Die Bundesrepublik steht Kopf. Von der dicksten Bockwurst bis runter zum kleinsten Würstchen, alles schreit: Nieder mit den Sachsen! Einer weit verbreiteten Annahme zufolge hatte sich schon einer der Gründerväter Mitteleuropas, der große Karl, Charlesmagne, an den Sachsen die Zähne ausgebissen. Die selbstbewussten Sachsen wollten nicht recht glauben, was der große Adlige sie glauben machen wollte. Christlich sollten sie werden, und das wollten sie nicht. Nunja, christlich heißt heute grün. Und an die grünen Götter, die heutzutage in den Kirchen regieren, wollen die verdammten Sachsen nun schon wieder nicht glauben?
Was für ein esoterisch aufgeladener Quatsch!
In Sachsen tobe ein rassistischer Ungeist, so hört man es beinahe täglich aus den Medien bis hin zur Tagesschau, die Sachsen auf ihrer Deutschlandkarte gleich in toto braun anmalte. Dabei sind die modernen Sachsenhasser kaum weniger martialisch drauf als der olle Karl vor 1.200 Jahren. Jedenfalls: Die modernen Sachsenhasser wollen, dass die heutigen Sachsen, die mit den alten von damals sicher kaum noch etwas gemeinsam haben, unter dem grün-roten Joch zu Kreuze kriechen.
Reinkarniert etwa, um es in den esoterischen Vorstellungen der herrschenden Klasse zu fragen, nach 1.200 Jahren der sachsenfeindliche Geist Karls des Großen in den Köpfen „unserer“ politischen Elite? Oder umgekehrt: Leben in Sachsen seit 1.200 Jahren die Kinder und nur die Kinder der Sachsen, die einst Karl den Großen genervt haben? Wie völkisch, wie rassistisch soll es noch aus den Amtsstuben und Redaktionsstuben kommen? Alles plärrt, nieder mit den Sachsen und niemand scheint zu merken, dass sich bereits ganz unverhohlen ein Rassismus von ganz Oben gegen „die Sachsen“ etabliert hat.
Ganz Sachsen wird im Prinzip seit einem Jahr unter Generalverdacht gestellt. Das moderne Schwert der regierungsamtlichen und medialen Vollstrecker heißt Rassismus. Aber das heißt konkret, dass im Prinzip jeder Sachse, jeder Mensch, der in Sachsen lebt, unter diesen Generalverdacht gestellt wird. Selbst der heutige Sachsenfürst Stanislaw Tillich macht jetzt auf Selbstkritik und akzeptiert damit die Generalstigmatisierung seines Volkes ein Stück weit.
Das Sachsen-Gen, Spiritus loci oder Paranoia
Die vorherrschende Meinung der deutschen politischen Klasse ist inzwischen eindeutig: Deutschland, was ist das, was soll das sein? Deutschland gibt es nicht. Nur in den Köpfen von völkischen Rassisten. Exakt Dieselben aus Regierung, Medien, Kirchen, Verbänden, Gewerkschaften usw., die sich morgens, mittags und abends mit diesem, lässig von ganz oben herab formulierten Obiter dictum gegen ihr völkisches Volk profilieren, unfähig die Peinlichkeit und die extreme Widersprüchlichkeit ihres eigenen Tuns zu realisieren, sprechen jetzt permanent von „den Sachsen“ oder von dem sächsischen Ungeist. Und weiter gedacht: von dem sächsischen Gencode und dem örtlichen Teufel in den Köpfen der Sachsen. Natürlich schwingt irgendwo mit, dass nicht alle Sachsen so sächsisch wären, aber eben doch zuviele.
Cem Özdemir, der vielleicht netteste Obergrüne, pfiffig, aber nicht unbedingt der Hellste, posaunt ganz fröhlich heraus, dass man es doch schon in der DDR-Zeit gewusst habe, dass es in Sachsen ein Problem mit Rechtsradikalismus gegeben habe.
Die deutsche Mentalität bis aufs Messer bekämpfen und gleichzeitig eine sächsische Identität kreieren. Die deutsche Identität mit Schaum vor dem Mund und mit den Hinterhufen wutschnaubend um sich tretend und in immer neuen Hassausbrüchen mit immer neue Hetze von ganz Oben nach ganz Unten bekämpfen einerseits. Gleichzeitig Einwanderer aus Nordafrika als latent kriminell stigmatisieren.
Und andererseits Einwanderer aus Syrien, über die es zunächst hieß, dass sie alle Zahnärzte und Rechtsanwälte wären, bis Arbeitsministerin Andrea Nahles feststellte, dass bestenfalls 10 % sinnvoll und produktiv in den Arbeitsmarkt integrierbar wären, den Kostenfaktor der nicht integrierbaren Einwanderer ganz außen vor gelassen, als Vitaminspritze für die deutsche Gesellschaft zu bezeichnen, wie es der schleswigholsteinische Ministerpräsident Albig richtig verstanden getan hat, passt hinten und vorne nicht zusammen
Christlich heißt heute grün
Schlecht für jeden, der immer noch ans Grundgesetz glaubt, wenn eben gerade dieses Grundgesetz schleichend von einer grün-roten Staatsdoktrin sukzessive substituiert wird. Diese grün-rote Ideologie steuert das Handeln und manchmal sogar das Denken der politischen Klasse und der gesellschaftlichen Multiplikatoren. Diese Ideologie duldet keinen Widerspruch, inzwischen nicht einmal mehr eine Diskussion. Zustimmung ist angesagt. Jede Meinung, die nicht aktive Zustimmung ist, wird als „rassistisch“, neuerdings immer häufiger als „völkisch“, als „populistisch“, als „rechts-radikal“, als nazimäßig usw. gescholten.
Das Grundgesetz selber wird zunehmend offen von den grün-roten Protagonisten in Misskredit gebracht. Ähnlich den früheren Kommunisten berufen sich die Grün-Roten auf das Grundgesetz nur noch, wenn es ihnen nützt. Dort wo es ihnen nicht dienlich ist, wird das Grundgesetz ebenfalls als „voll Nazi“ oder „völkisch“, mindestens aber aus einer überkommenden Zeit mit falschen Ideen stammend beiseitegedrängt. Was ganz unabhängig von historischen Schmonzetten auffällt: Die verbissene Selbstgerechtigkeit, der Schaum des Zornes vor dem Mund ganz unverhohlen gezeigt, mit dem die Cem Özdemirs, Ralf Stegners, Heiko Maasens und Gabriels wütend mit beiden Hinterläufen stampfen und die Sachsen öffentlich zu einer latent braun-rechten Brut erklären, ist eine der westlichen Werte verlustig gegangene Selbstherrlichkeit, die sich vermutlich nicht einmal ein Charlesmagne getraut hätte, an den Tag zu legen.
Eine politische Elite im Antirassismusrausch kann selber nicht rassistisch sein? Da ja nun die deutsche Nomenklatura ständig gegen einen undefinierten Rassismus kämpft, den sie hinter jedem Busch wittert, kann ja eben diese teutonische Nomenklatura höchst selber unmöglich rassistisch sein. Alles andere wäre ja der Hammer.
Nein, wer gegen Rassismus kämpft, kann kein Rassist sein, auch wenn er nicht weiß, was Rassismus ist und nicht einmal eine Definition, nicht mal seine subjektive Definition von Rassismus liefert. Eine politische und mediale Oberschicht im Antirassismusrausch kann selber nicht rassistisch sein, denkt man. Ein Mensch, der selber zu viel Alkohol trinkt, kann ja schließlich auch kein Säufer sein, wenn er ständig gegen den Alkoholismus Anderer kämpft – oder liegt da ein Mißverständnis vor? Was ein Säufer ist, ist allerdings noch einigermaßen klar umrissen.
Was ein Rassist ist, obliegt der situativen Opportunität grün-roter Ideologen. Mit deren Rassismusbegriff ist folglich nichts anzufangen. Alles was vom rasenden Antirassismus kommt, ist unbrauchbar und wirkt kontraproduktiv. Allerdings: Der rasende Antirassismus schmeckt allen Mitläufern in Politik, Medien und Gesellschaft, die trunken vor Glück „Rassisten“ suchen, die sie niedermachen oder „an den Pranger“ stellen können, verdammt gut.
Nun ja, Rassismus liegt all denen, die derzeit nach Sachsen ausspucken und Übleres dorthin schicken, fern. Streichen wir also den Rassismus aus der Überschrift dieses Textes! Bleibt die nächste Frage, ist die Sachsenschelte doch gerechtfertigt, weil es einen Spiritus loci gibt, den man ja geographisch festmachen könnte, sagen wir mal in Dresden, wo einst August der Starke wütete und sich berühmte, mit der einen oder anderen Magd in Summe einige hundert Kinder gezeugt zu haben, deren Enkel heute vielleicht mehrheitlich in Amerika oder auch in Afrika oder auch in Sachsen leben?
Die Sache mit dem Spiritus loci hätte, obschon erkennbar großer Blödsinn, einen Vorteil. Man braucht sich nicht mehr um die Gene zu kümmern, weil das mit den Genen ja auch seinerseits großer Mist ist. In Sachsen leben schon lange gar nicht mehr nur Sachsen. Viele Wessis sind dorthin gezogen, Sachsen sind abgehauen. Große Fluktuationen, allein wenn man die Zeit seit dem zweiten Weltkrieg betrachtet. Und dann sind die DDR-Bürger auch noch alle linkssozialistisch-kommunistisch (ganz kommod) sozialisiert worden. Gerade so wie die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident.
Also, damit dass ein Mensch dort geboren oder zugezogen auf den Breiten- und Längengeraden lebt, die Sachsen ausmachen, kann es nicht liegen, wer hätte das gedacht?
Eher Schwarmverdummung als Schwarmintelligenz
Wie aber nun begründen diejenigen, die derzeit kübelweise heranschaffen und diese Kübel lustvoll über Sachsen und seine gut vier Millionen Einwohner ausgießen, ihr Tun? Vor wenigen Tagen verstieg sich Thomas Oppermann von der SPD dazu, Pöbelanten aus Clausnitz mit den Tätern eines „Pogroms“ zu vergleichen.
Allerdings: Das Wort Pogrom ist historisch besetzt. Eine schlimmere Entgleisung, als von einer Pogromstimmung zu sprechen, die sich in einem deutschen Provinznest mörderisch entladen hätte, lässt sich kaum denken. Dabei ist Oppermann noch einer der gemäßigteren und jemand, der gelegentlich auch das genaue Gegenteil propagiert.
Klar, sie meinen nicht alle Sachsen. Die auf Sachsen Zeigenden wissen ja, dass sie nicht generalisieren dürfen. Aber sie meinen eine sächsische Latenz, das muss festgehalten werden.
Können Grün-Linke-Alles-Besserwisser überhaupt so paranoid sein? Wenn man ihre westlinken Wurzeln und die Verehrung der paranoiden Völkermörder Mao Tse Tung und Konsorten anschaut, dann stellt man fest, dass das Moment der Paranoia sehr früh in der westlinken, heute grün-roten Ideologie Einzug gehalten hat.
Die Pöbeleien von ein paar Dorfmenschen in Sachsen gegen ein paar Einwanderer, die mit einem Bus anreisten, dergestalt auf Sachsen hochzurechnen, wie es aktuell, aber durchaus symptomatisch für die Großwetterlage passierte, zeigt, dass bei den Politikern etwas nicht ganz rund läuft, mindestens. Denn das ist rot-grüne Systemgewalt von ganz Oben, die sich hier hemmungslos und unkontrollierbar manifestiert und die Größe des Anlasses übertreibt.
Der Staat darf keinen Teufel mit keinem Beelzebub austreiben
Einerseits reden die Politiker selber permanent davon, dass sie nicht alle Einwanderer hierzulande aufnehmen wollen, dass sie die Ströme der Einwanderer kanalisieren, begrenzen wollen, dass sie den Auswanderungswillen in den Herkunftsländern reduzieren wollen (Fluchtursachenbekämpfung). Sie stellen also selber permanent Menschen in ihr Kalkül ein, die sie aus ihrem schönen Deutschland heraushalten wollen. Und andererseits betreiben sie eben die rassistisch aufgeladene Verteufelung von Menschen, die mit der nicht erkennbaren Einwanderungspolitik auf eine sehr ohnmächtige Art unzufrieden sind und die das Limit der Einwanderung zahlenmäßig offenbar niedriger ansetzen, was allerdings keine moralisch unterschiedliche Qualität des Ansatzes ausmacht. Dieser sich selber widersprechende Output der politischen Eliten entlarvt deren Sachsenbashing als das, was es ist. Es handelt sich um einen im Kern rassistischen Ansatz, allerdings offenkundig der politisch korrekten Art. Rassistisches Sachsenbashing halten einige Protagonisten der politischen Klasse wohl für „gerechtfertigt“, um den von ihnen gegen Einwanderer erkannten Rassismus zu bekämpfen.
Wer heißt Pöbeleien gegen Menschen, Einwanderer, Touristen, Frauen oder Einheimische oder sonst gut? Niemand, der bei Verstand ist. Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, das ist eine Methodik, die die Verfassung den Staatsorganen und deren Repräsentanten nicht gestattet. Ein Rechtsstaat nimmt Schaden, wenn die politische Klasse eigenmächtig wird und dabei auch noch den Kompass verloren hat.