hoppe als würdigen Preisträger. „Da kommt zusammen, was zusammengehört“, spielte er auf die wissenschaftliche Leistung Hoppes und die publizistische Leistung Baaders an. Hoppe selbst warf in einem halbstündigen Vortrag einen Rückblick auf sein Lebenswerk. Von den Anfängen bei seinem einstigen Doktorvater Jürgen Habermas ( „meine sozialistische Phase war zum Zeitpunkt meiner Dissertation jedoch schon vorbei“), über sein einstiges Interesse an Karl Popper („Heute erachte ich diese Popper-These für verhängnisvoll und gar gefährlich“) bis zu dem bedeutenden Tag, an dem er zufällig in einer Bibliothek in Michigan auf Ludwig von Mises´ Werk „Human Action“ stieß: „Mises präsentierte ein ganzes System apodiktischer bzw. aprioristischer Aussagen, was er hinterher als Praxeologie bezeichnete. Außerdem erklärte er die Irrtürmer und verhängnisvollen Konsequenzen der positivistischen Philosophie (Karl Poppers).“
Wieso gäbe es ansonsten bei einer beliebigen Papiergeldmengenerhöhung irgendwo noch Armut? Eine Preisfestsetzung unterhalb des Marktpreises (bspw. Miethöchstgrenzen) werde zu einer Verknappung (bzw. Mangel an Mietwohnorten) führen. Demokratie, also Mehrheitsherrschaft, sei unvereinbar mit Privateigentum und Selbstbestimmung und führe zu schleichendem Sozialismus, d.h. zu andauernder Umverteilung und der fortschreitenden Aushöhlung aller privaten Eigentumsrechte. Was auch immer durch Steuern subventioniert werde, für das es keine Kundennachfrage gäbe, werde durch die Subvention zusätzlich ermuntert und verstärkt.
Besagte Gefährlichkeit des Popperismus unterstrich Hoppe, wonach es heutzutage leider populär sei, „jeden Unsinn erst mal ausprobieren und mit billigen Ausreden vor einer Widerlegung zu schützen“. Entsprechend werde uns eingeredet, der Mindestlohn sei nur zu gering, um endlich Arbeitslosigkeit zu verringern, die Geldmengenerhöhung sei für Wohlstandsvermehrung ebenfalls zu gering oder der Sozialismus verringere nur deshalb nicht die Armut, da von den falschen Personen exekutiert werde oder der Klimawandel dazwischenkam.
Hoppe zeigte sich pessimistisch hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Welt. Wir lebten gerade in einer Periode, in der „der normale Irrsinn noch einmal durch die wahnwitzige Doktrin politischer Korrektheit und einen krankhaften quasi religiösen Klimawahn infantiler sogenannter Klimaschützer potenziert wird“.
Zu den weiteren Referenten der Jubiläumskonferenz zählten u.a. Jeff Deist, Geschäftsführer des US-amerikanisches Mises Institute, Herbert Unterköfler oder Guido Hülsmann. „Weniger Marx, mehr Mises“ zierten schwarz-weiße Aufkleber im Eingangsbereich des Palais Coburg.
Die „Roland Baader Auszeichnung“ erhalten jährlich schöpferisch tätige Personen, die mit Überzeugungskraft, gelebter Freiheitsliebe und ökonomischem Sachverstand „die Lehre von der friedlichen Entwicklung der Menschen in einer freien Gesellschaft“ (= Liberalismus) einem breiten Publikum in verständlicher Form zugänglich machen bzw. diese Ideen unternehmerisch in tätigte Praxis umsetzen. Der Preis geht auf Roland Baader zurück, einst wichtigster Schüler von Friedrich August von Hayek und publikumswirksamer Publizist zahlreicher Werke zur Österreichischen Schule.
Sebastian Gehr berät und begleitet Medienunternehmen und -dienstleister bei internationalen Expansionsprojekten. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und war Produktmanager des englischsprachigen „Handelsblatt Global“ Magazins.