Tichys Einblick
Veranstaltungshotel genötigt

Auf Druck keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen: Klima in Deutschland 2019

In München sollte ein Klima-Kongress mit 200 Wissenschaftlern stattfinden, eine Berliner Tageszeitung fragte einordnend beim Veranstaltungsort nach, ob das Haus wüßte, wen es denn da zu Gast hätte, ein Institut diffamierte und flankierende »Aktivisten« statteten schlußendlich einen persönlichen Besuch ab.

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Rund 200 Wissenschaftler aus aller Welt buchten Flüge, bereiteten sich für einen zweitägigen wissenschaftlichen Kongress in München vor und auf intensive Diskussionen mit Fachkollegen. Daraus wird wahrscheinlich nichts. Denn das NH Hotel in München Ost, das wie bereits im vergangenen Jahr auch in diesem alle Teilnehmer beherbergen sollte, kündigte wenige Tage vor Kongressbeginn den entsprechenden Vertrag. Aus Sicherheitsgründen, wie es heißt.

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Veranstalter ist das europäische Institut für Klima und Energie (EIKE), welches vom 22. bis 23. November ins NH München Ost Conference Center eingeladen hatte. Dieser seit 2007 bestehende Verein steht nicht auf der Seite der Klimapanik verbreitenden FFF- und sonstiger Jugendlichen, Medien und Politiker, sondern untermauert sein Verständnis, dass der Mensch einen Klimawandel eher nicht beeinflussen kann, mit wissenschaftlichen Beweisen. Teile sowohl der AfD als auch der CDU bedienen sich der Expertise des Vereins, was wiederum diesem zum Vorwurf gereicht, da er vor allem keine Bannmeile zur AfD zieht.

Zum 13. Mal sollen also nun Wissenschaftler aus aller Welt bei der Konferenz zu Klima und Energie unter anderem über die Energiewende zwischen Wunsch und Wirklichkeit reden, über die Klimapolitik der USA drei Jahre nach der Präsidentenwahl und ob der städtische Wärmeinsel-Effekt die Temperaturstatistik antreibt.

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Im Programm: Ein Vortrag der renommierten Eisbären-Fachfrau Dr. Susan Crockford über »Die Eisbärenkatastrophe, die nie stattfand«. Der dänische Wissenschaftler Prof. Dr. Henrik Svensmark geht der Frage nach, welche Rolle die Sonne im Klimawandel spielt. Er zählt zu den Wissenschaftlern, die die bisher besten Belege dazu erbracht haben. Oder der Entwickler der deutschen Version des Reaktors der Zukunft, Dr. rer. nat. Götz Ruprecht vom Institut für Festkörper-Kernphysik in Berlin. Er hat den Dual-Fluid-Reaktor konzipiert und plant über die »Kernenergie des 21. Jahrhunderts« zu reden.

Dem »Umweltinstitut München e.V.« passt dies offenbar gar nicht ins politische Konzept. Dieser mit rund 1,5 Millionen aus Steuermitteln und Spenden versehene eingetragene Verein wurde vor gut 30 Jahren von dem Kernphysiker Dr. Eckard Krüger gegründet, mittlerweile grün gekapert, schwärmt von alten Tomatensorten, von »regionalem Saatgut erhalten« und einer »Ernährungsdemokratie«. Es ist kein wissenschaftliches Institut, sondern ein Aktivistentrupp, der auch schon mal Aufsehen mit »Glyphosat im Bier«-Alarm erregen will. Die Aktivisten täuschten, wie dies Prof. Hans-Jörg Jacobsen zeigte, allerdings die Öffentlichkeit, als sie um den Faktor 1.000 falsche Messwerte vorlegten.

Solange dort Juristinnen Kita- und Schulkinder mit regionaler »Bio für Kinder«-Speiseplanung traktieren, hat das noch keine größeren Auswirkungen. Wohl aber, wenn ein Hauke Doerk sich mit hochkarätigen Wissenschaftlern befasst. Der stellt sich als »Referent Radioaktivität« des Umweltinstituts München e. V. vor. Beim Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München wittert er mit grünen Politikern große Gefahren und fordert dessen Stilllegung. Doch das ist kein Kernreaktor zur Stromerzeugung, sondern eine Neutronenquelle, mit deren Hilfe zum Beispiel wichtige radioaktive Medikamente wie Lutetium für Krebspatienten hergestellt werden. Weltweit gibt es nur eine Handvoll solcher Anlagen, die diese letzte Hilfe für krebskranke Menschen produzieren können. Das will der »Radioaktivitäts-Referent« weghaben. Ebenso jenen wissenschaftlichen Kongress von EIKE.

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Den Wissenschaftlern auf dem Kongress sieht er sich argumentativ offenbar nicht gewachsen und versetzte mit der Münchner Antifa und ihren Hilfstruppen aus der Umweltszene das Management des NH Hotels in weitere Panik. Eine Gruppe von 15-20 Personen erschien am Samstag, dem 9. November in den Räumen des Hotels und belästigte Gäste und Mitarbeiter. Michael Limburg von EIKE beschreibt die Szenerie: »Man hinterließ ein Flugblatt, in dem zu weiteren Aktionen aufgerufen wurde, für den Fall, dass die Konferenz stattfände. Zeitgleich wurde dem NH Management ein offener Brief des Umweltinstituts München zugestellt, mit der Aufforderung EIKE keine Tagungsräume zur Verfügung zu stellen.«

Daraufhin kündigte das Hotel dem veranstaltenden Verein EIKE. Dies, obwohl EIKE kurz zuvor noch wegen der großen Nachfrage nach der Teilnahme an der Konferenz eine Aufstockung der ursprünglich geplanten Teilnehmerzahl vereinbarte. Dieser Vertrag wurde dann ohne weitere Rückfragen seitens der NH Hotelleitung erweitert.

Limburg: »Sämtliche Versuche des EIKE-Vorstandes diese Kündigung abzuwenden, weil eindeutig auf Verleumdung und Lügen beruhend, änderten jedoch nichts an dieser Entscheidung. Dagegen geht EIKE nun juristisch vor.«

Das Anwaltsbüro Steinhöfel hat die Vertretung »in diesem besonders schweren Fall von Nötigung und Erpressung zur Unterdrückung missliebiger Fakten« (EIKE) übernommen. Der Ausgang ist offen. Alternative Hotelangebote, die EIKE bisher angefordert hatte, wurden nach Offenlegung des Sachverhaltes zurückgezogen. Viele Hotels schreiben mittlerweile in ihre Vereinbarungen, dass sie in solchen Fällen vom Vertrag zurücktreten können. »Unsere Schlussfolgerung: Offensichtlich haben alle Hotels bereits heute soviel Angst vor der Antifa, ihren Schlägern und ihren grünen Hilfstruppen, und keinerlei Vertrauen auf den Schutz durch den Rechtsstaat, dass diese Angst sie zu willigen Opportunisten werden lässt. Ein Rechtsstaat, der dies zulässt, ist kein Rechtsstaat mehr.«, so EIKE in einer Erklärung.

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Eine besonders zweifelhafte Rolle spielen auch hier wieder Medien wie der Berliner Tagesspiegel. Autor Paul Gäbler rief bei der Hotelleitung an und fragte, ob die denn wisse, wen sie da beherberge: »Auf die Frage des Tagesspiegels, ob die Positionen des Vereins bekannt sind, wollte sich die Geschäftsführung des NH München Ost Congress Center nicht äußern. Doch eine Sprecherin des Konzerns teilte mit, man distanziere sich ausdrücklich von der politischen Botschaft.«

Der Autor des Tagesspiegels entlockt der Hotel-Sprecherin Aussagen, die nebenbei bemerkt außerhalb des Kerngeschäftes der Beherbergung von zahlenden Kunden liegen: »‚Ein Leugnen des menschengemachten Klimawandels ist mit den Wertevorstellungen der NH Hotelgruppe nicht vereinbar.‘ Ein weiteres Vorgehen werde geprüft, teilte man mit. Ob sich die Konferenz nun einen anderen Veranstaltungsort suchen muss, bleibt abzuwarten.«

Und weiter: »Das Ziel des Vereins: In der Bevölkerung Zweifel streuen am wissenschaftlichen Konsens des menschengemachten Klimawandels. (….) Als Redner geladen wurde unter anderem der Geologe Sebastian Lüning, der in seinem Buch „Die kalte Sonne“ die Behauptung aufstellt, die erhöhte Sonnenaktivität sei für die globalen Veränderungen verantwortlich.«

Damit beim Leser Fragen gar nicht erst aufkommen, (zwangsver)ordnet der Beitrag Gäblers gleich im Vorspann EIKE als „AfD-nahen Thinktank“ ein. Weiter suggeriert der Autor noch eine Verbindung des Vereins zum amerikanischen Heartland Institute. Nun hat EIKE mit diesem nichts zu tun, wird auch nicht von der Ölindustrie bezahlt, wie Wikipedia insinuiert, sondern über Spenden als einzige Einnahmequelle. Im Gegensatz zum Umweltinstitut und wie künftig zum Tagesspiegel fließen keine quersubventionierten Steuergelder ins EIKE-Budget.

Der Tagesspiegel veröffentlicht unter Gäblers Text in der Bewertung deutliche Leserbriefe, auch mit dem folgenden Resümee: »Das ist lupenreiner Faschismus, zu solchen Methoden wird in der Regel gegriffen, wenn die Argumentationsdecke sehr dünn geworden ist.«

Während das Land über die Einschränkung der Meinungsfreiheit diskutiert bzw. dass diese gar nicht stattfindet, werden immer schneller und immer öfter Veranstaltungsorte durch Pressure Groups genötigt, von ihren Vereinbarungen und Verträgen zurückzutreten. Wissenschaft und Meinung lassen sich schließlich auch unter freiem Himmel ausüben und diskutieren. Aber auch da kommen sie hinterher und beschränken nicht mit lauten Sprechchören und nicht durch Bedrängen nicht. Einschränkungen finden nirgends nicht statt.


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