Das Vermögen der Deutschen ist 2018 gegen den globalen Trend auf durchschnittlich knapp 53.000 Euro pro Kopf leicht gestiegen. Grund: „Die Deutschen sparen mit Macht gegen die Dürre bei Zinsen und Kapitalerträgen an“, sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise bei der Vorstellung des „Global Wealth Report“. Andere Nationen, die mehr Geld in Aktienstecken haben, traf die negative Börsenentwicklung im Vorjahr härter. Wegen der Erholung an den Aktienmärkten im ersten Halbjahr 2019 rechnet die Allianz indiesem Jahr weltweit mit einem Anstieg des Bruttogeldvermögens von aktuell 173 Billionen Euro um knapp sieben Prozent.
Ein Grund für die Ruhe an den Börsen trotz der Attacke auf saudische Raffinerien dürfte die Blickrichtung der Börsianer gewesen sein: Von der Wall Street aus gesehen liegt der Sitz der US-Notenbank nicht im Osten, sondern westlich, in Washington. Im Vorfeld der Fed-Sitzung stützte die Erwartung einer noch üppigeren Liquiditätsausstattung des Finanzsystems die Aktienmärkte. Die US-Notenbanker handelten dann auch nach Drehbuch. Die Frage ist, woher Börsianer nun, da an den Märkten die Vorfreude auf die Senkung zum Faktum geworden ist, ihren Optimismus nehmen. Konjunkturdaten geben hierfür erst einmal keinen Anlass. China etwa meldete soeben für den August die schwächsten Produktionszuwächse in der Industrie seit 17 Jahren. Das Ziel eines BIP-Wachstums von sechs Prozent 2019 ist laut Peking alles andere als sicher — das war eine Art Umsatzwarnung der zweitgrößten Wirtschaftsmacht auf dem Planeten. Noch gibt es aber zarte Entspannungssignale im Handelskonflikt. Der DAX lief während der Woche weiter Richtung Jahreshoch. Spätestens wenn Trump Mitte Oktober wie angekündigt wieder bei den Zöllen nachlegt, dürfte an den Märkten die Angst vor einer Eskalation zurückkehren.
Die aktuelle Konjunkturentwicklung schlägt auf die Stimmung der Geldmanagerelite. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Fondsmanagerumfrage der Bank of AmericaMerrill Lynch (BofAML). Demnach glauben so viele Profis wie seit 2009 nicht mehr, dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten in die Rezession rutscht. Dabei entwickelt sich die Wirtschaftslage regional unterschiedlich. So verliere besonders in Europa die Wirtschaft an Dynamik, meint Michael Gollits, Vorstand bei der Vermögensverwaltung von der Heydt. In Folge stellen Unternehmen weniger neue Mitarbeiter ein. Zudem gerät in Deutschland nach dem erzeugenden Gewerbe auch der Dienstleistungssektor unter Druck. „Die US-Wirtschaft verliert zwar auch an Tempo, aber hier überrascht der im Gegensatz zu den Analysten immer noch gut gelaunte Verbraucher und sorgt für die Hoffnung, dass eine Rezession vermieden wird“, erklärt Gollits. „Auf Unternehmensebene betrachtet, entwickeln sich Europa und die USA ebenfalls deutlich unterschiedlich. Bei europäischen Unternehmen sinken bereits seit 2017 die Gewinnmargen.“ Denn einerseits stagniert die Arbeitsproduktivität, andererseits steigen jedoch die Löhne. Bei stagnierenden oder gar sinkenden Umsätzen brechen die Gewinne daher umso deutlicher ein.
Gleichzeitig fahren besonders in Europa die Unternehmen ihre Investitionen zurück, da aufgrund der Handelsstreitigkeiten immer größere Unsicherheit herrscht. Zwar war in den USA zuletzt eine Verlangsamung des Gewinnwachstums zu beobachten, aber im ersten und zweiten Quartal haben die Unternehmen die gesenkten Gewinnerwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Die Arbeitsproduktivität wie auch die Kapitalrendite seien in den USA weiterhin höher als in Europa, so Gollits.
So war es auch keine Überraschung, dass die US-Börsen am Freitag nach anfangs moderaten Gewinnen klar ins Minus drehten. Der Dow Jones Industrial büßte letztlich 0,6 Prozent auf 26.935 Punkte ein. Auf Wochensicht verlor der US-Leitindex damit gut ein Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es ebenfalls um 0,5 Prozent auf 2.992 Zähler nach unten. Der technologielastige Auswahlindex NASDAQ 100 fiel um ein Prozent auf 7.824 Punkte zurück. Derweil blieben die Ölpreise auf einem hohen Niveau – bestimmendes Thema am Markt waren weiter die Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien einerseits und dem Iran andererseits. Zu Wochenbeginn hatte der massive Angriff auf saudische Ölanlagen die Preise nach oben getrieben und die Anleger verschreckt. Saudi-Arabien beschuldigte den Iran, hinter dem Angriff zu stecken.
Vom „großen Verfall“ sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Börsenindizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt. Wegen der mitunter teils wilden Zuckungen an den Märkten wurde der Begriff „Hexensabbat“ geprägt.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren am Freitag dünn gesät. Die Aktien von Facebook konnten ihre Gewinne nicht halten und sanken am Ende um gut 0,1 Prozent. Am Vortag hatte US-Präsident Donald Trump den Gründer und Chef des Online-Netzwerks, Mark Zuckerberg, empfangen. Das Treffen beschrieb Trump als „nett“. Facebook erklärte, das Gespräch sei „gut und konstruktiv“ verlaufen. Zuvor war Zuckerberg in Washington mit mehreren US-Senatoren zusammengekommen. Im Mittelpunkt standen Fragen rund um Sicherheit und Inhalte von Online-Netzwerken.
Die Papiere von Walgreens gewannen fast 0,8 Prozent. Die US-Drogeriekette startet gemeinsam mit dem Paketdienstleister FedEx und der Alphabet-Tochter Wing Aviation ein Pilotprojekt für Lieferungen per Drohne. Die Nachricht war bereits am Donnerstag zur Handelszeit bekannt geworden, wurde offenbar aber erst verspätet von den Anlegern honoriert. Die Aktien von Fedex und Alphabet zeigten sich dagegen unbeeindruckt und notierten in der Verlustzone.
Dass Netflix laut einem Bericht der „Financial Times“ wegen des zunehmenden Wettbewerbs die Investitionen in Großbritannien erhöhen will, kam nicht gut an: Für die Aktien des Streamingdienstes ging es um über fünfeinhalb Prozent auf 270,75 Dollar bergab, was den tiefsten Stand seit Jahresbeginn bedeutete.
Auch die Aktien von Walt Disney präsentierten sich mit einem Kursverlust von knapp 0,8 Prozent schwach. Der traditionsreiche Unterhaltungsriese setzt angesichts der wachsenden Konkurrenz im Internet zunehmend auf eigene Online-Inhalte.
Der DAX hat am Hexensabbat seine jüngsten Gewinne nur minimal ausgebaut. Der deutsche Leitindex schloss 0,1 Prozent höher bei 12.468 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit eine Nullnummer. Der MDAX der mittelgroßen deutschen Börsenwerte ging derweil am Freitag 0,8 Prozent tiefer bei 25.897 Punkten ins Wochenende.
Am weltweiten Klima-Aktionstag waren die Aktien von Windkraft- und Solarenergieunternehmen besonders gefragt. Die Papiere von SMA Solar und Nordex schnellten bis zu 7,6 Prozent in die Höhe.
Eine der Stellschrauben der Bundesregierung, um den CO₂-Ausstoß zu senken, ist die Förderung der E-Mobilität. Aber auch in anderen Ländern wie China werden Elektrofahrzeuge gefördert. Angesichts der Nachfrage aus dem Batteriemarkt deuten Prognosen darauf hin, dass der Bedarf an Nickel von aktuell 2,3 Millionen Tonnen bis 2040 auf bis zu vier Millionen Tonnen anwachsen könnte. In diesem Zeitraum würde das in Batterieanwendungen verwendete Nickel von weniger als fünf Prozent auf über 30 Prozent des Bedarfs steigen, hat der ETF-Anbieter WisdomTree berechnet. Der Preis des Industriemetalls hat in den letzten drei Monaten um 54 Prozent zugelegt.