Um den Wohlstand Deutschlands ging es natürlich nicht, nur für den Fall, dass sie hier eine Antwort erwartet hätten. Anne Will, wieder Single (soviel Klatsch muss sein), hatte die Sendung wieder als grüne Dauerwerbesendung geplant.
Denn Annalena Baerbock, die von ihresgleichen auf dem Parteitag mit 97,1 % als Vorsitzende bestätigt wurde, der aber nicht einmal jeder zehnte Bürger im Land zutraut, so was wie die neue Merkel zu werden, hat durchaus Hilfe nötig. Außerdem rutschten die Grünen bei Umfragen wieder unter 20% – hier muss der Staatsfunk eingreifen.
Nun kann man Baerbock bekanntermaßen nicht alleine in eine solche Talkshow lassen, es gucken ja nicht nur Klimakinder und Klimarentner zu. Deshalb wurde ihr zur Unterstützung mal wieder die „Chefideologin der Energiewende“ (wie der geschätzte Kollege Holger Douglas sie nannte) Claudia Kemfert als Sekundantin zugewiesen. Zu Claudia Kemfert zitieren wir nur, was die „Zeit“ (ja, d i e „Zeit“) schon vor Jahren über sie schrieb: „… sobald sie zu ihrem Kernthema kommt, überrascht Kemfert mit erstaunlich schludriger Arbeit. Das beginnt schon mit den Zahlen und Fakten. Da werden Milliarden mit Millionen verwechselt und Billionen mit Milliarden“. Von daher können wir uns auch ihre Beiträge in dieser Sendung sparen.
Wäre es um Wirtschaft, Wohlstand und Konjunktur gegangen, hätte die Einladung Christian Lindners von der Lindnerpartei ja durchaus Sinn gemacht, aber nach zwei Drittel der Sendezeit hatte der die Mogelpackung aus dem Hause Will selber durchschaut: Man könne nicht einmal eine einzige Sendung zum Thema Wirtschaft machen ohne so ein Spezialthema, klagte der Liberale. So ein Spezialthema war die Windkraft.
Die Runde war sich dann einig, dass wichtige Leitungstrassen von der Küste nach Bayern und Ba-Wü fehlen, was neben den schwerfälligen Behörden, die sich anscheinend mit unfähigem Parteimaterial vollgesogen haben, aber auch an zahlreichen Bürgerprotesten vor Ort liegt.
Anne Will forderte dann von Söder mehr Engagement bei den 1.000 Metern Abstand, schließlich „sind Sie ja Teil der Bundesregierung“, was der Markus großzügig überging. Noch ist er es nämlich nicht, der Ministerpräsident von Bayern. Aber wenn einer von Sebastian Kurz ein wenig gelernt hat, dann Markus Söder. Dem ist klar, dass man gegen den Zeitgeist keine Chance hat, egal wie blöd der ist, dass man ihn aber mit seinen eigenen Waffen schlagen kann, unter gleichzeitiger ständiger öffentlicher Huldigung. So gab er Baerbock stets das Gefühl, sie ganz ernst zu nehmen bei ihren windigen Ambitionen, zugleich aber erläuterte er nachsichtig die bayerischen Regeln: Bei einer Höhe von 150 Metern hat der Abstand 1.500 Meter zu sein, bei einer Höhe von 200 Metern 2.000 Meter. Das sei das Ende der Windindustrie heulte es aus der Richtung des Rechtsanwalts und die Frau an seiner Seite nickte böse. Ja mei, so der Söder Markus, „wir haben in Bayern Berg und Tal, da geht der Wind nicht so durch“. Deshalb setze das Land auf Photovoltaik, in Bayern scheine halt öfter die Sonne. Da konnte Baerbock auch nichts gegen sagen.
Aber im Grunde ließ sich der Söder Markus auf gar kein Geplänkel mit Lindner Christian und Baerbock Annalena ein, ganz nach dem britischen Motto NOCD – not our Class, Darling. Stattdessen korrigierte er lieber Claudia Kemfert, die sich immerhin Professorin nennen darf – einem Landesherrn kann die Wissenschaft schließlich nicht egal sein.
„Klima, gar keine Frage!“ merkelte Söder. Und mit „Übrigens hat Bayern mehr KI-Professuren als der Rest Deutschlands zusammen“, hakte er auch dieses Modethema ab. Überhaupt sei das Programm der Grünen „gar nicht schlecht“, wenn man nur die ganzen Verbote und Steuerhöhungen herausnähme. Dann stellte Baerbock vor versammelter Öffentlichkeit fest, dass bald alle Gas- und Ölheizungen verboten werden, und weil sie nicht so doof ist, um nicht zu wissen, dass Wind und Sonne das nicht kompensieren können, wird Deutschland in Zukunft abhängig von polnischer Kohle und französischer Atomindustrie, wobei sie das Wort Atom nicht mit einer Silbe erwähnte. War es Lindner, der dann seine Hoffnung auf die Sonnenenergie in Spanien setzte? Egal. Wie sagte Söder zu Recht: Es sind ja großartige … äh gute Politiker hier.“ Das wird was werden.
Die Grünen und die Roten seift der Söder in seiner Rolle als grüner Shrek also recht gut ein. Aber die Gretchenfrage bleibt: Wie hältst du’s mit den Patrioten? Nicht, dass er sich mit dem Aufspringen auf den Nie-wieder-Verschissmuss-Zug seine Chancen auf die Kanzlerschaft doch noch versaut. In der Mitte wird gewonnen, und die Mitte grünt nicht.
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