Die meisten nichteuropäischen Bürger und Migranten, auch die der zweiten, dritten und vierten Generation, werden Deutschland und dessen Kultur (die des Stolzes und die der Scham – beides erst macht eine reine Identifikation mit der Nation aus) nie im Herzen tragen. Was nicht so schlimm wäre, weil dies oft der Ursprung missdeuteter Emotionen ist. Aber sie werden Deutschland wohl auch nicht im Kopfe verinnerlichen (wo eigentlich die Vernunft sitzt).
Klar: Fragmente des Grundgesetzes, ob in der Schule oder im Integrations-Orientierungssprachkurs vermittelt, kennen wahrscheinlich alle Kurden, Türken, auch die neuen Syrer und Afghanen, „die Würde des Menschen ist unantastbar“, es herrsche bei uns Meinungs- und Religionsfreiheit und vor allem, Gleichberechtigung.
Solche Textstellen können fast wie mit der Schablone bei der Führerscheinprüfung stupid auswendig gelernt werden – wohl auch ohne den tieferen Sinn zu er- oder begreifen. Drei Mal die knapp 300 Fragen durchgehen im Sprachkurs, und man weiß, wo das Kreuz im Testbogen zu stehen hat.
Jedenfalls wissen viele der Mitbürger mit Migrationsgeschichte, wenn auch nur durch Eltern und Vorväter, warum sie selbst in der Bundesrepublik geblieben sind, und warum so viele weitere seit 2015 und heute den Weg ausgerechnet nach Deutschland suchen und finden. Natürlich ist es eine nette Begleiterscheinung, wenn es sich herumspricht, dass man in der Bundesrepublik viele Rechte genießt, quasi jeder nach seiner Fasson und Orientierung glücklich sein kann. Dass die deutsche Polizei nicht ansatzweise so hart ist, wie viele der männlichen Migranten in ihren Heimatländern die eigene schon erlebt haben. (Ja, ich habe im Beruf schon erlebt, bei der ersten Zuwanderungswelle 2015, dass ein Algerier nach einer Info-Veranstaltung in der LEA mit der Polizei zu weinen begann, als er hörte, man könne sich auch bei Angst vor anderen an die Polizei, als „Freund und Helfer“, wenden – ja, auch das kommt vor)
Integration bedeutet so viel mehr, als „nur“ nicht straffällig zu werden oder geworden zu sein – obwohl das ja bereits vielen Multikulturalisten reicht. Integration in Deutschland bedeutet auch, aus der deutschen Geschichte und Politik zu lernen, weil gerade dies dem deutschen Bürger ja bereits tagtäglich in der Schule, auch im Beruf und in Debatten täglich zuteil wird.
Nein, immer häufiger zeigten Migranten oder „Flüchtlinge“ fotografierte HARTZ-IV-Leistungsbescheide oder die Asylunterstützung der Landkreise auf Whatsapp von ihren Landsleuten, die sich bereits in der Bundesrepublik auhielten. Geld fürs Nichtstun und zwar gleich so viel, wie manche in der Heimat in einem halben Jahr oder überhaupt nie verdienten. Und ich habe zahlreiche Biografien durchforstet.
Einmal hier angekommen, möchten die meisten Migranten vom Sozialnetz und den finanziellen Möglichkeiten partizipierend leben – aber nach eigenem Gusto. Am besten so wie in der Heimat. Und unser Grundgesetz und unsere Verfassung garantieren das ja. Im Grunde genommen, weil es so sozial, liberal und tolerant formuliert ist, begünstigt es sogar die Nicht-Integration.
Für viele Migranten, wirkt Deutschland wie Schlaraffia, und wer kann es ihnen verdenken. Andere wiederum sagen offen, ja, es stünde ihnen doch zu. Viel wollen sie im Krieg zurück gelassen haben. Bei manch einem stimmt es sogar, und dieser möchte dann sofort arbeiten hier, um dem Gastland etwas zurückzugeben.
Einige träumen auch tatsächlich vom Doppelpass ins goldene Einlasstor – so wie beim Fußball, und genauso wie bei den Nationalspielern Gündogan, Emre Can und Weltmeister Özil.
Es zeigt sich ausgerechnet an diesem Beispiel des Fußballs, wie verlogen und geheuchelt die politische Debatte ist. Den Fußball als separate Sphäre zu betrachten, losgelöst von der Politik, der Gesellschaft, kann man nun nicht mehr.
Spieler, einer privilegierten Kaste angehörend, Nationalspieler zudem, profitieren immer. Viele stille Beobachter meinen nur hinter vorgehaltener Hand, dass Özil oder Gündogan, auch Can, nicht nur einfach so, also für „Umme“, sich ausgerechnet dafür entschieden hätten, das Trikot mit dem Adler überzuziehen. Sie hätten es mit Erdogans Zustimmung getan: Sport ist zwar nur Sport, aber assimiliert euch nie in Deutschland und der deutschen Kultur. Assimilation ist laut Erdogan ja ein Verbrechen.
Die deutschtürkischen Stars, wie einst Özil und jetzt Gündogan, sind ohnehin äußerst privilegiert. Sie genossen schon immer die Vorzüge Deutschlands und des DFB, konnten sich immer politisch frei äußern, (was den deutschstämmigen Kickern generell schnell ausgetrieben wird), und sich mit einem der schrägsten Hasardeure und Staatenlenker beim persönlichen Date ablichten lassen, Geschenke überreichen, ja, Erdogan gar zum Trauzeugen einer pompösen Hochzeit (später, nach dem Rücktritt) machen, und neulich dann eben auch fürs Foto auf Instagram für die türkischen Soldaten salutieren, so wie Ilkay Gündogan. Als harmloser Gruß eben, macht’s gut Jungs da drüben bei den Kurden. Warum nur die ganze Aufregung? Integration ist vielleicht da über Jahre misslungen, wo man eben diese Aufregung nicht mehr versteht. Entschuldigung, ein türkischer Patriot denkt eben so – wisst ihr das nicht?