Die Frankfurter Rundschau fordert AfD-Chefin Alice Weidel auf: „Hetzer, haltet mal den Mund!“ Stephan Hebel schreibt dort: „“Gewalt gibt es, weil es Arschlöcher gibt und nicht Ausländer“, schrieb ein kluger Mensch am Montag, und viel mehr muss man über den politischen Missbrauch eines Gewaltverbrechens nicht sagen.“
Anschließend fragt er: „Was treibt eine Frau wie Alice Weidel (AfD) dazu, mit der Herkunft des mutmaßlichen Täters ihr schmutziges Süppchen zu kochen? „Schützt endlich die Bürger unseres Landes – statt der grenzenlosen Willkommenskultur!“, twitterte sie, kaum war die Nachricht vom gewaltsamen Tod eines Kindes am Frankfurter Hauptbahnhof bekanntgeworden. Und die Fangemeinde applaudierte.“
Für Hebel gibt es Täter, und Opfer, „also bitte: Hört auf, sie nach Nationalität und Hautfarbe zu unterteilen. Noch mal, damit ihr es kapiert: Haltet doch mal den Mund, ihr Hetzer!“
Die Welt fasst politische Forderungen zusammen, die nach dem Tod des Jungen laut wurden: „Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will sich „angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit“ derweil am Dienstag in Berlin mit den Chefs der Sicherheitsbehörden beraten. (…) Bei dem Treffen soll es neben der Attacke am Frankfurter Hauptbahnhof auch um Angriffe und Drohungen gegen Vertreter der Linkspartei gehen, um Bombendrohungen gegen Moscheen sowie den rassistisch motivierten Angriff auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach.“
Und CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor wird zitiert, der „jetzt rasche und spürbare Konsequenzen für den Täter“ forderte. „Zusätzlich zum Strafverfahren sollten auch aufenthaltsbeendende Maßnahmen diskutiert werden. Darüber hinaus bin ich offen für eine Diskussion über bessere Sicherheitsvorkehrungen an unseren Bahnhöfen.“
SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert möchte mehr Bundespolizei an den Bahnhöfen. Und Anke Rehlinger (SPD) äußert nebulös: „Eine solche Tat offenbart keine Sicherheitslücke, sondern eine Menschlichkeitslücke.“
Die Hessenschau beendet ihre Nachrichten zum Todesfall mit einem Zitat des Oberbürgermeisters der Stadt, der in etwa betont, das Frankfurt ein sicherer Hafen bleibe:
„Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) zeigte sich ebenfalls tief betroffen von der Tat, die allem widerspreche, wofür Frankfurt stehe. „Wir Frankfurter stehen zusammen, wir haken uns unter, wir helfen selbstlos Menschen, wir retten sie aus der Not und sind füreinander da – auch an Tagen wie heute, wo ein Schatten über der Stadt liegt“, twitterte der OB und sprach den Angehörigen des getöteten Jungen sein Beileid aus.“
T-Online fragt heute früh, ob man die Nationalität des Täters überhaupt hätte nennen müssen: „(D)ie Herkunft des Tatverdächtigen. Spielt sie eine Rolle? Sollte sie überhaupt thematisiert werden? Das Nennen bestimmter Nationalitäten kann Vorurteile und Klischees befeuern, die womöglich zu Erklärungen führen, die letztlich vollkommen falsch sind. Diese wiederum werden unter Umständen instrumentalisiert für eine Politik der Ausgrenzung.“ Für das Nachrichtenportal ist „zum jetzigen Zeitpunkt eine andere Debatte zielführender. Die um die Sicherheit und gegen aufkommende Angst am Bahnsteig.“
Die ZEIT berichtet, dass der hessische Innenminister Peter Beuth angesichts der schrecklichen Tat der Stadt Frankfurt einen Bescheid über 1,2 Millionen Euro übergeben hat für die Instandhaltung der Videoanlagen im Bahnhofsviertel. Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jörg Radek, schlägt, so die Zeit weiter, „den Einbau technischer Sperren“ an Bahnhöfen vor.
Der Spiegel bebildert seine Berichterstattung mit einer Karte „In stiller Anteilnahme und Trauer“ und einer arabischen Übersetzung, die ein Passant am Frankfurter Bahnhof vor ein paar Friedhofskerzen gestellt hatte. Weiter berichtet der Spiegel: „Nach den Untersuchungen einer Blutprobe gibt es Hinweise auf Kokain-Konsum. Es seien bei ihm Abbauprodukte von Kokain im Blut nachgewiesen worden. „Das heißt aber nicht, dass er konkret unter Kokaineinfluss stand“, sagte der Duisburger Staatsanwalt Alexander Bayer am Montag.“
Bild stellt hinter einer Bezahlschranke ein Video des flüchtenden mutmaßlichen Täters zur Verfügung.
ZDF Morgenmagazin: „Warum stößt jemand eine Mutter und ihr Kind vor einen einfahrenden ICE? War es eine Nachahmungstat? Wie sehen mögliche Konsequenzen aus? (…)“
Ralf Stegner von der SPD twittert am Morgen: „Guten Morgen aus Bordesholm. Mein Musiktipp für Euch da draußen im digitalen Orbit ist von Ricky King „Verde“. Schönen Dienstag ;-)“
Alice Weidel (AfD) informiert per Twitter, dass Angela Merkel „ohne ein Wort der Anteilnahme in den Urlaub“ abgehoben wäre.
Benedikt Lux von den Grünen twittert: „Wie schrecklich. Der zweite Todesfall in einer Woche. Es muss geprüft werden, ob Züge nicht grundsätzlich mit Schrittgeschwindigkeit in Bahnhöfe einfahren sollten.“
Ein Twitter-Nutzer Paredes @LDK_Paredes zeigt einen Film aus Japan, wo es bereits Sicherheitssperren vor einfahrenden Zügen gibt und schreibt: „Ich wünschte, wir hätten so etwas auch in Frankfurt gehabt.“
Ein Twitter-Account „Volksverpetzer“ mit 24.700 Followern schreibt: „Heute haben Rassisten massiv nach #Frankfurt gegen Flüchtlinge, Migranten und Frau Merkel gehetzt. Ihre Argumentation war 100 % rassistisch. Denn der mutmaßliche Täter ist ein in der Schweiz lebender Tourist. Also alles heiße, rassistische Luft. Hetzer haben nie Recht.“
Robert Fietzke, Jugendkoordinator Die Linke Sachsen-Anhalt twittert: „Rassisten geht es nicht um Anteilnahme und Trauer, es geht ihnen auch nicht um Aufklärung und den Rechtsstaat, es geht (ihnen) einzig und alleine um die Vollstreckung ihrer Lynchgelüste & die Exzerzierung des Ausnahmezustandes. Er ist das Biotop für ihre Vernichtungsfantasien.“
Aus Wien schreibt Leo Kohlbauer, Landtagsabgeordneter der FPÖ: „Wird einem Eritrea eine Straftat angetan, berichtet Spiegel-Online von einer rassistischen Straftat. Bringt ein Eritrea einen 8-Jährigen Burschen um wird von einem Mann berichtet.“