Der Moderator des öffentlich-rechtlichen Politikmagazins Monitor Georg Restle ist auch ein fleißiger Twitterer. Aktuell bittet er dort um eine kritische Betrachtung der von ihm verantworteten gestrigen Sendung, wenn er schreibt: „Wer Monitor gerade verpasst hat, hier online nachzuschauen. Kritik willkommen.“
Diesem Wunsch wollen wir nachkommen. Wollen berichten, wie das ist, wenn Journalismus umstandslos in so etwas wie den Propagandamodus wechselt, wenn Restle Journalisten beispielsweise empfiehlt, der Polizei nicht zu glauben und wenn er mit Andreas Zick, der sich Gewaltforscher nennt, einen Zeugen aufruft für eine postfaktische Sicht auf die Welt. Der aufgerufene Zeuge, auf den sich Restles Anklage stützt, spricht für sich und gegen fairen Journalismus.
So gesehen ist es in der postfaktischen Welt der öffenlich-rechtlichen Medien folgerichtig, wenn sich Restle und Zick auf der selben Bühne treffen und ein Paradebeispiel abliefern für Propagada und Scharfmacherei. Dieses Mal hat sich der öffentlich-rechtliche Stimmungsmacher Georg Restle die öffentlichen Freibäder vorgenommen. Sein Ziel: Mit Unterstützung von Zick zu verbreiten, dass es überhaupt keine Probleme in Freibädern gibt. Und schon gar nicht mit Migranten. Problem hierbei allerdings: Damit bezichtigt man zwangsläufig Zeugen der Ereignisse der Lüge: Die berichtenden Bademeister, die Polizei und die Betroffenen. Problem? Nein, ein Problem ist das für Georg Restle schon lange nicht mehr.
Der Chefagitator von Monitor beginnt so: „Sommer, Sonne, Badespaß im deutschen Freibad. Ein Tatort von Terror und Gewalt?“ Nun sind Terror und Gewalt deutlich etwas anderes als Wasserpistolenduelle von Pubertierenden unterm Fünfmeterturm. Was allerdings in deutschen Schwimmbädern passiert, ist laut Polizei, Bademeistern und betroffenen Badegästen eine Bedrohung und keine Spritzerei. So bedrohlich sogar, dass öffenliche Bäder vielfach Ort von Polizeieinsätzen geworden sind oder sogar vorübergehend geschlossen bzw. geräumt werden mussten oder Ausweiskontrollen eingeführt wurden. Wozu also diese maßlose Überzeichnung? Um Polizei, Bademeister und betroffene Gäste der Bäder öffentlich-rechtlich der Lächerlichkeit preiszugeben?
„Eine Wahnsinnsgeschichte“, kommentiert Restle anschließend die Randale von dutzenden Nordafrikanern und die anschließende Schwimmbadräumung im Düsseldorfer Rheinbad. „Eine Wahnsinnsgeschichte, die vor allem denen ins Bild passte, die schon immer vor zu vielen Flüchtlingen und fremden Kulturen warnen, vor Gewalt und nationalem Niedergang, nur das so gut wie nichts davon stimmt.“
„Die öffentliche Aufregung nimmt Fahrt auf“, kommentiert der O-Ton im Beitrag. Hier allerdings hätte durchaus auch von einer öffentlich-rechtlichen Aufregung die Rede sein können, denn die haben durchaus gleichwertig berichtet, was nun nach Restle ungeschehen gemacht werden soll, als könne man die unbequeme Nachricht ausradieren. Ja doch, kurz einmal ein zaghafter Kollege beim WDR. Dann kommt auch Pinar Atalay ins Bild. Aber glaubt ernsthaft jemand, die Moderatorin oder ihre Redaktion würde hier dem Kollegen widersprechen? Nein, wenn es, in welcher Form auch immer, gegen die Privaten geht, dann hacken sich die Zwangsfinanzierten nicht gegenseitig die Augen aus. Oder anders: Einer muss das Bauernopfer sein. Abgebildet und angeprangert werden im Freibad-Beitrag also fast ausschließlich Publikationen und Beiträge der privaten Mitbewerber oder privaten Verlagshäuser. Stimmungsmache auf ganz niedrigem Niveau.
Für Restle und Monitor nur eine „Sommerlochgeschichte, die wieder Mal zeigt, dass Fakten Nebensache sind, wenn es nur darum geht, Stimmung zu machen.“, sagt also ausgerechnet die Stimmungskanone Georg Restle und dankbar nehmen seine Kollegen der Tagesschau diesen Beitrag noch auf und sprechen von „Recherchen“ ausgerechnet in der Tagesschau-Rubrik „Investigativ“.
Zahlen, die belegen, wie wagemutig es selbst noch für einen Georg Restle erscheinen mag, ausgerechnet am gut belegten Fall der Schwimmbadrandale – Zeugen gibt es ja jeweils genug – diese statistisch belegte Kriminalität zu verleugnen. Der republikweite Einsatz von Sicherheitsdiensten in Freibädern? Alles nach Restle ein hysterischer Quatsch? Der Beitrag jedenfalls behauptet, die Medien wären einem Fake aufgesessen. In der WELT liest sich dieser „Fake“ so:
„Der Chef der Düsseldorfer Bädergesellschaft, Roland Kettler (berichtete), dass den 60 Randalierern nur sechs Sicherheitsleute gegenüberstanden. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich 1500 Gäste im Bad befunden. Demnach sei die Entscheidung zur Räumung gefallen, „da nach Rücksprache mit der Polizei und dem Sicherheitsdienst nicht gewährleistet werden konnte, dass alle Gäste und das Personal unbeschadet bleiben.“
„Badräumung, Nordafrikaner, die öffentliche Aufregung nimmt Fahrt auf.“, so der Monitor-Bericht über das Vorfeld der vielfachen Berichterstattung. Nun nimmt, was Monitor hier „öffentliche Aufregung“ nennt, ganz sicher nicht Fahrt auf wegen einer Reihe von bedrohlichen Vorfällen in Schwimmbädern, sondern weil diese Randale sich nahtlos einreihen in eine öffentliche Berichterstattung, die immer noch die Versäumnisse der ersten Massenzuwanderungsjahre aufholen muss, als eingewanderte Kriminalität von weiten Kreisen der Medien tabuisiert bzw. relativiert wurde.
Und auch, weil Zusammenrottungen von nordafrikanischen jungen Männern vor allem mit einem Ereignis verbunden ist: mit hundertfachen sexuellen Übergriffen, die weltweit für Schlagzeilen sorgten, als Sylvester 2015/16 in Köln die Illusion friedlicher Massenzuwanderung zu Scherben zertrümmert wurde, so sehr die Politik versuchte, die zahlreichen Übergriffe klein zu reden – und manche Medien nicht hinsehen wollten wie beispielsweise Monitor. Die Redaktionsräume liegen nur wenige Meter entfernt – so nahe und doch zu fern, um hinzuschauen.
Als Beispiel für rassistische Übertreibung bringt Monitor ausgerechnet einen Twitterbeitrag von Jörg Meuthen, der geschrieben hätte, dass „migrantisch geprägte Jugendgruppen friedliche Badegäste anpöbelten.“ Jugendgruppen? Nein, glaubt man den Bäderbetreibern und der Polizei, muss man wohl eher von „randalierenden kleinkriminellen Jugendbanden“ sprechen, wenn man es nicht so weichgespült wie der offensichtlich schon ganz verunsicherte AfD-Politiker ausdrücken will.
Nun spricht der Düsseldorfer Oberbürgermeister davon, dass es nach Sichtung der Videoaufnahmen „keine organisierte Bandenkriminalität gewesen sei.“ Starke Worte. Die Aufnahmen allerdings, auf die er sich bezieht, wurden gelöscht. Warum? Und was der Bürgermeister – jetzt aus politischen Gründen? – neuerdings einen „lebendigen Badebetrieb“ nennt, war für ihn zunächst allerdings Anlass, über Aufenthaltsrechte der Randalierer nachzudenken.
Besonders perfide, wenn Monitor fragt, was denn nun von 60 pöbelnden Nordafrikanern bliebe: nur zwei Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung und Bedrohung. Aber möglicherweise ist genau das ja das Problem; auch nach der besagten Silvesternacht in Köln waren ja kaum Anklagen oder gar Verurteilungen feststellbar. Ist eine handlungsunfähige Justiz das Problem? Das wäre ein Thema für Monitor.
Ein tapferer Staatssekretär im Innenministerium nennt dann allerdings doch noch Ross und Reiter, wenn er den nordafrikanischen Randalierer, der hier sowieso nur eine Duldung habe, daran erinnert, dass „er schneller in seiner Heimat ist, als er das ursprünglich wollte.“ Und da holt sich Restle dann besagten Bielefelder „Gewaltforscher“ ins Boot, der „fassungslos“ sei über so eine Aussage.
Zuletzt fragte TE im Zusammenhang mit einer Arbeit von Andreas Zick:
„Manchmal will man sich das wirklich fragen, macht „Konfliktforscher“ Andreas Zick eigentlich alles ganz allein, wenn es darum geht, den Massenzuwanderungskurs der Bundesregierung zu bewerben, zu verkaufen, zu verteidigen?“
Sein neuster Coup war damals eine Studie mit dem Titel: „Die meisten Deutschen wollen eine Willkommenskultur“. An die er wohl nicht selbst glaubt.
Der Fassungslose sieht für Monitor (wie bestellt, so geliefert?) eine wachsende Verrohung im gesellschaftlichen Umgang. Und solche Äußerungen wie die des Staatssekretärs heizten die Stimmung zusätzlich an. Mit ausgeprägtem Zitronengesicht und noch dazu im himmelblauen Nadelstreifen, erzählt Zick in die Kamera:
„In einer gesellschaftlichen Situation, in der wir so massive Hasstaten gesehen haben gegen gesellschaftlicher Minderheiten, in der alle wissen, wie schnell sich aus so einem einzelnen Fall gesellschaftliche Konflikte so aufheizen, dass neue Gewalt entsteht, finde ich schon erstaunlich nach all den Jahren, das solche Äußerungen in solcher Geschwindigkeit geäußert werden“, so Zick zum Kommentar des Staatssekretärs.
Entschuldigung, aber was für ein verdrehtes wie inhaltsleeres Geschwätz ist das eigentlich? Anschließend fordert Monitor noch zu allem Überfluss besagten Staatssekretär auf, abzuschwören. Aber der zeigt weiter Rückgrat und antwortet: „Ich habe davon überhaupt nichts zurückzunehmen.“ Bleibt zu hoffen, dass Minister Seehofer seinem Mitarbeiter den Rücken stärkt und ihn nicht ebenfalls fallen lässt wie eine zu heiße Kartoffel – wie seinen ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten.
Die Räumung des Rheinbades für Monitor nur eine Überreaktion. Was ist noch alles nur eine solche? Das Gesamtpaket hunderttausendfach (siehe genannte Statistik) eingewanderter Kriminalität nur halb so schlimm, die Opfer letztlich selber schuld oder doch mindestens mitschuld?
Als „Beleg“, dass die Freibäderrandale frei erfunden seien, hat Monitor in zwanzig Bädern angefragt, wann es zuletzt Badräumungen gab und wurde „nur“ in Düsseldorf fündig und noch zwei Mal in Berlin. So, als wäre anderswo nichts Gravierendes passiert, wenn das Bad nicht geräumt wird. Eine Sendung voller Hinterlist mit einem hinterlistigen Moderator, der den Beitrag dann folgendermaßen hinterlistig abmoderiert:
„Man könnte tatsächlich verzweifeln. Wann endlich lernen auch wir Journalisten abzuwarten, bis die Fakten auf dem Tisch liegen, nicht alles zu glauben, was einem die Polizei erzählt und mal darüber nachzudenken, welche Auswirkungen eine solche Berichterstattung auf eine Gesellschaft hat, deren Debatten zum Thema Flüchtlinge sowieso schon völlig überhitzt sind.“
Überleitung von Georg Restle zum nächsten Monitor-Beitrag: „Für den globalen Klimaschutz spielen die Regenwälder eine zentrale Rolle.“ Georg Restle selbst spielt seine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Kollegen zu schelten, die im Gegensatz zu ihm noch journalistisch tätig sind, wenn es darum geht, eine Spaltung der Gesellschaft zu befördern und wenn es vor allem darum geht, den Ruf des Journalismus weiter zu demontieren. Georg Restle bat per Twitter darum, seine Sendung zu kritisieren. Seinem persönlichen Wunsch sind wir hiermit nachgekommen. Allerdings ist das, was er macht, kein Journalismus. Eher Märchenerzählungen. Für Märchen ist aber weder ein Politikmagazin zuständig noch der Autor.
Screenshots: WDR/Monitor