Wenn man sich wenigstens noch so jung fühlen könnte wie 2015. Die damaligen Ereignisse und Verwerfungen scheinen sich einfach zu wiederholen, vernebelt von bleierner Müdigkeit. Die deutsche Politik, die deutsche Gesellschaft – und als Speerspitzen voran: die Medien – haben sich offenbar selbst in einen Dornröschenschlaf sediert. Sie vermitteln den Eindruck, als seien die vergangenen vier Jahre überhaupt nicht passiert. In Österreich stellen Hausfrauen und Rapper offenbar wieder schon wieder gemeinsam Teddywurfbrigaden 2.0 zusammen. Dort kann man immerhin davon ausgehen, dass die derart Beschenkten auch dieses Mal wieder weiterziehen werden Richtung Münchner Hauptbahnhof.
Allerdings: Journalisten wie Jakob Augstein sind vier Jahre nach 2015 von der Migrations-Bildfläche verschwunden und verbarrikadieren sich hinter ihren Wohlstandsmauern. Ein Erkenntnisprozess des auch persönlichen Versagens und eine Reflexion der Verwerfungen im Gefolge der Massenzuwanderung seit 2015 sind nicht erkennbar, zumindest nicht öffentlich. Abgetaucht wie Augstein ist beispielsweise aber auch Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Hat er Angst vor seiner eigenen Courage? Der einflussreiche Medienmacher hatte immerhin schon Anfang 2017 reuevoll erklärt, die Medien hätten sich auf dem Höhepunkt der Massenzuwanderung „beseelt von der historischen Aufgabe“ zum Sprachrohr der Bundesregierung gemacht, die diese Massenzuwanderung verantwortet hatte, anstatt kritisch zu berichten und die historischen Ereignisse zu begleiten.
Das Fazit dieses Versagens auch der Medien beschrieb di Lorenzo damals vor fast drei Jahren höchst dramatisch: „Es gab eine beispiellose Vergiftung der Gesellschaft und einen Vertrauensverlust gegenüber den Eliten und den im Bundestag vertretenen Parteien. Es gibt das Erstarken einer rechtspopulistischen Bewegung. Ganz nebenbei ist im Diskurs über die Flüchtlingsfrage auch die Fähigkeit zur Differenzierung verkümmert.“
Hören Sie das Hamsterrad rasseln? So oft wurde dieser Text di Lorenzos zitiert, so oft ist nichts passiert. Alleine bei Tichys Einblick muss di Lorenzos Abbitte wohl mehr als ein dutzend Mal zitiert worden sein. Aber mit welchem Erfolg? Vergeblich offensichtlich.
Aber ja, es gibt dieses dröhnende Orchester der vielfältigen, der lauten, der hysterischen wie schrillen Stimmen, die vor einer Wiederholung der Geschichte warnen – gemeint ist hier stets die Zeit von 1933-1945. Dass nun allerdings mit diesem Fokus auf die Schrecken der Naziherrschaft, mit diesen schrägen und missbräuchlichen Anwürfen gegen die größte Oppositionspartei im deutschen Bundestag eben diese Mahner sich selbst ad absurdum führen, da sie den eigentlichen Anlass zur Mahnung, also die Erfahrungen von 2015, ignorieren und am liebsten vergessen, das ist die wohl bitterste Erkenntnis. Offenbar will man, dass wir die Massenzuwanderung jetzt einfach so lange üben, bis sich keiner mehr darüber beschwert – ach was: bis keine dieser störenden Stimmen der Anderen mehr wahrnehmbar ist.
Etwas hat sich geändert: Man spricht nicht mehr von Flüchtlingen, sondern von Migranten bzw. illegalen Migranten. Aber selbst diese eigentlich fundamentale Erkenntnis bewirkt … nichts. Dann holen die Schiffe der privaten NGOs und der deutschen Kirchen – letztere haben sogar ein kleines Aufklärungsflugzeug gesponsort – eben „Migranten“ ab und keine „Flüchtlinge“. Dann beantragen Wirtschaftsmigranten und Sozialmigranten eben Asyl und bekommen Duldungen, die auf kurz oder lang zu Daueraufenthaltsgenehmigungen mutieren. Alles geritzt?
Die Abrechnung in Zukunft als hingenuschelte Bedrohung an den gemeinen Bürger im Osten der Republik. Bedrohlich ist die Lage allerdings auch für die Verantwortlichen in der Politik, die sich nicht mehr länger hinter einem Wählerauftrag verstecken können, da die Erfahrungen von 2015 doch einen allzu klaren Handlungsauftrag beinhalten für 2019 und darüber hinaus.
Damals zitierten die Medien die Führer der Unternehmerverbände, wenn es darum ging, „eingewanderte Fachkräfte“ zu behaupten. Und weil diese Lüge heute von einer höheren Instanz herunter verbreitet werden muss, wenn sie noch Gewicht haben soll, wird gleich die UN angerufen. Dort, bei der UNDP – Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen unter deutschem Vorsitz! – erscheint eine Studie, die behauptet, was die Erfahrungen seit 2015 schon hunderttausendfach als Unfug dechiffriert haben: die Mär von den gutausgebildeten Fachkräften. Die Bundesrepublik hat diese UNDP-Organisation allein 2017 mit fast 350 Millionen Euro 2017 zweckgebunden subventioniert (die genaue Aufschlüsselung und die Zahlen für die Folgejahre und zukünftige Planungen haben wir angefragt – bei Antwort wird nachgeliefert).
Die Verwerfungen in den Herkunftsländern werden hinreichend beschrieben als nicht mehr tragbar, als menschenverachtend und als die Hölle auf Erden. Aber aus diesen oft mit einem brutalen Islamismus vergifteten Höllen sollen nun gut ausgebildete Fachkräfte zu uns kommen? Das wird nicht wahrer dadurch, dass es eine UN-Organisation behauptet.
Und was schreibt Tagesschau.de? Nein, nicht mehr von „Flüchtlingen“, sondern von „Migranten“. Asylmigranten? Egal. Jedenfalls heißt es da: „Afrikanische Migranten. Gebildet – aber unzufrieden.“ Was heißt „gebildet“? Vielleicht drei Jahre Missionarsschule unterm Akazienbaum? Und was ist mit dem verbreiteten De-Facto-Schulverbot für Millionen von Mädchen, die gar nichts lernen dürfen gegenüber dem Wenigen, was die Jungs an Bildung mitnehmen?
Sie hören gerade wieder das Hamsterrad rasseln? Natürlich: alles schon berichtet, alles längst bekannt. Aber dieses Land folgt seit Jahren offenbar einer Agenda. Dieses Land muss offenbar einen Plan erfüllen, der einer höheren Sache dient.
Dieses Land folgt den Plänen der EU, die seine Regierung selbst mitgestaltet, von denen sie dann aber anschließend behauptet, ihr wären bei nationalen Entscheidungen leider die Hände gebunden. Dieses Land folgt den Plänen der UN, den Flucht – und Migrationspakten, die sie selbst maßgeblich mit ausgearbeitet hat, nur um auch hier nachher zu sagen: Sorry, uns sind leider auf nationaler Ebene die Hände gebunden.
Derweil sich die Schlepper auf der Mittelmeermigrationsroute über Winter für den Ansturm der Nachreisenden im Frühling rüsten, machen sich immer mehr Migranten auf den Weg, den Balkan zu durchqueren Richtung Deutschland. Und das sind nur die illegalen Migranten.
Legal ist ja längst der Familiennachzug, der aktuell schon den größten Anteil neuer Asylantragsteller ausmacht, legal sind die 1:1-Übersendungen von Migranten via Türkei-Deal, legal sind Flüge mit Migranten via Resettlement-Programm der UN. Legal ist irgendwann aber meist auch das, was noch illegal ist: Einmal in Deutschland angekommen, erledigen das dann schon die Anwälte der NGOs mit Hilfe duldender Gerichte.
Und wie reagieren die Deutschen angesichts des rasselnden Hamsterrads? Sie bleiben stumm oder gehen mit Auswanderungsplänen schwanger.