Ganz anders als noch die Kollegen im Saarland, kann die bayerische Polizei Entwarnung geben, in Bayern funktioniere die Sicherheitsarchitektur jedenfalls beispielhaft an diesem Falle noch ganz gut.
Nachdem sich von der Süddeutschen bis t-online die Meldungen randalierender Jugendlicher doch arg widersprachen, fragte TE beim zuständigen Polizei-Pressesprecher nach, um zunächst einmal die Anzahl der vor den Starnberger Polizeiinspektion auflaufenden Jugendlichen zu verifizieren. Tatsächlich waren einhundert Personen vor Ort, von denen bis zu fünfzig aktiv randaliert hätten.
Was war passiert? Eine schon traditionell stattfindende alternative Schulabschlussfeier vor einem Gymnasium in Starnberg war eskaliert, nachdem ein unter Drogen stehender 15-Jähriger festgenommen und aufs Starnberger Revier verbracht wurde. Der Sicherheitsdienst der Veranstaltung konnte den Jungen einfach nicht mehr beruhigen, der sogar von der Security Drogen verlangt haben soll.
Um Spekulationen zu vermeiden: Laut Auskunft der Presseabteilung der Polizei übrigens ein Junge mit typisch bayrischem Nachnamen.
Der entfesselte Randalierer wurde also von der zur Hilfe eilenden Polizei unter „unmittelbarem Zwang“ fest- und vorläufig mit aufs Starnberger Revier genommen, nachdem er mehreren Platzverweisen nicht nachgekommen war. Mehrere Schüler hatten versucht, die Festnahme zu verhindern, wobei ein Fußtritt gegen den Kopf eines Beamten gerade noch verhindert wurde.
Nach der Festnahme kamen etwa einhundert Personen zusammen, die gemeinsam zum Polizeirevier gingen, wohl mit dem Vorsatz, den 15-Jährigen zu befreien. Aus einer Gruppe von bis zu fünfzig dieser Personen wurden dann Flaschen und Steine geworfen, eine Scheibe des Präsidiums ging zu Bruch.
Der Polizei sei zwar überrascht und hätte auch eine zunehmende Verrohung festgestellt, kann aber, so der Pressesprecher, für sich in Anspruch nehmen, dass man die Situation in so weit im Griff hatte, dass in kurzer Zeit siebzig weitere herbei gerufene Beamte aus benachbarten Dienststellen vor Ort waren.
Der 15-Jährige wurde später seinen Eltern übergeben, gegen weitere Personen wird jetzt von der Kriminalpolizei Fürstenfeldbrück u.a. wegen des Verdachtes auf Landfriedensbruch, versuchter gefährlicher Körperverletzung, Gefangenenbefreiung und Widerstand gegen Vollzugsbeamte ermittelt.
Davon unbenommen bestätigt die Polizei, dass man so etwas in diesem Ausmaße noch nicht erlebt hätte. Aber die Analyse wäre nicht erste Aufgabe der Polizei, da müssten jetzt Fachleute Antworten suchen. Die Polizei beschäftigt sich im Moment noch mit dem Vorfall und führt die notwendigen Befragungen und Ermittlungen durch. Die bayerische Polizei wurde also überrascht, aber nicht vor unlösbare Aufgaben gestellt, wie das schnelle und handlungsfähige Aufgebot an Zusatzkräften belegen würde.
Sogar Starnbergs Bürgermeisterin schaltete sich ein und versicherte, es werde im nächsten Jahr keine weitere „Gehwegparty“ geben.
Nun dürfte die bundesweite mediale Beachtung dieses Vorfalls aus dreierlei Gründen interessant sein. Zum einen verwundern die schnellen Meldungen der Presse, die zuletzt beim Alarmruf aus Saarlouis Tage auf sich warten ließen – lag es etwa daran, dass im Fall Starnberg schnell klar war, dass hier ausnahmsweise einmal keine Migranten tonangebend waren? Desweiteren darf man gespannt sein auf die Analyse der Vorkommnisse insofern, dass geklärt werden muss, ob hier eventuell eine bestimmte Jugendkultur prägend ist, was diese eskalierende Respektlosigkeit angeht.
Und zuletzt sollten sich die Länder einmal genau anschauen, was da bei der bayerischen Polizei gerade richtig gelaufen ist und sich die Frage stellen, ob hier eine gewisse noch vorhandene Straffheit möglicherweise bundesweit Vorbildcharakter bekommen sollte, bevor diese bayerische Art der erfolgreichen Umgehensweise mit Polizei-relevanten Vorkommnissen ungerechtfertigter Weise als antiquiert verschwindet.